Projekt D

Die Rolle der Enzyklopädie im Prozeß der Ausweitung pragmatischer Schriftlichkeit

Leitung: Prof. Dr. Christel Meier-Staubach

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Im Hinblick auf den hoch- und spätmittelalterlichen Verschriftlichungsprozeß untersucht das Projekt signifikante Veränderungen und Differenzierungen für die Träger und Rezipienten, die Inhalte und Formen, die Funktionen und praktischen Anwendungsbereiche der Enzyklopädie. Für die derzeitige Arbeit lassen sich fünf Bereiche unterscheiden (vgl. zu 1-4 auch die Publikationen):

1. Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte und zum Gebrauchsprofil einer Enzyklopädie am Beispiel von Bartholomäus Anglicus, De proprietatibus rerum: Das Vorhaben ist durch die Arbeiten von Heinz Meyer weithin abgeschlossen; unter seiner Beteiligung wird eine zweisprachige Ausgabe des lateinischen Textes und der französischen Übersetzung von Jean Corbechon auf der Basis weniger ausgewählter Handschriften vorbereitet.

2. Die Entwicklung der Artes mechanicae im Mittelalter zwischen Enzyklopädik und Fachschrifttum (Christel Meier-Staubach, Stefan Schuler u.a.): Die systematische Untersuchung des schriftgebundenen Ausbaus der Artes mechanicae in den Enzyklopädien und in enzyklopädienahen Gattungen wie Ökonomik, Hausbuch, Fürstenspiegel sowie des Fachschrifttums vom 13. Jahrhundert bis in die frühe Neuzeit läßt einen konsequenten Entwicklungsgang der Literalisierung des praktisch-handwerklichen Kultursektors erkennen.

3. Die Illustration der Enzyklopädie im späteren Mittelalter (Christel Meier-Staubach unter Mitwirkung von Heinz Meyer): Parallel zu den Gebrauchs- und Bearbeitungsindizien der Texttradition bietet die Illustration der mittelalterlichen Enzyklopädie eine eigenständige Möglichkeit zur differenzierten Bestimmung von Verwendungsbereichen sowie von Trägern und Rezipienten der überlieferten Textzeugen. Eine Monographie, die auf einem bisher nur punktuell erschlossenen Materialbestand aus mehr als 200 Handschriften basiert, befindet sich in Vorbereitung.

4. Die sog. moralisierten Enzyklopädien, die vom 13. Jahrhundert an neu entstehen und eine auffällige Expansion im Spätmittelalter erfahren, bilden einen umfangreichen Textbereich, der einen wichtigen Teil der Gebrauchsfelder und Rezeptionsformen enzyklopädischer Literatur repräsentiert  (Heinz Meyer in Zusammenarbeit mit Baudouin van den Abeele [Brüssel/Louvain-la-Neuve]).

5. Handbuch zur Enzyklopädie des Mittelalters (hg. von Christel Meier-Staubach unter Mitwirkung der Projektmitarbeiter sowie auswärtiger Enzyklopädieexperten): Vorgesehen ist eine Darstellung der Enzyklopädik, die in einem ersten Teil chronologisch von den antiken Voraussetzungen bis ins 16. Jahrhundert fortschreiten soll. Der historische Überblick ist in einem zweiten Teil durch systematische Abschnitte zu ergänzen, die Werkprogramme und Gliederungskonzepte vergleichen, die Gattungsdiskussion unter den neuen Voraussetzungen wieder aufnehmen, signifikante Gegenstandsbereiche (Artes mechanicae, magicae, Alchemie; Ökonomik, Ethik, Geschichte) und Illustration wie Benutzungshilfen (Glossen, Randnoten, Register u.a.) jeweils in einem kurzen Überblick über die Entwicklung beschreiben.


Publikationen

SFB 231


Kontakte in Zusammenhang mit dem Internet:

Die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit dem Atelier Vincent de Beauvais unter Leitung von Dr. M. Paulmier-Foucart (Gruppe des 'Atelier de recherche sur les textes médiévaux et leur traitement assisté - C.N.R.S.' der Université de Nancy II) bemüht sich um die Erforschung des 'Speculum maius' des Vinzenz von Beauvais (Fragestellungen: Einordnung der 'artes'; Stadien der Werkgenese; Quellenkonstitution). Diese Institution beendet in Zusammenarbeit mit dem Institut de recherche et d'histoire des textes (I.R.H.T.) in Paris und gestützt auf modernste EDV-Technik eine kritische Edition des 'Speculum historiale' auf der Basis der Hs. Douai B. M. 797 (paulmier@clsh.u-nancy.fr).

Kontakte bestehen auch zu Prof. Dr. H. Voorbij (Universiteit Utrecht, Vakgroep Computer & Letteren). Die Homepage 'Vinzenz von Beauvais' verzeichnet die gesamte Forschungsliteratur und wird ständig aktualisiert (hans.voorbij@let.ruu.nl).

Weitere Kontakte bestehen zu Prof. Dr. G. Guzman (University of Peoria, Department of History, Illinois, USA). An der Bradley University werden die jährlich erscheinenden 'Vincent of Beauvais-Newsletters' herausgegeben. Sie informieren über den aktuellen Stand der Forschung zum 'Speculum maius' (ggg.bradley@bradley.edu).


Adresse:
SFB 231, Projekt D
Salzstr. 41
D-48143 Münster
E-mail: sfb231@uni-muenster.de


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Prof. Dr. Christel Meier-Staubach
Jutta Brunemann
Letzte Änderungen: 8.4.1998