Interdisziplinäre Tagung "Von der Quelle zur Theorie - Zum Verhältnis zwischen Objektivität und Subjektivität in den historischen Wissenschaften"

Antragstellerin: Anne-Sophie Naujoks
Fachbereich, Studienrichtung: Philosophie, Geschichte und Archäologie
Projekttitel: Interdisziplinäre Tagung "Von der Quelle zur Theorie - Zum Verhältnis zwischen Objektivität und Subjektivität in den historischen Wissenschaften"
Fördersumme: 3.000,00 Euro
Kontakt: Anne-Sophie Naujoks

Projektbeschreibung:

Am 19. und 20. Mai 2017 fand in Münster die interdisziplinäre Tagung "Von der Quelle zur Theorie -- Vom Verhältnis zwischen Objektivität und Subjektivität in den historischen Wissenschaften" statt. Dieses Vorhaben konnte durch die Unterstützung der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster umgesetzt werden. Angestossen durch vorangegangene Forschungen und Debatten innerhalb der Wissenschaftstheorie konnten hier VertreterInnen der Fachbereiche Geschichte, Archäologie und Philosophie zusammenkommen, um sich anhand von Vorträgen und Diskussionen untereinander auszutauschen.
Angesichts des Themas liegt das Bedürfnis nach Interdisziplinarität auf der Hand. Während die Wissenschaftstheorie nach neuen Ansätzen für die Beschreibung der historischen Forschungspraxis und deren Problemen sucht, stellen sich HistorikerInnen und ArchäologInnen aus ihrer Perspektive die gleichen Fragen. Dabei schwingt stets der Vergleich zu naturwissenschaftlichen Forschungspraktiken mit. So wird den Naturwissenschaften üblicherweise ein hoher Grad an Objektivität zugesprochen, während es bereits um die methodisch stark von den Naturissenschaften abweichenden historischen Disziplinen viele Diskussionen um deren Objektivitätsgrad gegeben hat. In einigen Debatten scheint man dabei im Vergleich zwischen Naturwissenschaften und historischen Wissenschaften oft von einem graduellen Unterschied auszugehen. Dass die historische Arbeit sich jedoch qualitativ von der naturwissenschaftlichen unterscheidet, war der Ausgangspunkt dieser Tagung.
Neun Wissenschaftler (zwei Archäologen, zwei Historiker, ein Theologe und vier Philosophen) aus Münster, Rostock, Dortmund und Mainz nahmen mit Forschungsbeiträgen an der Tagung teil. Drei eingeplante Teilnehmer mussten leider aus terminlichen Gründen absagen. Unter den Studierenden der vertretenen Fachbereiche gab es ebenfalls großes Interesse, so dass auch die Anbindung an Studium und Lehre als Erfolg gewertet werden kann. Trotz relativ freier Themenwahl unter dem Hauptgesichtspunkt der Objektivität in den historischen Wissenschaften gab es wesentliche Überschneidungen der Vortragsinhalte, was der Diskussion zugute kam.
Diese war äußerst interdisziplinär, aber vom deutlichen Interesse aller Teilnehmenden geleitet, von der Perspektive der anderen Fachbereiche zu lernen und mittels des gegenseitigen Austausches in jeder Disziplin von neuen Einsichten zu profitieren. Die hohe wissenschaftliche Kompetenz der DiskussionsteilnehmerInnen war dabei sicher auch ein Grund für die durchweg positive Resonanz auf die Tagung.
Klar stachen vor allem Überlegungen zur Rekonstruktion des Vergangenen hervor. Dabei wurden sowohl fachspezifische Probleme etwa aus der klassischen Archäologie oder der Ägyptologie thematisiert, als auch allgemeine wissenschaftstheoretische Fragen diskutiert. Auch das Spannungsfeld zwischen Geschichtsphilosophie und Wissenschaftstheorie der Geschichtswissenschaften bot fruchtbaren Boden. Letztlich war es vor allem die Frage nach Objektivität und Subjektivität in den historischen Wissenschaften, bei denen sowohl die anwesenden PhilosophInnen als auch die VertreterInnen der historischen Wissenschaften von Beiträgen und Diskussion profitieren konnten.
Zur Erkenntnissicherung wird es erfreulicherweise einen Sammelband geben, der Anfang 2018 bei dem mentis Verlag erscheinen wird, und in dem die vorgestellten Beiträge, angereichert um die Ergebnisse der folgenden Diskussionen, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen.