Marcel Brüntrup, M. A.

© Marcel Brüntrup

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Neueste Geschichte, Prof. Dr. Isabel Heinemann.

Westfälische Wilhelms-Universität
Fürstenberghaus
Domplatz 20-22
Zimmer 13c
D-48143 Münster

Tel.: +49 251 83-29857
m.bruentrup@uni-muenster.de

  • Forschungsprojekt

    Zwischen Arbeitseinsatz und Rassenpolitik: Die Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen und die Praxis der Zwangsabtreibungen im Nationalsozialismus

    Gefördert durch die DFG

    Mit der Untersuchung des Schicksals polnischer, russischer, weißrussischer und ukrainischer Kinder von NS-Zwangsarbeiterinnen berührt das Forschungsprojekt einen neuralgischen Punkt im Spannungsfeld zwischen Arbeitseinsatz- und Rassenpolitik im Zweiten Weltkrieg. Die von SS-Rasseexperten als „schlechtrassig“ erachteten Kinder wurden durch die jeweiligen Arbeitgeber von ihren Eltern getrennt und in sogenannten „Ausländerkinder-Pflegestätten“ isoliert, wo viele von ihnen aufgrund umfassender Vernachlässigung starben. Darüber hinaus versuchten die zuständigen Behörden „rassisch unerwünschten Nachwuchs“ durch Zwangsabtreibungen zu unterbinden. „Wertvolle“ Neugeborene hingegen wurden nach dem Willen Himmlers in Heimen der NSV oder des „Lebensborn e.V.“ zwangsweise „eingedeutscht“.

    Obwohl es sich bei den „Ausländerkinder-Pflegestätten“ in Verbindung mit Rasseprüfungen und Schwangerschaftsabbrüchen bei Zwangsarbeiterinnen um ein zentrales Projekt der NS-Vernichtungspolitik handelte, das tiefgreifend in Ideologie, Politik und Kriegswirtschaft des Regimes verwurzelt war, existieren zu diesem Themenkomplex bislang nur Regionalstudien. Das vorliegende Projekt hat das Ziel unter Rückgriff auf die bislang marginalisierte Opfergruppe der polnischen, ukrainischen und russischen „Zwangsarbeiterkinder“ einen neuen Zugang zur Alltags- und Geschlechtergeschichte sowie zur Geschichte von Reproduktionsentscheidungen unter den Bedingungen von Diktatur, Zwang und Gewalt zu entwickeln. Eine wesentliche Grundlage bilden dabei neu zugängliche Quellen des International Tracing Services in Bad Arolsen sowie bislang unerfasste Prozess- und Ermittlungsakten zu deutschen Kriegsverbrechen aus Archiven in Polen und London. Ein besonderer Fokus des Projekts liegt auf den Aushandlungsprozessen zwischen rassenpolitischen Zielsetzungen und wirtschaftlichen Interessen unter Berücksichtigung der Institutionen, Orte, Opfer und Täter.

    Am 21. und 22. Oktober 2021 fand der von Isabel Heinemann und Marcel Brüntrup organisierte Abschlussworkshop "Zwischen Arbeitseinsatz und Rassenpolitik: Neue Forschungen zum Zusammenhang zwischen Zwangsarbeit, Geschlecht und Ökonomie" statt.

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  • Curriculum Vitae

    Seit 5/2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Neueste Geschichte, Prof. Dr. Isabel Heinemann.
    11/2017 bis 4/2018 Wissenschaftliche Hilfskraft im Sonderforschungsbereich 1150 „Kulturen des Entscheidens“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
    Seit 10/2017

    Promotionsstudium der Neueren und Neuesten Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster unter dem Arbeitstitel: "Zwischen Arbeitseinsatz und Rassenpolitik: Die Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen und die Praxis der Zwangsabtreibungen im Nationalsozialismus".

    7/2014 bis 6/2016

    Studentisches Volontariat im LWL-Archivamt für Westfalen.

    4/2013 bis 3/2017

    Masterstudium der Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

    10/2008 bis 2/2013 Bachelorstudium der Geschichte und der Philosophie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

     

  • Publikationen

    Osteuropäische Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder zwischen Zwangstrennung und Familienzusammenführung, 1940–45, in: Wiebke Lisner, Johannes Hürter, Cornelia Rauh und Lu Seegers (Hg.): Familientrennungen im nationalsozialistischen Krieg. Erfahrungen und Praktiken in Deutschland und im besetzten Europa 1939–1945, Göttingen 2022, S. 257–279.

    Rühen Baby Case. Der Prozess um das „Ausländerkinderpflegeheim“ des Volkswagenwerks, in: KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Hg.): Alliierte Prozesse und NS-Verbrechen, Bremen 2020 (Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland, Heft 19), S. 131–141. Edition Temmen

    Verbrechen und Erinnerung. Das „Ausländerkinderpflegeheim“ des Volkswagenwerks, Göttingen 2019. Wallstein Verlag

    „Die ‚unerwünschten‘ Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen“, in: Meinrad Maria Grewenig (Hg.): Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte - deutsche und europäische Bezüge, Völklingen 2018, S. 35–41.

    „Fotografien aus dem Ersten Weltkrieg von Josef Graf zu Stolberg-Stolberg“, in: Archivpflege in Westfalen-Lippe 86 (04/2017), S. 18–21.

    „‚Wilful Neglect‘. Der Kriegsverbrecherprozess in Helmstedt gegen die Verantwortlichen der ‚Ausländerkinder-­Pflegestätte‘ des Volkswagenwerks“, in: Das Archiv. Zeitung für Wolfsburger Stadtgeschichte 4 (02/2017), S. 6–7. Online

    „Wandinschrift ‚Programm der NSDAP‘“, in: Alexander Kraus, Daniel Schmidt (Hg.): Eine Geschichte des modernen Gelsenkirchen in 25 Objekten, Essen 2016, S. 81–89.

    Mit Lucinda Jäger: „Die IRA in Deutschland – Eine Spur der Gewalt“, im Rahmen der Onlinereportage: Eine Spur der Gewalt – Die IRA-Anschläge in Westdeutschland in der Zeitgeschichte des Terrorismus. Online

    Mit André Augustin: „Feldpost“, Teil einer kommentierten Edition ausgewählter Quellen aus den Archivbeständen des Landesarchivs NRW: Der Erste Weltkrieg in Westfalen – Ausgewählte Archivquellen. Online

  • Vorträge

    „Keine Familien? Osteuropäische Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder zwischen Zwangstrennung und Familienzusammenführung, 1940–1945“ – Wiebke Lisner, Medizinische Hochschule, Hannover; Lu Seegers, Universität Hamburg; Cornelia Rauh, Leibniz Universität Hannover: „Kriegstrennungen im Zweiten Weltkrieg – Familienzerstörung zwischen ‚Kollateralschaden‘ und Biopolitik“, 10. – 11. Juli 2019 Hannover.

    „Die ‚unerwünschten‘ Kinder osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen“, Weltkulturerbe Völklinger Hütte: Ringvorlesung „Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte – deutsche und europäische Bezüge“, 28. November 2017, Völklingen.

    „‚Wilful Neglect‘. Der Kriegsverbrecherprozess in Helmstedt gegen die Hauptverantwortlichen der ‚Ausländerkinder-­Pflegestätte‘ des Volkswagenwerks“, KZ-Gedenkstätte Neuengamme; International Research and Documentation Centre for War Crimes Trials, Marburg: Britische Militärjustiz und NS-Verbrechen 1945–1949. Aktuelle Forschungen und Debatten, 09. – 11. Februar 2017, Hamburg.