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Münster (upm/ch)
Andrea Steinbicker, Rektorin Prof. Ursula Nelles, Fabian Dielmann, Ministerin Svenja Schulze, Akademie-Präsident Prof. Hanns Hatt, Judith Haug, Christina Brauner (v. l.)<address>© NRW-Akademie</address>
Andrea Steinbicker, Rektorin Prof. Ursula Nelles, Fabian Dielmann, Ministerin Svenja Schulze, Akademie-Präsident Prof. Hanns Hatt, Judith Haug, Christina Brauner (v. l.)
© NRW-Akademie

Aus den Reihen der WWU ins Junge Kolleg

NRW-Akademie nimmt Nachwuchswissenschaftler auf

Vier herausragende Nachwuchswissenschaftler aus den Reihen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) sind gestern, 20. Januar, bei einer Feierstunde in Düsseldorf in das Junge Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste aufgenommen worden: Chemiker Dr. Fabian Dielmann, Musikwissenschaftlerin Dr. Judith I. Haug, Medizinerin Dr. Andrea U. Steinbicker sowie als Vierte im Bunde Christina Brauner. Die Historikerin wechselte während des laufenden Aufnahmeverfahrens der Akademie von der WWU an die Universität Bielefeld. Insgesamt wurden 17 Kollegiaten in das Junge Kolleg aufgenommen, wie die Akademie mitteilte.

Informationen zu den Kollegiaten:

Christina Brauner, M. A. (bis Oktober 2014 Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit der WWU, seither Universität Bielefeld)

Forschung

Die Zeit zwischen 1500 und 1800 ist entscheidend für die Entstehung der Moderne, zugleich aber auch für heutige Betrachter fremdartig. Christina Brauner untersucht daher die Frühe Neuzeit als eine Epoche der Ambivalenz, anhand derer sich "moderne" Konzepte auf den Prüfstand stellen lassen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Reformationszeit, ein zweites Arbeitsgebiet ist die europäische Expansion mit den damit einhergehenden Kulturkontaken. Aktuell beschäftigt sich Christina Brauner mit dem Phänomen der Rechtsvielfalt in der Umbruchszeit um 1800 und einer Verknüpfung von kultur- und rechtsgeschichtlichen Perspektiven.

Vita

Christina Brauner studierte Neuere und Osteuropäische Geschichte sowie Philosophie an der WWU und erhielt ihren Magister 2009 mit einer Arbeit zum münsterschen Täuferreich. Während des Studiums arbeitete sie an der Ausstellung "Spektakel der Macht" in Kooperation mit dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg mit. Im Anschluss war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der WWU zunächst im Sonderforschungsbereich 496 "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme, 800-1800" (2009-2012), später am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit bei Leibniz-Preisträgerin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger (2013-2014) tätig. Ihre Dissertation über interkulturelle Diplomatie in Westafrika schloss sie 2014 ab. Seit Oktober 2014 arbeitet sie an der Universität Bielefeld.

Dr. Fabian Dielmann (Institut für Anorganische und Analytische Chemie)

Forschung

Die Verwendung von reichlich vorhandenen Rohmaterialien wie Stickstoff (Hauptkomponente von Luft), Kohlenstoffdioxid (Treibhausgas) oder Methan (Hauptkomponente von Erdgas) für die Herstellung wertvoller chemischer Produkte ist ein wichtiges Ziel aktueller Forschung. Während die industrielle Nutzung dieser Ressourcen wegen der außerordentlich hohen chemischen Stabilität dieser Moleküle stark begrenzt ist, hat die Natur Mechanismen entwickelt, diese Moleküle durch Enzyme katalytisch zu nutzen. Inspiriert durch biologische Systeme befasst sich Fabian Dielmann mit der Entwicklung und Anwendung neuer katalytischer Methoden zur direkten Umwandlung von gut zugänglichen Molekülen wie Stickstoff, Kohlenstoffdioxid und Methan in wertvolle chemische Produkte.

Vita

Fabian Dielmann ist als Habilitand am Institut für Anorganische und Analytische Chemie der WWU Leiter einer unabhängigen Nachwuchsgruppe und wird durch ein Liebig-Stipendium des Fonds der Chemischen Industrie gefördert. Er studierte als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes Chemie an der Universität Regensburg und erlangte sein Diplom im Jahr 2006. Im Anschluss promovierte er in Kooperationen mit der Ohio State University (USA) und der Université Rennes (Frankreich) als Promotionsstipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes an der Universität Regensburg über Supramolekulare Chemie mit phosphorreichen Komplexen. Nach seinem Postdoktorat als Feodor-Lynen-Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung an der University of California Riverside und der University of California San Diego (USA) wechselte er 2013 für seine Habilitation an die WWU.

Dr. Judith I. Haug (Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik, Fach Musikwissenschaft)

Forschung

Judith Haug arbeitet an einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Habilitationsprojekt: der von interpretierenden und kontextualisierenden Studien begleiteten kritischen Edition einer interdisziplinär und international relevanten Handschrift des bikulturellen Musikers Alî Ufukî/Albert Bobowski. Osmanisches und europäisches Wissen unter anderem aus Musik, Lyrik und Medizin sind dort in einzigartiger Weise versammelt.

Vita

Judith I. Haug studierte Musikwissenschaft, Geschichte des Mittelalters sowie Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters an der Universität Augsburg, wo sie 2005 ihren Magistergrad erhielt. 2008 folgte die Promotion an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen mit einer Studie über die Verbreitung des Genfer Psalters in Europa und dem Osmanischen Reich. 2010 bis 2012 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Virtuellen Fachbibliothek Musikwissenschaft und hat bisher verschiedene Lehraufträge an den Universitäten Tübingen, Würzburg und Münster sowie an der Folkwang-Universität Essen wahrgenommen. 2012 bewilligte die Deutsche Forschungsgemeinschaft ihr Habilitationsprojekt "Osmanische und europäische Musik im Kompendium des Alî Ufukî (um 1640): Erschließung, Analyse und (trans-)kultureller Kontext" an der WWU Münster. Die Förderung wurde 2014 verlängert. Judith I. Haug war während ihres Studiums und während ihrer Promotion Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes.

 

Dr. Andrea U. Steinbicker (Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Münster (UKM))

Forschung

Für die Bildung von roten Blutkörperchen wird Eisen benötigt. Für eine ausgeglichene Balance zwischen Angebot und Bedarf von Eisen sorgt das in der Leber produzierte Hormon Hepcidin. Störungen dieser Regulation führen zu Problemen. Durch einen Anstieg von Hepcidin entwickelt sich eine Blutarmut, durch Hepcidin-Mangel eine Eisenüberladungsstörung. Andrea Steinbicker erforscht die molekularen Grundlagen der Eisenregulation. Darüber hinaus leitet die Fachärztin für Anästhesiologie die Implementierung eines Programmes am UKM, das die Patientenversorgung mit der Ressource Blut sicherstellen soll ("Patient Blood Management"). Dieses Projekt vereint die Grundlagenforschung mit klinisch optimaler Patientenversorgung.

Vita

Dr. Andrea Steinbicker ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am Universitätsklinikum Münster. Sie studierte Humanmedizin an der Universität Duisburg-Essen, in Alicante (Spanien) sowie an der WWU. Nach der Approbation 2004 promovierte sie im August 2005 am Institut für Physiologische Chemie der Universität Duisburg-Essen. Ein berufsbegleitendes Studium schloss sie 2008 mit dem "Master of Public Health" ab. Die Masterarbeit absolvierte sie bei der Weltgesundheitsorganisation in Genf (Schweiz). Im Rahmen eines Postdoktorates ging sie als Stipendiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 2009-2011 an das Massachusetts General Hospital, Harvard Medical School, Boston (USA). Aktuell leitet sie die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Arbeitsgruppe "Iron Signaling".

 

Das Junge Kolleg

Das Junge Kolleg wurde im Jahr 2006 zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Nordrhein-Westfalen gegründet. Bis zu 30 herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachrichtungen können für jeweils vier Jahre berufen werden. Möglich gemacht wurde dieses Förderprogramm durch die finanzielle Unterstützung der Stiftung Mercator. Ab dem Jahr 2014 hat das Land Nordrhein-Westfalen die Finanzierung übernommen.

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