Kommentar |
Max Weber hat seine wissenschaftlichen Unternehmungen erst in seinem letzten Lebensjahrzehnt unter dem Titel der 'Soziologie' betrieben, nachdem er zunächst eher soziologieskeptisch war und seine Arbeiten bevorzugt als 'Sozialökonomik' betrieb. Das gilt auch, schon im Titel greifbar, für den berühmten 'Aufsatz' Die Protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus (1904/5). Den ersten Zugang zur Weberschen Soziologie gilt es auf diesem sozialökonomischen Feld zu finden. Von unerschütterter klassischer Bedeutung bleibt Weber mit einer Soziologie, die, was ihre grundbegriffliche Fundierung angeht, auf die Kategorie(n) des sozialen Handelns setzt. Diese Grundbegrifflichkeit war aber nicht nur soziologisch ausgesprochen folgenreich; mit ihr ging Weber deutlich auf Abstand zu den zeitgenössischen Soziologien, etwa denen Émile Durkheims oder Georg Simmels. Wir wählen die Grundbegriffe als zweiten Zugang zum Werk. Der dritte Zugang führt zur Herrschaftsthematik, die, völlig anders als etwa bei Durkheim, in der Weberschen Soziologie (auch grundbegrifflich) von besonderer Prominenz ist und sich teilweise überschneidet mit seiner 'politischen Soziologie'. Seine Herrschaftssoziologie hat Weber insbesondere im soziologischen Hauptwerk Wirtschaft und Gesellschaft zur Darstellung gebracht. Unter das Dach von Wirtschaft und Gesellschaft gehört aber auch eine der beiden Religionssoziologien Webers, diejenige, die er seine "Religionssystematik" genannt hat. In diesem vierten Teil der Veranstaltung soll einerseits das Webersche Religionsverständnis und andererseits das Verhältnis von Religion und Schichtung im Vordergrund stehen. Die andere Religionssoziologie ist historisch-komparativer Art, zugleich ist sie wie so vieles andere Fragment geblieben; es geht um die drei Bände von Webers Studien zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen, die eine Ausweitung der Fragestellung der Protestantischen Ethik ins Universalhistorische darstellen; zum Abschluss hat Weber die vergleichenden Studien über China und Indien bringen können, während die Arbeit zum Antiken Judentum zwar Buchformat erreicht hat, gleichwohl unvollendet geblieben ist. Hier liegt der fünfte Zugang zum Weberschen Werk. Der sechste und letzte konzentriert sich auf zwei einander sehr nahestehende und späte Texte Webers, die in die Kernzone des Werks führen und von denen der erste von besonderer 'gesellschafts-', nämlich differenzierungstheoretischer Bedeutung ist und gerade in den letzten Jahren erhebliche Resonanz gefunden hat: die Zwischenbetrachtung. Abschließend hat es, nicht minder berühmt, um den Vortrag Wissenschaft als Beruf zu gehen und damit um eine höchst belangvolle Kulturdiagnose der Moderne. |