Pfarrer Gregor Hohberg, Rabbiner Dr. Tovia Ben-Chorin und Imam Kadir Sanci
Pfarrer Gregor Hohberg, Rabbiner Dr. Tovia Ben-Chorin und Imam Kadir Sanci (Foto: Lia Darjes)

Entstehung eines Hauses der drei Religionen in Berlin – „The House of One“

Auf Einladung des am Auswärtigen Amt angesiedelten Diplomatenclubs „Willkommen in Berlin“ nahm Daniel Roters, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Islamische Theologie Münster (ZIT), an einer Podiumsdiskussion über die theologische Ausbildung in Deutschland teil.

Im Rahmen dieser Podiumsdiskussion vor Angehörigen der diplomatischen Vertretungen in Berlin sprach er unter anderem mit Rabbi Tovia Ben Chorin, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Berlins und Direktoriumsmitglied des Abraham Geiger Kollegs sowie Harald Grün-Rath, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Berlin-Charlottenburg. Beide schilderten die Erfahrungen ihrer Gemeinschaften und sprachen über die Herausforderungen unserer Zeit für die Theologien, den Gläubigen und die Gesellschaft. Insbesondere Rabbi Ben Chorin verwies auf die großen Gemeinsamkeiten, die Juden und Muslime im Gespräch teilen könnten. Er warb für mehr Ruhe und Gelassenheit, um sich mit Texten und Traditionen zu beschäftigen. Die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit anderen Religionsgemeinschaften dürfe nicht über die Erfordernis der Auseinandersetzung mit sich selbst und der eigenen Gemeinschaft hinwegtäuschen. Daniel Roters verwies auf das aktuelle Zeitgeschehen, das in der Wahrnehmung durch Spannungen zwischen Juden und Muslimen geprägt sei, wobei darüber die fruchtbaren theologisch-philosophischen Auseinandersetzungen zwischen Juden und Muslimen in der Vergangenheit allzu oft in Vergessenheit gerieten. Neben einem ernsthaften interreligiösen Dialog auf Augenhöhe ginge es auch darum, hier in Deutschland eine Heimat für den Glauben zu finden. Deutschland sei bereits die Heimat vieler Muslime, doch auch ihr Glaube müsse hier selbstverständlich mitgedacht, reflektiert und praktiziert werden. Diesen Weg sei man auf jüdischer und christlicher Seite unter großen Anstrengungen und in furchtbaren Schmerzen gegangen. Die Verantwortung, die jeder Einzelne in diesem Prozess trage, sei unermesslich und die Erfahrungen von Menschen wie Rabbi Ben Chorin und Harald Grün-Rath und ihren Gemeinschaften von unschätzbarem Wert.

An die Podiumsdiskussion schloss sich am nächsten Tag ein Besuch bei den Verantwortlichen des Projekts „The House of One“ in Berlin an. In der Hauptstadt der Republik soll durch Spenden und das Engagement von Juden, Christen, Muslimen und Freunden der interreligiösen Verständigung ein Haus entstehen, unter dessen Dach eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee vereint sind. In der Mitte des Gebäudekomplexes soll ein Raum entstehen, der die Auseinandersetzung über die Themen der drei monotheistischen Religionen ermöglichen soll. Das Projekt, so Rabbi Ben Chorin, sei eine Herausforderung für die Menschen in Berlin und alle Menschen, die an einem ernsthaften interreligiösen Dialog interessiert sind. Gerade Berlin sei dabei ein prädestinierter Ort - eine Stadt der Wunden und der Wunder, die ein Leben für die drei monotheistischen Religionen bietet, die die europäische Kultur prägen.

Am 03. Juni wurde das Projekt in einer Pressekonferenz in Berlin der breiten Öffentlichkeit vorgestellt und die Spendenkampagne offiziell gestartet. Interessierte haben die Möglichkeit, sich auf http://house-of-one.org/de über den Spendenstand, das Projekt, die Beteiligten und die Unterstützer des Projekts zu informieren. Unterstützer können im Zuge einer Spende einen virtuellen Ziegelstein erwerben, der zur Realisation des Projekts beträgt. The House of One versteht sich als Graswurzelprojekt einzelner Gemeinden und Unterstützer.

Im gemeinsamen Gespräch wurde deutlich, dass es Beteiligten und Förderern und den am interreligiösen Dialog Interessierten dabei nicht um einen Synkretismus, ein Einerlei der Religionen, gehen darf. Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen Glauben dürfe der kritischen Auseinandersetzung mit Andersgläubigen nicht im Wege stehen.

Weitere Informationen über das Projekt und die Möglichkeiten der Unterstützung finden Sie unter:

http://house-of-one.org/de