• Papyrologie

    Die Papyrologie ist jene Hilfs- bzw. Grundlagenwissenschaft, die im Rahmen der Klassischen Altertumswissenschaften der Entzifferung, Edition und historischen Deutung der griechischen und lateinischen Sprachzeugnisse gewidmet ist, die sich auf Papyrus und anderen in Ägypten gefundenen Schriftträgern (z.B. Tonscherben bzw. Ostraka) erhalten haben, sofern es sich um keine monumentalen Steininschriften handelt. Die papyrologischen Texte (unter denen die auf Griechisch verfassten ganz deutlich dominieren) sind mehrheitlich dokumentarischer Natur und stellen deshalb eine wertvolle historische Quelle dar, die es den AlthistorikerInnen erlauben, das antike Leben in all seinen Facetten aus größter Nähe zu erforschen und Studierenden sowie einer interessierten Öffentlichkeit lebhaft vor Augen zu führen. Dieser Quellenschatz, der Einblicke gewährt, die uns in dieser Tiefe und Diversität in anderen Regionen der antiken Welt verwehrt bleiben, beläuft sich im Bereich der griechischen Papyri auf bislang über 70.000 publizierte dokumentarische Zeugnisse und ist noch lange nicht erschöpft.

    Papyrologie bedeutet Arbeit mit Schriftquellen, die direkt aus der Antike auf uns gekommen sind. Diese gilt es zu entziffern, zu interpretieren und in unter verschiedenen historischen Fragestellungen auszuwerten. In Münster werden diese Fähigkeiten im Rahmen der Lehre in unterschiedlichen Formaten vermittelt und der Befassung mit dem griechisch-römischen Ägypten während des „papyrologischen Millenniums“ (4. Jahrhundert v. bis 7. Jahrhundert n. Chr.) damit ein fester Platz eingeräumt. Durch die Forschungstätigkeit im Bereich der Papyrologie kommt es in Münster ebenfalls zu einer neuen wissenschaftlichen Schwerpunktsetzung (siehe dazu das Mission Statement).

  • Mission Statement

    Mit dem Forschungsschwerpunkt „Papyrologie“ kann am Seminar für Alte Geschichte an eine auf den an der WWU Münster promovierten und habilitierten Althistoriker Hans-Joachim Drexhage zurückgehende Tradition angeknüpft werden, denn dieser Gelehrte befasste sich schwerpunktmäßig mit dokumentarischen Papyri, übernahm im Jahr 1994 aber eine Professur an der Philipps-Universität Marburg. Durch Drexhages Wirken und das Profil des aktuellen Inhabers der Professur für Alte Geschichte und Hilfswissenschaften ist eine solide Grundlage geschaffen, an der WWU Münster eine in Forschung und Lehre führende Einrichtung für dokumentarische Papyrologie aufzubauen und zu etablieren. Damit soll die historisch-kritische Erschließung der in Betracht kommenden papyrologischen Textzeugnisse und deren methodisch-theoretische Nutzbarmachung zur Erforschung des hellenistisch-römischen Ägypten als integraler Bestandteil der Alten Geschichte gefördert werden.

    In diesem Zusammenhang versteht sich die im Entstehen begriffene Forschungsstelle „Papyrologie“ auch:

    1. als Ansprech- und Kooperationspartner für papyrologisch arbeitende Nachbardisziplinen an der WWU Münster zur fächer- und fachbereichsübergreifenden Vernetzung.
    2. als Ansprech- und Kooperationspartner für Sammlungsstandorte ohne papyrologische Spezialkompetenz im In- und Ausland.
    3. als Ansprech- und Kooperationspartner für Partnerinstitutionen im In- und Ausland zur Anbahnung und Durchführung fachspezifischer, themenzentrierter Verbundforschung.
    4. als Anlaufstelle für Projekte an der Schnittstelle zwischen Papyrologie und Epigraphik — also dort, wo etwa Schriftzeugnisse im Fokus stehen, die mit Bezug auf Ägypten von der Papyrologie, außerhalb Ägyptens jedoch von der Epigraphik bearbeitet werden; ein Beispiel dafür wären Tonscherben bzw. Ostraka, die als Kommunikationsmedium genutzt wurden.
  • News

    Ankündigung Papyrologische Autumn School
    © Patrick Sänger
  • Altes Ägypten neu entdeckt

    © Uni MS

    Die Forschungsstelle Papyrologie wird mit einem Festakt am 21. Oktober offiziell eröffnet

    Die Digitalisierung macht auch vor den altehrwürdigen Altertumswissenschaften keinen Halt. Das beweist der Blick in das ausgesprochen gewöhnliche Büro von Prof. Dr. Patrick Sänger im Fürstenberghaus, dessen wichtigstes Arbeitsgerät der PC ist. Zwar hat der gebürtige Wiener zu Anschauungszwecken jahrhundertealte Papyrusfragmente vor sich liegen, doch typisch für seinen Arbeitsalltag ist die materielle Anwesenheit der Originale nicht. Denn der Papyri-Experte arbeitet vor allem mit Digitalisaten, die große und kleine Papyrussammlungen der Forschung zur Verfügung stellen. Um diese in Münster voranzutreiben, nahm Anfang 2022 die Forschungsstelle Papyrologie unter seiner Leitung ihre Arbeit am Seminar für Alte Geschichte auf. In einem Festakt wird die Forschungsstelle am 21. Oktober (17 Uhr) im Fürstenberghaus nun offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Mehr dazu lesen Sie in der Oktober-Ausgabe von wissen/leben.

    Orchideenfächer - Papyrologie an der Universität Münster

    WDR 3 Mosaik | 27.10.2022 | 04:37 Min.  | von Marco Poltronieri

    Die Papyrologie ist eine Spezialdsiziplin der Altertumswissenschaft, an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster wird das Fach weiter ausgebaut. Marco Poltronieri hat es unter die Lupe genommen und fleißige Mitarbeiter:innen kennengelernt:

  • EViR - Fellow Lectures: Legal Consultants in the Time of the Severan Dynasty (193–235 CE). Papyri and the Emperor’s Law

    Zum Wintersemester starteten erstmals die öffentlichen Abendvorträge des Käte Hamburger Kollegs. Die Vorträge nehmen ganz unterschiedliche Phänomene der Spannung zwischen rechtlicher Einheit und Vielfalt von der römischen Antike bis ins späte Mittelalter in den Blick. Schauen Sie hier den Vortrag "Legal Consultants in the Time of the Severan Dynasty (193–235 CE). Papyri and the Emperor’s Law" von Prof. Dr. Patrick Sänger auf YouTube.

    Das Käte Hamburger Kolleg „Einheit und Vielfalt im Recht“ (EViR) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wird seit 2021 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Fellows aus aller Welt erforschen hier gemeinsam mit Münsteraner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern das dynamische Spannungsverhältnis zwischen Einheit und Vielfalt im Recht von der Antike bis zur Gegenwart.

    © Patrick Sänger
  • Ringvorlesung: "Brief und Bildung"

    Schauen Sie hier den Vortrag von Prof. Dr. Patrick Sänger vom 22.04.2021 aus der Ringvorlesung "Brief und Bildung" mit dem Titel "Gebildete Briefschreiber? Ein Blick in die Welt der griechischen Papyri".

    © Patrick Sänger