Buch des Monats
Alexander van Kessel
'Ruggen recht, heren!' Hoe de Nederlandse christen-democraten het tegenover hun Duitse geestverwanten aflegden in het debat over het profiel van de Europese Volkspartij |
Zusammenfassung
Während des 2. Weltkrieges und danach entstanden in Westeuropa, unter
anderen aus der (vormaligen) Illegalität und unter dem Einfluss der Ideen
des französischen personalistischen Philosophen Jacques Maritain, interkonfessionelle
Parteien, welche sich christdemokratisch nannten und im Vergleich zu ihren Vorgängern
aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen einen größeren Abstand
zur Kirche nahmen. Eine Ausnahme hierzu bildeten die Niederlande, wo in der
wiederhergestellten Versäulung der Gesellschaft die konfessionellen Vorkriegsparteien
nahezu unverändert wieder auf der Bildfläche erschienen. Dies galt
insbesondere für die zwei protestantisch-christlichen Parteien, die Antirevolutionaire
Partij (ARP) und die Christelijk-Historische Unie (CHU), jedoch gewissermaßen
auch für die Katholieke Volkspartij (KVP). Obwohl das Gedankengut von Maritain
bei der Gründung der letztgenannten Partei sicherlich Einfluss ausgeübt
hatte, wurde diese vorwiegend als Fortführung der vor-kriegszeitlichen
RK Staatspartij betrachtet. Sogar das Staatkundig program, das politische Programm
der Vorgängerpartei, wurde in erster Instanz übernommen. Anstrengungen,
eine christdemokratische Einheitspartei zu formen, wurden erst unter der Last
von Einbüßungen bei den Wahlergebnissen in der zweiten Hälfte
der sechziger Jahre unternommen.
Der besondere Werdegang der Christdemokraten in den Niederlanden hatte Folgen
für ihre Position inmitten der westeuropäischen Gesinnungsgenossen.
So nahm anfänglich lediglich die KVP an den Aktivitäten des 1947 gegründeten
Nouvelles Equipes Internationales (NEI), dem europäischen transnationalen
Zusammenschluss der christdemokratischen Parteien Westeuropas, teil. ARP und
CHU schlossen sich erst 1954 zögernd an, behielten jedoch ihre Zweifel
gegenüber dem ihrer Meinung nach vor allem römischen, durch den Personalismus
geprägten Charakter des NEI und seinem Nachfolger, der Europäischen
Union der Christdemokraten (EUCD). In ihrem gemeinschaftlichen Auftreten mit
den europäischen Gesinnungsgenossen legten die niederländischen Parteien,
insbesondere unter Anführung der Antirevolutionären, ihren Schwerpunkt
auf das 'C' in der christdemokratischen Politik. Diese Einstellung stieß
regelmäßig auf Unverständnis bei den Schwesterparteien, wovon
die meisten unter dem Einfluss von Dekonfessionalisierungs- und Modernisierungstendenzen
einen größeren Abstand zum kirchlichen Glauben hielten.
Mehr Unterstützung fanden die niederländischen Christdemokraten in
ihren sozialwirtschaftlichen Ansichten. Die niederländischen Parteien,
aber auch die belgischen und italienischen, profilierten sich als Befürworter
einer progressiven und christlich-sozialen Politik. Dies ergab sich aus dem
politischen und gesellschaftlichen Umfeld, worin die christdemokratischen Parteien
in ihrem eigenen Land operierten. Die niederländischen, belgischen und
italienischen Parteien mussten unter Berücksichtigung einer an den linken
Flügel gebundenen Arbeiterbewegung ihren politischen Kurs bestimmen. Dies
war nicht bzw. kaum der Fall bei der deutschen Schwesterpartei. Die Sozialausschüsse
der Christlich-Demokratischen Union (CDU) waren zuweilen zwar lautstark vorhanden,
beeinflussten jedoch nie den Parteivorsitz und den politischen Kurs. Nationale
Umstände bestimmten auch den politischen Spielraum der verschiedenen christdemokratischen
Parteien. In den Niederlanden, Belgien und in Italien hatten die Christdemokraten
für eine Regierungsmehrheit regelmäßig die Unterstützung
linker Parteien nötig. Eine 'progressivere' Haltung im europäischen
Rahmen war eine logische Konsequenz. Abgesehen von der Großen Koalition
in denJahren 1966-69 stand eine Zentrum-Links-Koalition in Deutschland nicht
auf der Tagesordnung. Im Gegenteil: Die politische Konstellation führte
hier zu einem scharfen Links-Rechts-Kontrast zwischen Sozialisten und Christdemokraten,
wobei die kleine liberale Partei in der Koalitionsbildung oftmals der entscheidende
Faktor war. Demzufolge manifestierten sich in der CDU/CSU ein heftiger Antisozialismus
und die Uberzeugung, dass auf europäischem Niveau eine breite Zentrum-Rechts-Allianz
erforderlich sei, um eine sozialistische Dominanz zu verhindern.
Dies erklärt, dass innerhalb des europäischen christdemokratischen
Parteienverbandes, während Anfang der sechziger Jahre anlässlich der
Verträge von Rom (1957) zum ersten Mal über ein direkt gewähltes
Europäisches Parlament mit realen politischen Befugnissen nachgedacht wurde,
ein deutlich wahrnehmbarer Unterschied zwischen linkem und rechtem Flügel
entstand. Zum linken konnte man die niederländischen wie auch die belgischen
und italienischen Parteien zählen, wohingegen die CDU und die bayrische
Christlich-Soziale Union (CSU) zusammen mit der Österreichischen Volkspartei
(ÖVP) zum rechten gehörten. Die deutschen Christdemokraten wünschten
eine Maximalisierung der Fraktionsgröße im Europäischen Parlament,
um auch in Zukunft eine mächtige Einheit gegenüber dem Verband der
europäischen Sozialisten bilden zu können, falls die Europäische
Gemeinschaft mit Ländern ohne christdemokratische Parteien ausgebreitet
werden sollte. Hierfür war eine Erweiterung der Parteienzusammenarbeit
mit Zentrum-Rechts orientierten politischen Strömungen notwendig. Dies
war für die niederländischen Parteien eine nicht tragbare Perspektive.
Zukünftige Partner sollten auf jedem Fall einen christlichen Bezug ausstrahlen.
Die beiden Flügel innerhalb der europäischen Christdemokratie sollten
ständig kollidieren. Während die Deutschen und Österreicher Freundschaftsbeziehungen
mit den konservativen Parteien in Großbritannien und Skandinavien sowie
mit den Gaullisten in Frankreich anknüpften, suchten die Italiener und
Niederländer Kontakte mit den christdemokratischen Mächten in Lateinamerika.
Dies führte nach langem hin und her zu Verärgerung und stand dem Ausbau
der transnationalen Zusammenarbeit erheblich im Wege. Die CDU und die CSU wurden
von den Niederländern immer mehr als konservative Parteien betrachtet.
Dieses Bild wurde immer wieder bestärkt, als die bedeutendsten Abgeordneten
innerhalb der europäischen Verbände (Bruno Heck, Kai-Uwe von Hassel
und Hans-August Lücker) stets als Fürsprecher bezüglich einer
Zusammenarbeit mit den Konservativen auftraten. Die Niederländer selbst
knüpften übrigens Kontakte mit kleinen christlichen Glaubensparteien
in Skandinavien und der Schweiz. Wegen ihrer anti-europäischen Haltung
fanden diese keinen Anklang bei den meisten anderen Schwesterparteien: Hier
standen die Niederländer fast immer alleine.
Da beide Flügel sich in den Sechzigern, Siebzigern und Achtzigern mehr
oder weniger im Gleichgewicht hielten, war das Aufrechterhalten des status quo
- trotz Spannungen - garantiert. Zudem waren wegen der Politik von De Gaulle
die Pläne für ein direkt gewähltes Europäisches Parlament
in den sechziger Jahren von der Tagesordnung verschwunden. Dadurch ließ
das Interesse bezüglich der internationalen Parteienzusammenarbeit nach
und die Diskus-sion verlor an Gewicht. Diese entstandene Sackgasse führte
dazu, dass in dieser Periode zum einen die globale Zusammenarbeit der Christdemokraten
(von großer Bedeutung für die Lateinamerikaner) nicht aus den Startlöchern
kam, zum anderen für die Konservativen und Gaullisten die Tür der
EUCD verschlossen blieb. Kontakte der CDU mit den Gaullisten wurden nach empörten
Reaktionen der Schwesterparteien auf Sparflamme gesetzt und der Antrag des britischen
Tory-Vorsitzenden zur Seite gelegt. CDU und CSU führten den Kon-takt zu
konservativen Parteien im kleineren Rahmen mit Hilfe 'inter-party conferences'
fort.
Die Sackgasse in der EUCD wurde in verschiedenen Phasen untergraben. Zuallererst
nahmen nach 1969 die Anstrengungen der CDU auf dem Gebiet der transnationalen
Zusammenarbeit der Parteien zu. Sie sah sich hierzu gezwungen, da sie auf Grund
ihrer neuen Oppositionsrolle ihrer gewohnten internationalen Kontakte auf diplomatischer
sowie auch Regierungsebene beraubt war. Die deutschen Parteien beanspruchten
Mitte der Siebziger Schlüsselpositionen innerhalb der EUCD sowie in der
christdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament. Die Bedeutung,
welche die Parteien der europäischen Zusammenarbeit anschließend
zukommen ließen, nahm weiterhin zu, als die Perspektiven für einen
Ausbau der europäischen Gremien zu Beginn der Siebziger sich rasch verbesserten.
Nachdem sich die europäischen Regierungschefs Dezember 1 974 bezüglich
eines direkt gewählten Europäischen Parlamentes mit zugleich weiterreichenden
Kompetenzen einig geworden waren, wurden die deutschen Plädoyers für
eine breite Zentrum-Rechts-Föderation stärker.
In der Diskussion über Charakter, Satzung und Zusammenstellung der beabsichtigten
Föderation der christdemokratischen Parteien in den EG-Ländern hatten
die Niederländer eine besondere Rolle. Bei der Gründung der Parteienföderation
1976 konnten sie mit Hilfe der Italiener und Belgier die Mitgliedschaft auf
christdemokratische Parteien beschränken. Bei der Namengebung jedoch erlitten
die Niederländer eine Niederlage: das Adjektiv 'christdemokratisch' wurde
in den schnell nicht mehr gebräuchlichen Untertitel ('Föderation der
christlich demokratischen Parteien der Staaten der Europäischen Gemeinschaften')
verbannt. Der neutrale Titel 'Europäische Volkspartei' hielt alle Optionen
für die Zukunft offen: Die Tür der EVP war für nicht-christdemokratische
Parteien einen Spalt geöffnet worden. Der Versuch der Niederländer,
einen Verweis der evangelischen Grundfeste in die Satzung und das Programm aufnehmen
zu lassen, hatte bei keiner der anderen Parteien Anklang gefunden.
Die niederländischen Christdemokraten behielten ihre besondere Position
auch nach der Bildung der interkonfessionellen Fusionspartei, dem Christen-Demokratisch
Appèl (CDA), im Jahre 1980. Veränderte Machtverhältnisse innerhalb
der EVP führte zu einer Störung des Gleichgewichts zwischen 'links'
und 'rechts'. Der CDA wurde immer mehr in die Isolation gedrängt. Es war
vor allem die CDU, die größte Partei innerhalb des christdemokratischen
Bundes, welche sich unter Führung des Vorsitzenden Helmut Kohl bemühte,
die EVP für anders gesinnte Zentrumsparteien zu öffnen. Die unerwünschte
Alternative war seiner Meinung nach eine schwindende Rolle für die Christdemokraten
in der sich stets ausbreitenden Europäischen Gemeinschaft. Durch den Mangel
an christdemokratischen Parteien in den neuen Mitgliedsstaaten würde es
zu einer starken Minderheit gegenüber den allgegenwärtigen Sozialisten
kommen. Kohl wurde in seiner 'towards a majority'-Strategie von dem belgischen
EVP-Vorsitzenden Wilfried Martens unterstützt, der großes Vertrauen
in die Möglichkeiten setzte, die Machtbasis der EVP zu erweitern, ohne
den christdemokratischen Charakter zu verlieren.
Mit der Erweiterung der EG in den Achtzigern und Neunzigern nahm der Druck auf
die EVP zu, Zentrum-Rechts-Parteien aus den Ländern zuzulassen, in denen
keine christdemokratischen Parteien vorhanden waren. Kohls Verdammungsszenario
schien sich zu bewahrheiten: Die Ergebnisse der europäischen Wahlen zeigten
einen zunehmenden Rückstand der EVP gegenüber den Sozialisten auf.
Die deutsche Wiedervereinigung 1990 stärkte die zahlenmäßige
Position der CDU innerhalb der EVP, wodurch die Befürworter der Mehrheitsstrategie
neuen Wind in die Segel bekamen. Dieser nahm noch weiter zu, als 1993/94 die
italienische Democrazia Cristiana wegen Korruptionsskandale zugrunde ging. Die
DC, quantitativ gesehen die zweitstärkste Partei in der EVP, war bis zu
diesem Zeitpunkt progressives Gegengewicht zum deutschen 'Machtstreben' und
als solches der wichtigste Verbündete des CDA gewesen. Als im Jahre 1 999
die Position der DC innerhalb der EVP durch die rechtspopulistische Partei Forza
Italia des Mediengiganten Silvio Berlusconi eingenommen wurde, drohte der CDA
weiterhin in Isolation zu geraten. Darüber hinaus spielte die konservative
Partido Popular aus Spanien, 1991 trotz starkem Widerstand seitens des CDA zugelassen
zur EVP, seit Beginn der neunziger Jahre in zunehmendem Maße eine prominente
Rolle. Mitte der Neunziger wurde innerhalb des CDA festgestellt, dass die christdemokratischen
Parteien aus den sechs Gründungsländern der EG eine Minderheit innerhalb
ihres eigenen Parteienbundes formten.
Den größten Widerstand jedoch leistete der CDA gegen ein formales
Abkommen mit den Britischen Konservativen. Besonders der in den Augen vieler
niederländischen Christdemokraten opportunistische und prinzipienlose Charakter
der 'Conservative Party' führte zum Ergebnis, dass eine strukturelle Bindung
unerwünscht war. Dies war den britischen Konservativen bereits im Jahre
1958 deutlich gemacht worden. Jedoch bestand seit dem Beitritt von Großbritannien
zur EG 1973 bei der Conservative Party und der CDU Bedarf an Zusammenarbeit
im Europäischen Parlament. Ein erster Antrag der britischen Konservativen,
in die EvP-Fraktion aufgenommen zu werden, wurde 1989 noch abgewiesen. Die anderen
EVP-Parteien störten sich besonders an den euroskeptischen Charakter der
Politik von Tory-Parteiführerin Margaret Thatcher. Dieser ließ sich
nicht mit den föderalen Ansichten der Christdemokraten vereinbaren. Als
die Conservative Party nach dem Führungswechsel 1990 unter John Major einen
mehr pro-europäischen Kurs einnahm, wendete sich das Blatt. Die Parteichefs
der EVP steuerten auf ihrer Konferenz im April 1991 formale Zusammenarbeit im
Europäischen Parlament sogar an. Auch die niederländische Delegation,
bestehend aus dem CDA-Premier R.F.M. Lubbers und Parteipräsident W.G. van
Velzen, fügte sich. Hierfür konnte im Heimatland kaum jemand Verständnis
aufbringen.
So kam es nach einer Probezeit im Frühjahr 1992 nachträglich zur Aufnahme
der britischen Europarlamentarier in die EVP-Fraktion. Diese Niederlage der
Niederländer war zugleich die logische Folge des relativen zahlenmäßigen
Rückgangs der CDA-Mitglieder in der EVP. Anfang der neunziger Jahre hatte
der CDA alle Hoffnung darauf gesetzt, mit Hilfe eines Basisprogramms die ideologischen
Fundamente der EVP zu stärken. Mit größerem ideologischem Fundament
sollte jeder Gesuch von nicht-christdemokratischen Parteien zum Beitritt in
die EVP entmutigt oder abgewiesen werden können, so dachte man. Diese sogenannte
Bunkerstrategie scheiterte, als auch nicht-christdemokratische Parteien - mit
Ausnahme der britischen Conservative Party - bereit schienen, dieses Basisprogramm
zu unterzeichnen.
Ein weiterer erschwerender Faktor waren für die Niederländer die Entwicklungen
in Mittel- und Osteuropa nach 1989/1990. Die Hoffnung, um dort christdemokratische
Schwesterparteien stärken zu können, schien vergeblich. Auch hier
bevorzugten vor allem die Deutschen Beziehungen zu großen Zentrum-Rechts-Parteien,
die eine reale Aussicht auf Regierungsverantwortlichkeit hatten. Nun verlor
der CDA wiederum: EUCD und EVP breiteten sich mit einer bunten Mischung an Zentrum-rechts-Parteien
aus. Der CDA war hierfür mitverantwortlich, da Van Velzen als Vorsitzender
der Arbeitsgruppe fungierte, welche diesen Bereich koordinierte. Der ehemalige
CDA-Vorsitzende hatte mit Kritik aus eigenen Reihen zu rechnen.
Für gewöhnlich nahmen die in Straßburg aktiven niederländischen
christdemokratischen Politiker bezüglich der in dieser Studie beschriebenen
Problematik eine pragmatischere Haltung ein als die 'zu Hause gebliebenen'.
Vor allem die KVP-Mitglieder W.J. Schuijt und Th.E. Westerterp, aber auch der
Antirevolutionär J. de Koning ließen schon in den Siebzigern regelmäßig
eine 'offene' und flexible Haltung durchblicken. Eine Ausnahme hierbei bildete
A.M. Oostlander, welcher sich seit seinen ersten Bemühungen für ein
Programm der EVP im Jahre 1976, aber auch nach seinem Beitritt zum Europäischen
Parlament 1989, hartnäckig dagegen wehrte Beziehungen mit nicht-christdemokratischen
Parteien und ihren europarlamentarischen Mitgliedern zu knüpfen. Eine besondere
Position wurde durch K.J. Hahn eingenommen, der neben viel Sympathie bezüglich
seines unbezähmbaren Einsatzes wegen seiner weitgefächerten ideologischen
Meinungen auch unter Kritik zu leiden hatte.
Das Verständnis, welches die niederländischen Europarlamentarier,
aber auch verantwortliche Politiker wie Premier Lubbers oder Parteivorsitzender
Van Velzen in bezug auf die Notwendigkeit der Öffnung der EVP für
nicht-christdemokratische Parteien für gewöhnlich aufzubringen wussten,
war weitaus weniger bei national operierenden Politikern zu finden. Die heftige
Debatte über das Programm und die Grundfeste der Fusionspartei CDA in den
siebziger Jahren schärfte den niederländischen Standpunkt auch im
europäischen Verband. Dies hatte unter anderem Pläne zur Folge, die
eine Arbeitsgemeinschaft zwischen christdemokratischen und konservativen Parteien
vorsah. Die Niederländer reagierten dann auch zusammen mit den Italienern,
Belgiern und Franzosen, empört über die in 1978 durch die Deutschen
gegründete Europäische Demokratische Union (EDU). Letztlich hat die
EDU nur eine bescheidene Rolle gespielt und sie wurde durch die Entwicklungen
in der EVP überflüssig. Diese wuchs zu einem stets von der CDU gewünschten
Dachverband für alle Zentrum-Rechts-Parteien der EU-Länder heran.
Nach den europäischen Wahlen im Juni 1999 wurde die zusammengelegte EVP/ED-Fraktion
bei weitem die größte.
Die Niederländer haben sich im Laufe der Jahre immer mehr als christdemokratische
Vorhut innerhalb der EVP angesehen. Der CDA wurde in der EVP in zunehmendem
Maße mit dem Dilemma konfrontiert, sich verändernden Situation zu
fügen, oder die Rolle der Laus im Pelz zu übernehmen, wodurch der
Einfluss stetig schwinden würde. Lubbers und Van Velzen entschieden sich
für die erste Option. Eine auf den ersten Blick immer kleiner werdende
Anzahl von CDA-Mitgliedern hält noch immer an dem Ende der fünfziger
Jahre eingenommen Standpunkt fest, sich organisatorischen Verbänden mit
nicht-christdemokratischen Verbänden zu widersetzen.
Van Kessel, A.: 'Ruggen recht, heren!' Hoe de Nederlandse christen-democraten het tegenover hun Duitse geestesverwanten aflegden in het debat over het profiel van de Europese Volkspartij. Hilversum 2003. |