Grundriss At
Grundrissplan des Forums

Die östliche Säulenhalle

Seit dem Jahr 2002 wurden auf dem Forum von Alexandria Troas mehrere Schnitte vom Tempel in Richtung Osten zum Odeion hin angelegt. Sie sollten zunächst die Beziehung zwischen diesen beiden den Platz dominierenden Gebäuden klären. Der Bereich im Osten vor dem Odeion wies zahlreiche verstürzte Kalksteinquader auf, die vom Odeion herunter gestürzt sind. Dementsprechend sind auch die Schichten unterhalb der Oberfläche stark durch Verstürze geprägt. Dennoch wurde relativ schnell deutlich, dass sich die Rückwand des Odeions aus großen Quadern zusammensetzt. Vor dieser Quadermauer kamen deutliche Reste einer opus caementitium Mauer zutage, welche direkt vor die Rückwand des Odeions gesetzt wurde.

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Blick auf einen Teil der Säulenhalle von Norden

Bereits 2003 wurden erste Fragmente einer Buntmarmor-Wandverkleidung der opus caementitium Mauer ausgegraben. Im selben Jahr wurde eine 1,80 x 0,90m große Marmorplatte in Sturzlage gefunden. Sie war in 16 Teile gebrochen und zeigt auf der Unterseite eine 89 zeilige, griechische Inschrift aus hadrianischer Zeit. Der Text umfasst drei Briefe, die Kaiser Hadrian an eine Vereinigung von Schauspielern und Athleten richtet. Desweiteren fanden sich zahlreiche opus sectile Teilchen und Skulpturenfragmente, die bereits für eine sehr reiche Ausstattung sprachen.

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Südlicher Eingang in das Odeion

2004 wurde westlich der Odeionrückwand eine weitere opus caementitium Mauer aufgedeckt, auf der ein Andesitquader noch in situ erhalten ist. Dieser zeigt zum Einen deutlich Klammerlöcher mit Gusskanälen  und zum Anderen den Abdruck einer Säule. Dadurch konnte das Gebäude als eine sich nach Westen zum Tempel hin öffnende Säulenhalle dorischer Ordnung identifiziert werden.
In den folgenden Grabungskampagnen konnte die Front der östlichen Säulenhalle nahezu komplett freigelegt werden. Dabei kamen mehrere Eingänge in das Odeion zutage. Bedingt durch ein Ausrauben der Säulenhalle wohl noch in antiker Zeit, war die ursprüngliche Gestaltung zunächst kaum noch erhalten und nur zu rekonstruieren. Es zeigte sich dennoch, dass die Eingänge eine marmorne Türschwelle besaßen und von einem Bogen überspannt wurden. Ähnliches gilt auch für die Marmorwandverkleidung der Hallenrückwand. An den meisten Stellen waren zunächst nur der rote Hinterfüllmörtel und wenige Fragmente der Marmorplatten an der Wand erhalten. Bis 2008 konnten vier Eingänge in das Odeion ergraben werden. Aufgrund der Bausymmetrie war ein fünfter und letzter Eingang im Süden zu erwarten.

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Teilansicht mit Fragment des Eckpilasters

Dieser wurde schließlich 2009 ausgegraben und konnte aufgrund seines hervorragenden Erhaltungszustandes, viele Vermutungen der letzten Jahre bestätigen. So zeigte sich, dass die Eingänge von einem massiven Bogen aus keilförmigen Muschelkalkblöcken überspannt waren. Die Bogensteine liegen auf einem Kämpferkapitell auf. Davor war ein Ziegelbogen gesetzt, der in die opus caementitium Mauer eingebunden ist.

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Nördlicher Teil des Eingangsbogens

Auch der südlichste Eingang war mit einer massiven, marmornen Türschwelle versehen. Die Reste eines kannelierten Eckpilasters aus weißem Marmor an der südlichen Türlaibung, lassen den Schluß zu, dass wohl alle fünf Eingänge von dergestaltigen Eckpilastern flankiert wurden. Eine attisch-ionische Pilasterbasis wurde ebenfalls in situ aufgedeckt. An den Mauern der Säulenhalle hat sich rechts und links des Eingangs im Sockelbereich die marmorne Verkleidung sehr gut erhalten. Im untersten Bereich saß eine große Marmorplatte aus dem lokalen Marmor di Ezine an der Wand. Darüber war eine umlaufende, weiße Profilleiste angebracht, gefolgt von einer Platte aus Pavonazetto. In dieser Form werden auch die übrigen vier Eingänge in das Odeion gestaltet gewesen sein.

In den oberen Mauerabschnitten geben Dübellöcher, Nägel und Abdrücke im Hinterfüllmörtel Hinweise auf die ursprüngliche, reiche Wandverkleidung.

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Marmorwandverkleidung der Säulenhalle

Im Zuge der Ausgrabungen eines anderen Gebäudes, welches sich östlich an die Säulenhalle anschließt, wurde zu Datierungszwecken eine Sondage angelegt. Diese ergab für die östliche Säulenhalle einen Baubeginn in der ersten Hälfte des 1.Jh.n.Chr.

Weitere wichtige Erkenntnisse zur Datierung und eventuellen Bauphasen erhoffen sich die Ausgräber aus den zukünftigen Kampagnen, in denen die Arbeit fortgesetzt werden soll.