14. Juni 2004:
Weder Mann noch Frau -
dritte Geschlechter im Kulturvergleich

Susanne Schröter




Zwischen Mann und Frau
Geschlechterkonstruktionen im interkulturellen Vergleich
Wann ist ein Mann ein Mann?
Und was erst macht die Frau zur Frau?
Ist es tatsächlich das biologische Geschlecht eines Menschen das seine Identität bestimmt?
Oder kann nicht vielmehr von einer sozialen Konstruktion der Geschlechter gesprochen werden, die nicht zuletzt von der Weltanschauung eines Kulturkreises abhängig ist?

In ihrem Vortrag "Weder Mann noch Frau. Dritte Geschlechter im kulturellen Vergleich" beschäftigte sich Privatdozentin (PD) Dr. Susanne Schröter mit diesen und ähnlichen Fragen. Vor vielen interessierten Zuhörern berichtete die Ethnologin und Filmemacherin von Kulturkreisen, in denen das westliche Konzept einer eindeutigen sozialgeschlechtlichen Trennung von Mann und Frau nur bedingt zur Anwendung kommt und zum Teil um die Kategorie eines ‚dritten Geschlechts' ergänzt werden muss.
Dies geschieht, wenn das biologische Geschlecht und die soziale Rolle einer Person nicht zum gängigen westlichen Verständnis von ‚Mann' oder ‚Frau' passen. So findet man in Teilen Afrikas ‚weibliche Ehemänner', die so viele junge Frauen heiraten können, wie es ihr Wohlstand erlaubt. In Albanien hingegen stellen die ‚geschworenen Jungfrauen' ihre anerzogene Männlichkeit unter Beweis, indem sie über ihre Familien herrschen und sich blutigen Fehden verschreiben. Verkehrte Welt? Oder vielleicht doch nur eine uns fremde Art und Weise das soziale Geschlecht eines Menschen innerhalb seiner Gesellschaft zu definieren?
Wie PD Dr. Schröter zeigte, muss in Überlegungen zur Kategorisierung von Sexualität und Geschlecht jedoch nicht unbedingt auf Beispiele aus nicht-westlichen Gesellschaften zurückgegriffen werden. Auch bei uns stellen sich Probleme der Klassifizierung, die nicht selten unsere Vorstellung von ‚Mann' und ‚Frau' in Frage stellen. Welches Geschlecht und welche Sexualität, zum Beispiel, besitzen Menschen, die glauben, im falschen Körper geboren zu sein? Ist es möglich, die eigene Geschlechtsidentität im Laufe des Lebens zu wechseln - und wenn, wo genau ist die Grenze zwischen Mann und Frau? Es stellt sich hier schnell heraus: allein im Sinne biologischer Sexualität zu argumentieren und so die kulturellen Konstruktion von Geschlecht zu vernachlässigen, hilft nicht weiter.

Wie steht es mit der Temporalität von Geschlecht? Hat man eine Geschlechtsidentität von Geburt an oder ist es möglich, sie im Laufe des Lebens zu wechseln? Wie beurteilen wir die Frauen vom Volk der Hua in Neuguinea, die sich, nachdem sie ein vorbildliches Leben als Ehefrauen und Mütter geführt haben, nach dem Einsetzen der Menopause zu Männern initiieren lassen können? In welche Kategorie fallen die xanith in Oman, homosexuelle Männer, die sexuell, sozial und habituell eine Position zwischen den Geschlechtern einnehmen, diese aber jederzeit wieder verlassen können und fortan von ihren Nachbarn als gewöhnliche heterosexuelle Männer respektiert werden?

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Sex and the
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