Kommentar |
Theorien des sozialen Wandels unterscheiden sich in vielen Hinsichten (Erklärungsform, historische Tiefenschärfe, Aktor-Struktur-Konzept etc.). Eine gerade im Horizont gegenwärtiger Theoriediskussion zentrale Differenz betrifft die Frage, ob Transformationen von Gesellschaften eher einer evolutionären Logik oder dem Prinzip revolutionärer Zäsuren bzw. diskontinuierender Rupturen entsprechen. Dabei ist das Prinzip des revolutionären Umbruchs gar nicht notwendig auf die Aktorschaft besonderer Personen, Trägergruppen, etwa: sozialer Bewegungenen angewiesen (zumal klassische Revolutionstheorien diese Trägergruppen häufig als eine Avantgarde, die einem notwendigen, allgemeinen Prinzip zum Durchbruch verhelfen, behandeln, so dass also "revolutionäre" Durchbrüche geradezu als Spezialform einer substantiellen Kontinuität erscheinen). Das Prinzip der Revolution ist also nicht "out of date", weil z.B. Marx nurmehr historisch interessant wäre, sondern es nimmt in der evolutionstheoretischen Diskussion eher andere Formen an, z.B. die Insistenz auf historische Kontingenzen, die einem evolutionistischen Modell notwendiger Teleologie (etwa: lineare Steigerung der Komplexität von Gesellschaftsformen) entgegengehalten werden.
Das Seminar verfolgt einschlägige Theorieangebote der Klassik und neueren Datums, um das Feld relevanter Konzepte zu erschließen und zentrale Fragen an eine Theorie sozialen Wandels herauszupräparieren |
Literatur |
Erste, einführende Literatur:
Niklas Luhmann (1997): "Evolution", in: ders., Die Gesellschaft der Gesellschaft, erster Teilband, Ffm.: suhrkamp, S. 413-576.
Hannah Arendt (1968): Über die Revolution, Ffm. et. al. Büchergilde Gutenberg. |