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Münster (upm/ch)
Das Manuskript eines Beerdigungs-Rituals der Lanten<address>© WWU/Joseba Estévez</address>
Das Manuskript eines Beerdigungs-Rituals der Lanten
© WWU/Joseba Estévez

Für den Erhalt eines einzigartigen Kulturgutes

Ethnologen der Universität Münster erhalten für Digitalisierungsprojekt Unterstützung durch die Britische Nationalbibliothek

Im Norden des südostasiatischen Staates Laos leben rund 5000 Angehörige einer aus China und Vietnam stammenden ethnischen Minderheit: die Lanten. Ihre Bilder und Manuskripte, von denen einige aus dem 15. Jahrhundert stammen, sind nicht nur wegen ihres historischen Wertes von Bedeutung. Die Priester der Lanten setzen die Manuskripte auch heute noch in ihren Ritualen ein, die auf die chinesische Ming-Dynastie (1368 bis1644) zurückgehen. Für ein Projekt zur Digitalisierung von Manuskripten der Lanten erhalten Prof. Dr. Josephus Platenkamp und sein Doktorand Joseba Estévez vom Institut für Ethnologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) nun eine Förderung in Höhe von 42.000 Euro von der British Library, der Nationalbibliothek des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland. An dem Projekt ist auch der Daoismus-Experte Prof. David A. Palmer von der Universität Hongkong (China) beteiligt.

Joseba Estévez hatte die einzigartigen daoistischen Manuskripte aus der Zeit von 1444 bis 1899 während seiner Feldforschung bei den Lanten lokalisiert. Durch das Digitalisierungsprojekt sollen die Manuskripte in einer öffentlichen Datenbank kostenlos zugänglich gemacht werden. Außerdem ist eine Edition von Faksimiles, Transkriptionen und Übersetzungen als Publikation in Zusammenarbeit mit der Chinese University of Hongkong geplant. Auch sind Ausstellungen in Hongkong, Münster und in Laos vorgesehen.

Die Vorbereitung eines daoistischen Rituals<address>© WWU/Joseba Estévez</address>
Die Vorbereitung eines daoistischen Rituals
© WWU/Joseba Estévez
Die Lanten lebten während des vergangenen Jahrhunderts nahezu abgeschnitten von ihren kulturellen Wurzeln im Südwesten Chinas. Während in China und Vietnam die daoistischen religiösen Traditionen und Praktiken entweder streng vom Staat kontrolliert oder verboten wurden, waren die Minderheiten in Nord-Laos weitgehend frei von staatlicher Kontrolle. Daher konnten die Lanten, die seit dem späten 16. Jahrhundert eingewandert waren, ihre Bilder, Kunstwerke und Manuskripte und damit auch ihre Rituale erhalten. Während der Indochina-Kriege (1955 bis 1975) und in den darauf folgenden politischen und wirtschaftlichen Wirren wurden jedoch zahlreiche Manuskripte zerstört. Durch die Digitalisierung sollen nun die Inhalte der noch vorhandenen Manuskripte dauerhaft erhalten bleiben.

Das Projekt ist Teil des "Endangered Archives Programme" der British Library. Die Nationalbibliothek hat mittlerweile mehr als fünf Millionen Bilder von gefährdeten Archiven aus der ganzen Welt digitalisiert und online gestellt. Im Rahmen des seit 2004 laufenden Programms unterstützte die British Library bereits 246 Projekte in 78 Ländern.

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