Symposium "Letzte Dinge. Eschatologie als Scheideweg/am Scheideweg"

Interreligiöses Symposium im Rahmen des Exzellenzclusters „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und Moderne“ der WWU Münster

29. und 30. Januar 2010

 

Symposium Letzte Dinge.

 

Dieses Symposium wird von Prof. Dr. Jürgen Werbick (Seminar für Fundamentaltheologie), Prof. Dr. Sven Kalisch (Lehrstuhl für Religion des Islam, Centrum für Religiöse Studien), und PD Dr. Klaus von Stosch (Seminar für Fundamentaltheologie) im Rahmen des Exzellenzclusters der Universität Münster veranstaltet.

Das Projekt "Vergleichende Studie zu Strategien der Pazifizierung religiöser Geltungsansprüche" im Rahmen des Exzellenzclusters "Religion und Politik" greift die gegenwärtige Diskussion darüber auf, inwieweit religionsinterne Dispositionen für das Gewaltförmigwerden religiöser Traditionen verantwortlich sind. Wann bzw. inwiefern tendiert die religiöse Verunsicherungserfahrung infrage gestellter Gewissheit zur Gewaltförmigkeit?

Gegenstand der Untersuchung sind Mechanismen in Islam und Christentum, die aus religionsinternen Gründen eine gewaltlose Verarbeitung religiöser Gewissheitsdefizite ermöglichen. Der Themenbereich Eschatologie bietet sich exemplarisch für eine komparative Analyse interner Gewalt und Pazifizierungspotentiale der beiden Religionen an, da eschatologische Vorstellungen nicht selten als Legitimationsquelle für Gewalt fungieren.

Bezogen auf das Projektthema stellen sich folgende Fragen: Sind Eschatologien Gewalt-imprägniert, wenn sie verunsichert-defensiv aufrechterhalten werden? Erweisen sie sich als Gewalt-förmig, wenn sie sich gegen Plausibilitätsverlust und den Verlust ihrer Lebensrelevanz zur Wehr setzen? Werden sie apokalyptisch gewaltsam, wenn sie im Gegenüber zu einer Welt von Feinden, von Anders- oder Nichtgläubigen eine überweltliche Gegen-Welt stabilisieren und mit letzter Kraft darauf hoffen müssen, endlich doch ins Recht gesetzt zu werden? Und zeigt sich erst mit dem Schwund des Apokalyptischen die Fähigkeit und die Bereitschaft des Christentums zur Versöhnungspraxis in dieser Welt? Welche Bedeutung haben eschatologische Vorstellungen tatsächlich (noch) für muslimische Glaubensidentität? Diese Fragen werden von jeweils drei Vertretern aus dem christlichen und muslimischen Kontext behandelt. Das Symposium soll einen informellen Rahmen für einen lebendigen interreligiösen Gedankenaustausch aller Teilnehmenden bieten.

Weitere Informationen zum Programmverlauf und zum Tagungsort können Sie dem Flyer entnehmen.


Die Referenten und Themen im Überblick:
 

Prof. Dr. Thomas Schärtl, Augsburg:
"Glaubensgewissheit und eschatologische Hoffnung. Über das Befriedungspotenzial des eschatologischen Vorbehalts"

Prof. Dr. Jürgen Werbick, Münster:
"Widerstands-Gewissheiten. Apokalyptische Vergewisserungen einer „anderen Welt“"

Prof. em. Dr. Mohammed Arkoun, Paris (leider ausgefallen):
"Rethinking the Concept of Religion through the Example of Islam"

Ayatollah Seyyed Abbas Hosseini Ghaem-Maghami, Islamisches Zentrum Hamburg, vorgetragen durch Djavid Mohagheghi, Islamisches Zentrum Hamburg:
"Grundlagen des Dialogs – eine schiitische Position zur Anerkennung der Heilsgewissheit des Anderen"

Prof. Dr. Martin Ebner, Münster:
"Endgericht als Verunsicherung oder: Von der Gewissheit, dass die letzte Entscheidung nicht in menschlicher Hand liegt"

Prof. Dr. Sven Kalisch, Münster:
"Philosophische Implikationen islamischer Vorstellungen vom Leben nach dem Tode"