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Münster (upm/nor)
Prof. Dr. Klaus Schubert<address>© WWU - privat</address>
Prof. Dr. Klaus Schubert
© WWU - privat

"Unser Parlament wird deutlich politischer"

Politikwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Schubert analysiert die Bundestagswahl

Was ist für Sie das überraschendste Ergebnis dieser Wahl?
Das starke Absacken von CDU/CSU und ganz generell die mangelhaften, wenig hilfreichen Prognosen der Wahlforscher.
 

Halten Sie die Entscheidung der SPD, in die Opposition zu gehen, für richtig?
Die SPD hat keine andere Wahl. Sie muss sich jetzt - endlich - in der Opposition erneuern. Das muss in mühsamer Basisarbeit geschehen. Einfach nur ein paar neue Gesichter vorführen - wie in der Vergangenheit - reicht nicht.
 

Erstmals seit mehr als 50 Jahren sitzen sechs Fraktionen im Bundestag - ist das gut oder schlecht für die Demokratie?
Die nüchterne Antwort lautet: Der europäische Normalfall hat nun auch in Deutschland Einzug gehalten. Die politische Antwort lautet: Unser Parlament wird deutlich politischer, die Arbeit kontroverser und schwieriger. Das kann man als Demokrat durchaus willkommen heißen.
 

Muss man sich aufgrund des Einzugs der AfD in den Bundestag Sorgen um die politische Kultur machen - oder wird sich nach dem Wahlkampf alles relativieren?
Die AfD muss nun ihren Basiskonflikt lösen, den Konflikt zwischen den rechts-konservativen und den rechts-radikalen Kräften. Das wird sie kurzfristig eher aggressiver werden lassen, mittelfristig aber eher schwächen.
 

Halten Sie eine Jamaika-Koalition für machbar und realistisch?
Es wird keine Alternative geben. Die SPD steht definitiv nicht zur Verfügung. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vielfach bewiesen, dass sie Kompromisse herstellen kann. Das wird sicher nicht einfach, aber es ist machbar.