Porträt von Menno Preuschaft

Erste Dissertation am ZIT erhält Preis der DAVO

Menno Preuschaft erhielt den Dissertationspreis der Deutschen Arbeitsgesellschaft Vorderer Orient (DAVO) für die beste deutschsprachige Dissertation im Bereich der gegenwartsbezogenen Orientforschung im Jahr 2013!

Die von Prof. Dr. Mouhanad Khorchide betreute Dissertation war die erste, die am ZIT abgeschlossen wurde. Die Arbeit trägt den Titel "Religion, Nation und Identität. Eine Untersuchung des zeitgenössischen saudischen Diskurses zum Umgang mit religiöser Pluralität".

Mit dem Prädikat „Summa cum laude“ hatte Menno Preuschaft im Oktober 2013 sein Promotionsstudium abgeschlossen. In seiner Dissertationsschrift, die vom Leiter des ZIT, Professor Mouhanad Khorchide, und dem Leiter der Nahostabteilung am Hamburger GIGA, Professor Henner Fürtig, betreut und begutachtet wurde, hat die Analyse des „zeitgenössischen Diskurses im Königreich Saudi-Arabien zum Umgang mit religiöser Pluralität“ zum Thema.
 
Preuschaft nimmt dabei im Schwerpunkt die Debatten im Kontext des „King Abdulaziz Center for National Dialogue“ in den Jahren von 2003 bis 2010 in Augenschein und analysiert exemplarisch und vertiefend die Argumentationsstränge von insgesamt sechs (je drei sunnitische und drei schiitische) saudischen Akteuren des religiösen und nationalen Diskurses über Fragen der Identitätsstiftung. Preuschaft formuliert eine zweiteilige Fragestellung: Zunächst fragt er nach der Rolle von Religion für die Herstellung einer national-kollektiven Identität in zeitgenössischen Debatten und nach einer möglichen Neu-Definition dieser Identitätskonstruktionen bzw. ihrer religiösen Basis. Hieran anschließend stellt der Autor die Frage danach, ob etwaige Neu-Definitionen von Identität und Religion so formuliert werden, „dass sie in Richtung einer friedlichen Ko-Existenz der pluralen Glaubensüberzeugungen und ihrer Anhänger wirken und [...] dabei auch Aspekte des wahhabitischen Dogmas reformuliert bzw. infrage gestellt werden.“
 
Preuschaft konkludiert, dass die islamische Fundierung der saudischen Kollektiv-Identität in den zeitgenössischen Diskursen als weitreichender Konsens gelten kann.  Die Debatten stellten sich aber als Suche nach „Ansätze[n] des Umgangs mit religiöser und konfessioneller, aber auch anders codierter Pluralität, und [...] zugleich nach Wegen und Strategien der Bewahrung des religiösen Unterbaus der kollektiven Identität von Staat und Gesellschaft“ dar, die mit einer Infragestellung der wahhabitischen Deutungshoheit einhergehe.
 
Die Analyse erfolgt auf der Basis der Auswertung von Publikationen staatlicher und semi-staatlicher Einrichtungen, von saudi-arabischen religiösen Gelehrten unterschiedlicher Konfession sowie von Publikationen namhafter saudischer Intellektueller der vergangenen 15 Jahre. Ergänzendes Material bilden Interviews mit Vertretern der jeweiligen Gruppierungen, darunter Salman al-Auda und Zaki al-Milad, die Preuschaft im Zuge eines vierwöchigen Forschungsaufenthalts im März 2010 führte. Die Arbeit entstand im Kontext des Exzellenz-Clusters „Religion und Politik“ der WWU Münster und erscheint in der Reihe „Kultur Recht und Politik in muslimischen Gesellschaften“ des Ergon Verlags
, die u.a. von Prof. Dr. Thomas Bauer herausgegeben wird.