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Münster (upm/hd)
Ingo Weiss, Mitglied des Präsidiums des Deutschen Olympischen Sportbundes<address>© DOSB</address>
Ingo Weiss, Mitglied des Präsidiums des Deutschen Olympischen Sportbundes
© DOSB

"Die olympische Welt wäre zu Gast bei Freunden"

Interview mit Ingo Weiss, Mitglied des Präsidiums des Deutschen Olympischen Sportbundes und WWU-Mitarbeiter, über die Entscheidung für Hamburg als Bewerber für die Spiele 2024

Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat sich für Hamburg als Bewerberstadt für die Olympischen Spiele im Jahr 2024 ausgesprochen. Die Hansestadt setzte sich damit gegen Berlin durch. Zu den entscheidenden Mitgliedern im DOSB-Präsidium zählt auch Ingo Weiss, der die Abteilung Sporttouren beim Hochschulsport der Universität Münster leitet. Hanna Dieckmann und Norbert Robers sprachen mit Ingo Weiss über die Hintergründe der Wahl und über die Erfolgschancen der norddeutschen Metropole.

 

Welche Faktoren waren ausschlaggebend zugunsten von Hamburg?
Wir hatten einen Katalog mit zehn Kriterien, anhand dessen haben wir die Bewerberstädte miteinander verglichen. Beide Städte hatten hervorragende Konzepte, die auch nach Experten-Meinungen nationale und internationale Erfolgsaussichten haben. Sehr positiv zu bewerten ist, dass in beiden Städten mehr als 80 Prozent  der Bürgerinnen und Bürger unserer repräsentativen Umfrage zufolge gesagt haben, dass es sie freuen würde, wenn die Olympischen und Paralympischen Spiele wieder nach Deutschland kämen.

Also war es letztlich ein Rechenexempel?
Natürlich ist das alles nicht so einfach, die Wahl einer Olympiastadt ist keine Mathematikaufgabe. Das gilt sowohl auf nationaler wie auf internationaler Ebene. Es gibt kein einfaches Punkte- oder Wertesystem oder das eine Argument für oder gegen den Zuschlag. Vielmehr ist es ein Katalog von Argumenten, Einschätzungen und manchmal natürlich auch des besten Zeitpunktes.
Darin haben uns die Olympischen Spitzenverbände bestätigt, mit denen wir am Wochenende sehr intensiv alle Fragen und Themen rund um eine Olympiabewerbung erörtert haben. Auch Experten aus der Sportfamilie, der Zivilgesellschaft und der Politik, die uns kurz vor der endgültigen Auswahl der Bewerberstadt beraten haben, gaben uns vielschichtige Bewertungen mit auf den Weg.

Sind auch Sie persönlich überzeugt von dieser Entscheidung?
Natürlich gab es auch im Präsidium unterschiedliche Auffassungen. Aber jetzt  stehen wir geschlossen hinter Hamburg. Die Stadt bietet ein faszinierendes und kompaktes Olympiakonzept mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten direkt am Pulsschlag der Innenstadt. Damit kann die Entwicklung einer nordeuropäischen Metropolregion vorangetrieben werden, und der Stadt würde der lang ersehnte Sprung über die Elbe ermöglicht. Das Projekt ist eine herausragende Referenz für beispielhafte und langfristige Stadtentwicklung. Die Bewerbung bekommt durch die vorgesehene Gesamtkonzeption auf einer Industriefläche, die zu einem echten Stadtquartier entwickelt wird – bildlich gesprochen – ein Gesicht und ist unserer Meinung nach eine sinnvolle Investition in die gesamtstädtische Infrastruktur. Wir alle sollten Hamburg unterstützen, um die Olympischen Spiele in Deutschland im Jahr 2024 erleben zu dürfen.

Die Konkurrenz ist groß: Rom und Boston haben sich offiziell beworben. Hat Hamburg mit Blick auf diese Konkurrenz überhaupt eine realistische Chance?
Ein klares Ja. Gerade erst gestern hat der Sportinformationsdienst (SID) eine Liste mit ehemaligen Olympia-Gastgebern erstellt, die sich überraschend durchgesetzt haben. Dabei zeigt sich, dass gerade bei diesen Wahlen und auf internationaler Ebene alles möglich ist.

Nach Meinung eines Autors von „Spiegel Online“ ist es unerheblich, welche deutsche Stadt sich durchsetzt, denn die Bewerbung sei rein taktischer Natur. Was sagen Sie zu dieser Einschätzung?
Wir glauben an unsere realistische Chance, sonst würden wir nicht antreten.  Aber wir haben immer gesagt, dass wir auch 2028 wieder antreten würden, sollten wir für 2024 nicht den Zuschlag bekommen. Spätestens dann muss es halt klappen.

Sollte Deutschland den Zuschlag bekommen, was können wir von den Olympischen Spielen in Hamburg erwarten?
Ein fröhliches und weltoffenes Deutschland, exzellenten Sport der Superklasse und faszinierende Wettkämpfe. Ich bin davon überzeugt, dass wir eine Atmosphäre wie beim Sommermärchen während der Fußballweltmeisterschaft 2006 erleben dürften. Die olympische Welt wäre zu Gast bei Freunden!