Einige Gedanken über Tablets und Workflow

iPads zu verleihen ist eine gute Idee, fast schon genial vom Standpunkt der Bibliothek aus gesehen. Aber bringt es den Studierenden auch einen wirklichen Nutzen?

Wie wird das Bibliotheks-iPad benutzt? Was machen die Studierenden damit? Klar, es wird gedaddelt, gemailt, gesurft, auch Musik gehört und – seltener – Videos gesehen, aber die allermeiste Zeit verbringt der durchschnittliche Studierende mit Ressourcen des Medizinstudiums: Vorlesungsskripte (das freut die Dozenten), Onlinebücher (das freut die Bibliothek) und Tools zum Kreuzen (das freut den Dekan*).

2/3 aller Studierenden finden nach einer Umfrage in 2012, dass die iPad-Ausleihe eine hervorragende Idee sei und viele befürworten es, dass die Vorlesungen als Skript (58%) oder Video (35%) auf iPads verfügbar wären.

Tablets wie z.B. das iPad geben den Studenten die Möglichkeit, die oben aufgeführten Lehr- und Lernmaterialien auf komfortablere Weise zu nutzen. Sowohl in den Interviews als auch in den Freifeldern der Umfrage kam zum Ausdruck, dass etliche Studierende diese bereits ausschließlich auf dem iPad oder anderen E-Book-Readern nutzen.

Kritische Masse

Sowohl an Tablets als auch an Lernmaterialien ist eine kritische Masse zu überschreiten, um einen modernen, interaktiven und elektronischem Workflow zu ermöglichen und ihm zum Durchbruch zu verhelfen. Ein Durchbruch, der aufgrund der zu erwartenden Einspar- und Synergieeffekten zu einer deutlichen Optimierung der Lehre führen dürfte.

Damit alle Studierende unterstützt werden können, die auf einen voll-digitalen Workflow umsteigen wollen, müssen deutlich mehr Geräte mit deutlich längeren Ausleihzeiten zur Verfügung stehen. Der Antrag der Bibliothek auf 120 iPads aus Qualitätsverbesserungs-Mitteln ist der erste Schritte hierzu.

Dem iPad ist dabei aus den verschiedensten Gründen zur Zeit eine klare Priorität einzuräumen.

Workflow

Sodann sind die Inhalte entsprechend in einer kritische Stärke vorzuhalten: Da es einer grundsätzlichen Lernverhaltensumstellung bedürfe, würde es sich ansonsten nicht lohnen, sich auf das iPad umzustellen. Die iPad-Ausleihe macht nur Sinn, wenn man den Studierenden auch einen kompletten Lern-Workflow dazu anbieten kann. Dafür steht aber schon jetzt alles bereit:

– Vorlesungsskripte über ILIAS
– Onlinebücher über die ZB Med
– Apps zum Annotieren, Unterstreichen und Sharing (GoodReader)
– Apps zum Sharen von iPad-Screens (für Kleingruppen ideal)
– Apps zum Konvertieren von Webseiten in PDF (Readdle PDF Converter)
– Prüfungstools zum Kreuzen
– Multimediale Lehrbücher, z.B. als iBook (kommt)
– Patientenakten auf iPads (kommt)
– Vorlesungsvideos (kommt)

Eine digitale Arbeits- und Lernumgebung ermöglicht weitere Mehrwerte wie z.B. den Abbau von Barrieren durch das Vorlesen lassen von Büchern, individualisiertes, zeit- und raumunabhängiges Lernen, zurechtgeschnittene Lehrbücher und Prüfungsfragen, lokale, tagesaktuelle Anpassungen, usw.

Nachtrag: Und hier kommt auch schon die Bestätigung aus den USA: How iPad Helped Me Become Paperless in College.


* Je besser die Münsteraner Studierenden bei den Staatsexamina abschneiden, desto mehr Geld bekommt der Fachbereich über die Leistungsorientierte Mittelvergabe des Landes NRW.

Teil 9 der Umfrage