Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung vor einem Aufsteller des Zentrums für Islamische Theologie

Muslima Theologie
Die Islamische Theologie als eine von Frauen betriebene Wissenschaft

4.–5. Dezember 2015, Münster

Zum Jahresende organisierte das ZIT unter Beteiligung des ITT Osnabrück die Tagung „Muslima Theologie“, die sich dem wichtigen Thema der Rolle der Frau im Islam und in der islamischen Theologie widmete. Zu diesem Anlass reisten renommierte Islamwissenschaftlerinnen und Theologinnen aus den USA und aus Großbritannien, wie beispielsweise Riffat Hassan oder Amina Wadud, an. Das Ziel dieser Tagung lag hauptsächlich darin, ein geschlechtergerechtes Islamverständnis zu vermitteln, wobei vor allem die Auslegung des Korans und die Überlieferungen über das Leben des Propheten im Fokus standen. In drei verschiedenen Panels wurde über „Frauen als religiöse Gelehrtinnen“, „Geschlechtergerechtigkeit“ und „Feministische Exegese“ gesprochen.

Eröffnet wurde die Tagung mit Grußworten von Dr. Marianne Ravenstein, Prorektorin für Lehre und studentische Angelegenheiten an der WWU, Dr. Helge Kahler vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie Münster. Am zweiten Tag der Konferenz begrüßte die Rektorin der WWU, Frau Prof. Dr. Ursula Nelles die Referentinnen und ermutigte sie für ihren Einsatz im Sinne der Gleichberechtigung von Mann und Frau auch im islamischen Kontext. Insbesondere die Vorträge von Doris Decker und Yasmin Amin gingen auf die Frage ein, inwiefern Frauen in der Frühzeit des Islams als religiöse Gelehrtinnen tätig waren, während die Gelehrsamkeit in der Moderne von Irene Schneider, Hatoon al-Fassi und Amina Wadud anhand verschiedener Beispiele dargestellt wurde. Jerusha Tanner Lamptey, Riffat Hassan und Dina El Omari stellten verschiedene Ansätze einer weiblichen Koranexegese dar und die Ethnologin Susanne Schröter präsentierte den Umgang mit Geschlechtergerechtigkeit in Südostasien. Aber nicht nur rein akademische Debatten und Fragestellungen wurden erörtert, sondern auch die praktische Seite mit einbezogen. So stellten die Gründerinnen des Muslim Women Council UK ihre Aktivitäten vor und sprachen zudem über aktuelle Probleme, vor denen muslimische Frauen heutzutage stehen. Damit hatte das Publikum die Möglichkeit, sehr unterschiedliche Referentinnen aus verschiedenen Kontexten zu hören, die unter anderem auch von ihren Erfahrungen als Aktivistinnen berichten konnten. Gleichwohl konnte so auch die Komplexität des Themas aufgezeigt werden. Amina Wadud machte beispielsweise deutlich, dass der Islam nicht statisch sei, sondern immer das widergibt, was die Menschen aus ihm machen. Gleichwohl gäbe es auch nicht eine Art von Feminismus, sondern viele unterschiedliche Ansätze, diesen zu erklären. Andere, wie Riffat Hassan, lehnen es komplett ab, den Einsatz für die Rechte der Frau als „Feminismus“ zu bezeichnen.

Die unterschiedlichen Ansätze und Herangehensweisen spiegelten sich in lebhaften Diskussionen im Anschluss an die Panels wider. In der Abschlussdiskussion wurde noch einmal festgestellt, wie wichtig die Kategorie Gender für die Forschung ist und die Notwendigkeit aufgezeigt, explizit auf die Stellung der Frau und ihre Rechte in der Forschung einzugehen. Zwar seien noch keine Arbeitsbereiche in Bezug auf „Gender“ innerhalb der Islamischen Theologie auszumachen, wie Irene Schneide in ihrem Vortrag feststellte, dennoch zeige eine solche Tagung mit ausschließlich weiblichen Referentinnen die Wichtigkeit und Aktualität des Themas.

Die Vorträge, Diskussionen und Erkenntnisse sollen zudem in einem Tagungsband veröffentlicht werden.