Bürgerbeteiligung und Lokalpolitik im europäischen Vergleich - Einzelansicht

Kommentar zur Lehrveranstaltung (Seminar)

„Bürgerbeteiligung und Lokalpolitik im europäischen Vergleich“

Spätestens seit der Agenda 21 steht global die Forderung nach mehr Bürgerbeteiligung für lokalpolitische Entscheidungen im Raum. Mit der Verbreitung des Internets in den Industrieländern haben darüber hinaus Modelle elektronischer Beteiligung zunehmende Verbreitung gefunden, wobei einige Ansätze persönliche und elektronische Beteiligung verknüpfen. Bürgerbeteiligung auf lokaler Ebene wird einerseits als Mittel zur Verwaltungsvereinfachung, andererseits als Angebot zur verstärkter Partizipation und als Konfliktvermeidungsmechanismus gesehen.

Das Seminar stellt die Entwicklung von Ansätzen zu verstärkter Bürgerbeteiligung in den letzten 20 Jahren europaweit vor und vergleicht diese mit lokalen Münsteraner Beispielen (insbesondere dem Agenda-Prozess von 1996-1999 und der Einführung eines Bürgerhaushalts in Münster seit 2011) einerseits und allgemeinen Theorien über Partizipation andererseits. Im Hintergrund steht die Frage, inwieweit neue Formen der Beteiligung an lokaler Politik den Bürgern tatsächlich zu einem größeren Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung verhalfen. Die Antwort fällt unterschiedlich aus, je nachdem, ob es sich dabei um Frauen oder Männer, Jugendliche oder ältere Menschen, arme oder begüterte Menschen oder um Migranten handelt.

Theoretisch betrachtet geht es um das angemessene Verhältnis von repräsentativer und direkter Demokratie einerseits und um die Frage nach dem Charakter und der Verteilung von Macht. Praktisch geht es um die Frage, ob gelungene partizipative Lokalpolitik die Defizite nationaler und internationaler Entscheidungsprozesse im Hinblick auf drängende Fragen wie Nachhaltigkeit ausgleichen kann. Für diese Frage ist auch ein Blick in die USA nützlich (Grassroots Democracy).

Literatur:

Amnå, Eric (ed. 2010): New forms of citizen participation

Bozzini, Emanuela and Enroljar, Bernard (eds. 2012) Governing ambiguities. New forms of local governance and civil society

Emmer, Martin (2011): Bürger online - die Entwicklung der politischen Online-Kommunikation in Deutschland

Greif, Hajo (2011): Cultures of participation - media practices, politics and literacy

Herzberg, Carsten (2009): Von der Bürger- zur Solidarkommune. Lokale Demokratie in Zeiten der Globalisierung.

Sintomer, Yves; Herzberg, Carsten; and Röcke, Anja (eds. 2009): Der Bürgerhaushalt in Europa - eine realistische Utopie?: Zwischen Partizipativer Demokratie, Verwaltungsmodernisierung und sozialer Gerechtigkeit

Snell, Carolyn (2009): The Impact of Local Agenda 21 in England And the Implications for Public Participation Strategies

Tillmann, Berthold und Michael Tillmann (1998): Über unsere Verhältnisse. Beiträge zur Diskussion um ein zukunftsfähiges Münster

"15 Thesen für ein zukunftsfähiges Münster"

Prüfungsleistungen:

Teilnahme und Hausarbeit (ca. 15 Seiten) 5 Leistungspunkte

Die Themen für Präsentation=Referat und Hausarbeit ergeben sich aus der Anfang des Semesters vorgestellten Themenliste. Die Ausarbeitung des Referats kann sich auf die tatsächlich vorgestellten Tatsachen und Thesen beschränken. Bei der Hausarbeit wird erwartet, dass gegensätzliche Standpunkte dargestellt und argumentative abgewogen werden.

Bei Bedarf kann für Modulabschlussprüfungen eine Klausur angeboten werden