Ankündigung
Masterkurs: Staat und Markt
Dozent: Dr. Ulrich Hamenstädt
Politikwissenschaftliche Debatten folgen oftmals Konjunkturen. Eine fast schon hegemoniale Stellung innerhalb der Globalisierungsdebatten nahm in den letzten Jahren die Diskussion über den s.g. Rückzug des Staates ein. Spätestens seit der Finanzmarktkrise ist zu erkennen, wie mächtig der Staat und seine Institutionen geblieben sind und welche regulativen Einflüsse auf die Märkte von ihnen als Akteure ausgehen können. Diese Entwicklung zeigt, dass das zugrundeliegende Verständnis über einen Rückzug des Staates zu kurz greift. Es handelt sich scheinbar nicht um ein Nullsummenspiel zwischen den Akteuren, in welchem der Markt an Macht gewinnt, was der Staat verliert.
Bereits in den 1990er Jahren kritisierte Susan Strange, eine der wichtigsten Vertreterinnen der kritischen Internationalen Politischen Ökonomie, dieses verkürzte Verständnis des Globalisierungsprozesses und stellte einen machtanalytischen Theorierahmen entgegen, mit welchem sich der qualitative Wandel von Staatlichkeit im Prozess der Globalisierung erfassen lässt. Einige der Begriffe, welche (erst) Strange in die Debatte einbrachte, sind heute schon fast Allgemeingut, wie der Begriff des Kasinokapitalismus, welcher die Veränderung des Verhältnisses zwischen Staat, Realökonomie und Finanzmärkten erfasst. In diesem Seminar soll sich ihrem letzten Buch, „The Retreat of Stat" von 1996, genähert werden. Das Buch sticht heraus, da es den machtanalytischen Ansatz von Strange mit empirischen Untersuchungen verbindet. Das Ziel des Seminars ist es, sich zum einen der sehr heterodoxen Theorie von Strange zu nähern und zum anderen einige Beispiel für empirische Untersuchungen zu erhalten, die sich durch die Anwendung eines theoretischen Rahmens durchführen lassen. Es geht somit beim übergeordneten Lernziel um den Bezug zwischen Theorie und Empire, wie er in jeder Abschlussarbeit durch Studierende hergestellt werden soll.
Hinweise: Aufgrund eines Forschungsprojektes in England werde ich erst Anfang Juni nach Deutschland zurückkehren. Somit wird der Kurs erst in der 23. KW beginnen und dann jeweils mit der doppelten Stundenanzahl unterrichtet werden. Die nötigen Unterlagen werden über den BSCW-Server bereitgestellt. Referatsvergabe und „Registrierung" finden im Rahmen der ersten Veranstaltung statt.
Politikwissenschaft ist ein Lesestudium. Für die Teilnahme an dem Kurs wird die Bereitschaft zum Lesen der notwendigen Texte, auch der englischen Originaltexte, vorausgesetzt. Durch den späteren Beginn der Veranstaltung wird sich der Leseaufwand für diesen Kurs im Wesentlichen auf die letzten Wochen des Semesters verlagern.
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