Ringvorlesung: apl. Prof. Dr. Michael Joachim: Algebraische Strukturen in der
Geometrie: Kobordismustheorie
Wednesday, 17.06.2015 16:15 im Raum M2
Mannigfaltigkeiten sind topologische Räume, die lokal aussehen wie der R^n.
Die Zahl n heißt in diesem Fall dann die Dimension der Mannigfaltigkeit. Typische
Beispiele sind etwa die Einheitssphäre in R^n oder der Torus und insbesondere
auch der Raum R^n selbst. Mannigfaltigkeiten heißen glatt, wenn
wir sie uns "ohne Ecken" ın einem euklidischen Raum veranschaulichen können.
Zwei kompakte glatte n-dimensionale Mannigfaltigkeiten M_1 und M_2 heißen
nun bordant, falls eine kompakte glatte n+1-dimensionale Mannigfaltigkeit
W mit Rand existiert, deren Rand die disjunkte Vereinigung von M_1 und
M_2 ist. Dies liefert eine Äquivalenzrelation für glatte, geschlossene Mannigfaltigkeiten,
und viele Invarianten von solchen Mannigfaltigkeiten hängen
nur von der zugehörigen Bordismusklasse ab. Die Menge der Äquivalenzrelationen
besitzt zudem, zunächst völlig unerwartet, eine erstaunlich reiche
algebraische Struktur: sie ist ein Polynomring! René Thom, der dies als erster
erkannte und bewies, erhielt dafür 1958 die Fieldsmedaille. Des Weiteren
führt die Bordismusrelation aber auch zur Definition einer ganzen Reihe von
sogenannten verallgemeinerten Kohomologietheorien, die in vielen Aspekten
der algebraischen Topologie und angrenzenden Gebieten Anwendung finden
und auch heute noch Gegenstand einer Vielzahl von aktuellen Forschungsarbeiten
sind.
Angelegt am Wednesday, 22.04.2015 11:11 von Angela Holtmann
Geändert am Friday, 12.06.2015 11:15 von Angela Holtmann
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