Janina Grabs
“Die Effektivität von freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards in der Verbesserung nachhaltiger Anbaumethoden im Kaffeesektor Lateinamerikas“
Diese Arbeit untersucht die Effektivität von freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards in der Verbesserung der ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit des lateinamerikanischen Kaffeesektors.
Kaffee ist ein wichtiges Anbauprodukt in vielen Biodiversität-Hotspots wie z.B. Guatemala, Costa Rica und Kolumbien. Darüber hinaus ist die Kaffeeernte eine wesentliche Einnahmequelle für die ärmsten Einwohner. Nachhaltige Anbaumethoden sowie sichere und faire Arbeitsbedingungen auf Kaffeefarmen sind daher von zentraler Bedeutung für Umweltschutz und Armutsbekämpfung in der Region.
Eine hohe Preisvolatilität, steigende Kosten und Machtgefälle in der Wertschöpfungskette gefährden allerdings die ökonomische Nachhaltigkeit der Farmen. Diese Faktoren führen häufig zu ertragsmaximisierenden Praktiken welche die langfristige Gesundheit der Kaffeefelder und der Umgebung sowie nachhaltige Arbeitsstandards untergraben können.
Freiwillige Nachhaltigkeitsstandards, welche sowohl von Dritten bescheinigte Gütesiegel als auch industrieinterne Standards umfassen, wurden geschaffen, um diese systematischen Probleme zu lösen. Die Rentabilität der meisten zertifizierten Farmen ist jedoch gleichgeblieben, da die Preisprämien sich die Waage halten mit den hohen Durchführungs- und Implementierungskosten.
Wenn dieser zentrale Anreiz zur Verbesserung nicht gegeben ist, setzen die Produzenten die Anforderungen der Zertifizierungen wirklich konsequent um? Und wenn ja, ist es vor allem aufgrund eines institutionellen Unterstützungssystems welches ihnen – sowie den nicht zertifizierten Nachbarn – die Möglichkeit gibt, dies zu niedrigen Kosten zu tun? In anderen Worten, erhöhen freiwillige Nachhaltigkeitsstandards die ökologische und soziale Nachhaltigkeit von Kaffeefarmen glaubhaft über regionale Durchschnittswerte? Und sind derartige Verbesserungen auf die Standards zurückzuführen oder auf andere Akteure des Sektors?
Es gibt bisher wenige Studien, welche die ökologische und soziale Merkmale von zertifizierten Kaffeeproduzenten untersuchen, und die meisten beschränken sich auf Zensusdaten oder Selbstauskünfte. Diese Studie wird eine Wirkungsanalyse vor Ort durchführen, um die Interaktion zwischen der sinkenden ökonomischen und der tatsächlichen ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit von zertifizierten Kaffeefarmen zu verstehen. Darüber hinaus werden als Teil des Projektes alternative Ansätze der Wertsteigerung wie z.B. Direkthandel, und deren Auswirkung auf die drei Säulen der Nachhaltigkeit, untersucht.
„Beyond Certifications? The Efficacy of Voluntary Sustainability Standards in Enhancing Sustainable Practices in the Coffee Sector of Latin America“
This thesis examines the efficacy of voluntary sustainability standards in improving the environmental and social sustainability of the Latin American coffee sector.
Coffee is an important crop in many biodiversity hotspots including Guatemala, Costa Rica and Colombia. Furthermore, coffee harvesting is a crucial source of income for the most vulnerable inhabitants. Sustainable production practices and safe and fair labor conditions on coffee farms are therefore of central relevance for environmental protection and poverty alleviation in the region.
High price volatility, increasing input costs, and power imbalances in the value chain jeopardize farms’ economic sustainability. This setting rewards yield-maximizing practices that may hurt the long-term health of coffee fields and the surrounding environment as well as undermine sustainable labor conditions.
Voluntary Sustainability Standards, including third-party labels and industry-led standards, were pioneered to tackle these systemic problems. However, the overall profitability of most certified farms has remained unchanged despite price increases due to increased production and control costs.
Without this central incentive for improvement, do farmers still apply the rules to the book? And if they do, is it because they benefit from an institutional support system that allows them – as well as their uncertified neighbors – to do so at a competitive cost? In other words, do certification schemes reliably increase social and environmental sustainability over the regional average? And are such improvements driven by certification schemes or rather the efforts of other sectorial actors?
Studies that measure environmental and social performance of certifications are still scarce and most focus on self-reported or census data. This study will implement an on-the-ground impact evaluation to understand the interaction between decreasing economic and the purported improved environmental and social sustainability of certified farms. Furthermore, as a part of the project, alternative avenues of value creation, such as direct trade, and their connection to the economic, environmental, and social sustainability of coffee farms will be examined.
Die Betreuung erfolgt durch Prof. Dr. Dietz und Jun.-Prof. Dr. Börner des ZEF (Universität Bonn) im Rahmen der Forschungsgruppe Europäische und Internationale Governance.
2016 - 2017 | Wissenschaftliche Beraterin des International Panel of Experts on Sustainable Food Systems (IPES-Food) |
2015 | Aufnahme in die Graduate School of Politics Münster |
2015 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der NRW-Nachwuchsforschungsgruppe “TransSustain” am Institut für Politikwissenschaft in Münster; Beginn der Promotion mit dem Arbeitstitel “Die Effektivität von freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards in der Verbesserung nachhaltiger Anbaumethoden im Kaffeesektor Lateinamerikas“ |
2014-2015 | Mercator-Kollegiatin mit Arbeitsaufenthalten am DG AGRI der Europäischen Kommission (Abteilung Biopolitik) und der GIZ Costa Rica (Themenschwerpunkt klimafreundliche Anbaumethoden) |
2013-2014 | Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Marktforschung der Agrar- und Ernährungswirtschaft der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn |
2014 | Master of Science der Agrar- und Ernährungsökonomik, Doppelstudium an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Swedischen Universität für Landwirtschaft (SLU) Uppsala. Masterarbeit: “Die sekundären ökologischen ‘Rebound-Effekte’ eines Wechsels zum Vegetarismus” |
2012 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin am McGill Institute for Health and Social Policy, Montreal |
2012 | Bachelor of Arts (Honours) mit Schwerpunkt Internationale Politik, Wirtschaft und Russisch an der McGill Universität, Montreal. Bachelorarbeit: “Das Konzept der Ernährungssicherheit in Russland” |
2011-2012 | Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Übersetzerin, Magna Carta Institute, Brüssel |
2010-2011 | Austauschjahr (Summa Cum Laude) am Institut d’Études Politiques (Sciences Po), Paris |
2008 | Matura am College Ste. Croix, Fribourg (CH) |
Forschungsschwerpunkte und –interessen
Blog zu nachhaltiger Ernährungspolitik