Kommentar |
Individualisierungstendenzen und die zunehmende Pluralisierung unterschiedlicher Milieus und kultureller Subkollektive stellen soziologisches Forschen vor die Herausforderung, die unterschiedlichen lebensweltlichen Handlungszusammenhänge adäquat zu verstehen. Eine zentrale Möglichkeit besteht darin, das scheinbar Vertraute, Selbstverständliche der Lebenswelt in seiner Fremdheit zu entdecken und zu erfahren. In der Wissenssoziologie spielen daher die Methodologien und die Methoden ethnographischer Forschung eine große Rolle. Die Arbeiten der Chicago School, die Ethnomethodologie Harold Garfinkels und die ethnographischen Arbeiten Erving Goffmanns sind mittlerweile zu den Klassikern ethnographischer Wissenssoziologie zu zählen. In der neueren Wissenssoziologie, z.B. im Konzept der kleinen Lebenswelten (nach Anne Honer und Ronald Hitzler) wird das methodische Vorgehen der Ethnographie bezogen auf das Verstehen fremder Lebenswelten im Alltag (z.B. Jugend-, Musikszenen, Vereine etc.).
Nach einer allgemeinen Einführung in die Methodologie ethnographischen Forschens (v.a die klassischen Ansätze in der Ethnologie und der Chicago School, der Arbeiten Garfinkels, Goffmans und Bourdieus sowie zeitgenössische Diskussionen über ethnographische Repräsentation) sollen vor allem die Methodologie und die methodische Vorgehensweise der ethnographischen Ansätze in der neueren Wissenssoziologie diskutiert werden. Gleichzeitig sollen die Methoden und Techniken ethnographischen Forschens und ethnographischen Schreibens im Einsatz erprobt werden.
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