Prof. Dr. Sarah Albiez-Wieck
© Uni MS – Stefan Klatt

Neuberufene Professorin im Interview 

Prof. Dr. Sarah Albiez-Wieck wurde zum 1. Dezember 2022 zur Professorin für das Fach „Neuere und Neueste Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der außereuropäischen Geschichte" am Historischen Seminar des Fachbereichs Geschichte/Philosophie ernannt. 

Sie studierte Regionalwissenschaften Lateinamerika an der Universität zu Köln, der Universidade Nova de Lisboa und der Universidad Nacional Autónoma de México, wurde 2011 an der Universität Bonn mit einer altamerikanistischen Dissertation zu den Außenbeziehungen des westmexikanischen taraskischen Staates in der späten Postklassik promoviert und hat sich in 2021 mit einer Arbeit zur Besteuerung als Mittel zur Organisation und Aufrechterhaltung sozialer Ungleichheiten im frühneuzeitlichen Spanisch-Amerika habilitiert.

An welche Uni es eine:n Professor:in letztlich verschlägt, ist ja oft nicht planbar, aber vermutlich gibt es Einrichtungen, an denen man gerne arbeiten würde. Worauf freuen Sie sich in Bezug auf Ihre künftige Arbeit am Historischen Seminar der WWU?

Ich bin an der Uni Münster bislang von Kolleg:innen und Studierenden sehr freundlich aufgenommen worden; dafür bin ich sehr dankbar. Mit vielen der neuen Kolleg:innen gibt es gemeinsame Forschungs- und Lehrinteressen, und auch auf der persönlichen Ebene harmoniert es bislang gut, und ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit in verschiedenen Verbundprojekten und auch in gemeinsamen Lehrveranstaltungen in den nächsten Jahren. Außerdem ist Münster eine sehr schöne Stadt, in der ich mich bislang sehr wohl fühle. 

Erzählen Sie uns von Ihrer Studienzeit! Was hat Sie aus heutiger Sicht besonders geprägt?

Zwei Dinge waren besonders lehrreich: die Interdisziplinarität des Studiengangs und die Auslandsaufenthalte in Portugal und Mexiko. Auf der persönlichen Ebene fand ich es toll, von so vielen Kommiliton:innen umgeben zu sein, die meine Begeisterung für Lateinamerika teilten – viele Freundschaften aus dieser Zeit bestehen bis heute fort.

Sie haben die Professur für Neuere und Neueste Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der außereuropäischen Geschichte inne. Können Sie uns einen Einblick in ihre Forschungsvorhaben in diesem Zusammenhang geben?

Die Bezeichnung „außereuropäische Geschichte“ ist sehr eurozentrisch und stark durch den europäischen Kolonialismus geprägt. Diesem Kolonialismus und seinen langfristigen Auswirkungen gilt mein besonderes Forschungsinteresse.  Neben Lateinamerika interessiere ich mich auch für die iberischen Kolonien weltweit. Aktuell verfolge ich zwei konkrete Projekte: Zum einen die globale Verbreitung von Formen visueller Stereotypisierung im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in sogenannten „Volkstypen“; dabei habe ich einen regionalen Fokus auf Mexiko, Peru und den Philippinen. Erfreulicherweise wurde mir hierzu gerade ein Teilprojekt im Exzellenzcluster Religion und Politik bewilligt. Zum anderen erforsche ich gemeinsam mit meiner argentinischen Kollegin Dr. Raquel Gil Montero den Reisebericht des Gregorio de Robles, einem spanischen Bauern der Ende des 17. Jahrhunderts weite Teile Amerikas bereiste. Dieses Projekt werde ich im Sommersemester 2023 bei einem durch die Humboldt-Stiftung geförderten Aufenthalt in Argentinien weiterverfolgen.

Was liegt Ihnen im Bereich der Lehre besonders am Herzen?

Meine ersten Erfahrungen dieses Semester zeigen, dass für viele Geschichtsstudierende Lateinamerika und der Globale Süden insgesamt „weit weg“ ist. Ich hoffe, Interesse und Begeisterung für diese Weltregion und ihre Geschichte wecken zu können und mehr Studierende dazu zu bewegen, Auslandsaufenthalte während ihres Studiums durchzuführen und ihre Sprachkenntnisse auszuweiten. Gleichzeitig lerne ich auch gemeinsam mit den Studierenden mit einem Lehr- und Ausstellungsprojekt zur (post)kolonialen Geschichte Münsters; das macht mir gerade besonders viel Spaß, da ich gemeinsam mit den Studierenden Münsteraner Archive und Sammlungen kennenlerne. Forschendes Lernen und viel Interaktion in den Seminaren sind mir dabei ein besonderes Anliegen.

Was sollten die Studierenden über Sie wissen?

Ich freue mich stets über konstruktives Feedback von den Studierenden, sowohl was meine Lehre und das gemeinsame Lernen als auch was die Betreuung von Abschlussarbeiten angeht. Kommen Sie gerne mit Ihren Projektideen zu mir!

 

Professur für Außereuropäische Geschichte am Historischen Seminar