Beide thematischen Schwerpunkte der Professur – „Theologie des Neuen Testaments“ einerseits und „Biblische Didaktik“ andererseits – besitzen ausgesprochenen Schnittstellencharakter.

Traditionell versucht die Disziplin „Theologie des Neuen Testaments“, auf der Basis der Ergebnisse der exegetischen Detailforschung zentrale Themen, Konzepte und Aussagen des Neuen Testaments kohärent darzustellen und so aufzubereiten, dass andere theologische Disziplinen darauf zurückgreifen können. Die Debatte, ob dieses klassische Verständnis von „Theologie des Neuen Testaments“ noch stets angemessen und zielführend ist oder ob vielmehr der Entwurf einer „Religionsgeschichte des frühen Christentums“ (H. Räisänen u. a.) an seine Stelle treten sollte, wird gegenwärtig intensiv geführt. Das Team der Professur versteht hingegen die Frage nach einer „Theologie des Neuen Testaments“ vor allem als Auftrag, die Erforschung des Neuen Testaments in all ihren Aspekten von der Textkritik über exegetische Einzeluntersuchungen bis hin zur Geschichte des biblischen Kanons mit den übrigen theologischen Disziplinen in Beziehung zu setzen. Dabei stehen u. a. hermeneutische Grundfragen, das historisch gewachsene Selbstverständnis der neutestamentlichen Exegese aber auch gegenwärtige Herausforderungen (z. B. durch fundamentalistische und gewaltaffine Interpretationen des Neuen Testaments) im Mittelpunkt des Interesses.

Die „Biblische Didaktik“ geht noch einmal in anderer Weise über den Kernbereich der neutestamentlichen Wissenschaft hinaus. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Bibel sowie der Erwerb von Urteils- und Handlungskompetenzen im Umgang mit ihr stellen einen wesentlichen Bestandteil religiöser Bildung dar. Um hierfür eine Grundlage zu schaffen, werden in der Bibeldidaktik Lehr- und Lernprozesse mit der Bibel als „nicht zu hintergehende[m] Bezugspunkt christlichen Glaubens“ (M. Zimmermann) reflektiert. Eine besondere Herausforderung bei diesen Lernprozessen stellen die Bedeutungslosigkeit, Fremdheit und Unzugänglichkeit der Bibel für viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene dar. Eine Aufgabe der Biblischen Didaktik sieht das Team der Professur darin, mögliche Bezugspunkte der biblischen Texte zur Gegenwart und zur Lebensrealität der Menschen zu suchen, ohne die Bibel als Buch der einfachen Antworten auf Probleme des 21. Jahrhunderts zu verstehen. Um die Vielstimmigkeit der biblischen Texte erschließen zu können und der Pluralität gegenwärtiger Lebenswelten gerecht zu werden, finden in den Lehrveranstaltungen vielfältige bibeldidaktische Ansätze Berücksichtigung. Ein weiteres Anliegen ist der enge Austausch mit der Religionspädagogik, insbesondere der Fachdidaktik des Religionsunterrichts, was z. B. in gemeinsamen Lehrveranstaltungen oder gemeinsam betreuten Abschlussarbeiten seinen Ausdruck findet.