Eröffnung der Traumaambulanz an der Westfälischen Wilhelms-Universität

Die  Traumaambulanz arbeitet unter dem Dach der etablierten Psychotherapie-Ambulanz der WWU, die es sich bereits seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht hat, für eine optimale Patientenbehandlung für Menschen mit psychischen Problemen zu sorgen. Der Brückenschlag zwischen Forschung und Praxis ist bei dieser Aufgabe der Dreh- und Angelpunkt und wird durch die Einrichtung von Spezialambulanzen innerhalb der Psychotherapieambulanz gefördert. Neben der neu eröffneten Traumaambulanz gibt es bereits seit längerem Spezialangebote für Patient*innen mit exzessivem Sich-Sorgen sowie chronischem Aufschiebeverhalten (Prokrastination).

Am 3. Mai 2013 wurde die neue Spezialambulanz, die Traumaambulanz, im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums eröffnet. Die Traumaambulanz hat sich zur Aufgabe gemacht, die psychotherapeutische Versorgung von Menschen, die nach eine traumatischen Erfahrung eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt haben, zu verbessern. Seit Oktober 2012 werden hier bereits Patient*innen behandelt. Die wissenschaftliche Leitung der Traumaambulanz lag bis 03/2015 bei Professor Dr. Thomas Ehring. Seit 10/2016 liegt die wissenschaftliche Leitung bei Prof. Dr. Nexhmedin Morina.

Zur feierlichen Eröffnung der Traumaambulanz im Mai 2013 wurden Psycholog*innen, Ärzt*innen und verwandte Berufsgruppen aus Kliniken, Praxen, Beratungsstellen und Universitäten der Region zu einem wissenschaftlichen Symposium eingeladen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen dabei die psychischen Folgen traumatischer Erlebnisse sowie ihre Behandlung. Menschen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung erleben häufig belastende Erinnerungen an das Trauma. Daneben treten weitere Probleme wie Albträume, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und Angstsymptome auf. Die Störung ist für Betroffene sehr belastend und beeinträchtigt das Leben in massiver Weise. Eine positive Erkenntnis des Symposiums war jedoch, dass es sehr wirksame Behandlungsmöglichkeiten für diese Störung gibt. 

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Die Veranstaltung wurde durch Herrn Prof. Dr. Thomas Ehring, den ehemaligen wissenschaftlichen Leiter der Traumaambulanz, eröffnet. In ihren Grußworten machten Herr Prof. Dr. Stephan Ludwig, Prorektor für Forschung der Universität, sowie Herr Prof. Dr. Manfred Holodynski, Dekan des Fachbereichs deutlich, dass die neue Traumaambulanz als Schnittstelle von Forschung und Praxis hervorragende Möglichkeiten für die Verbesserung der Behandlung von Traumafolgen bietet.

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Im vollbesetzten Hörsaal lauschten die Gäste vier wissenschaftlichen Vorträgen von international ausgewiesenen Experten für Posttraumatischen Belastungsstörungen. Frau Prof. Dr. Anke Ehlers von der Universität Oxford machte dabei den Beginn. Sie stellte die kognitive Traumatherapie genauer vor.

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In einem zweiten Vortrag wies Prof. Dr. Paul Emmelkamp von der Universität Amsterdam darauf hin, dass Posttraumatischen Belastungsstörungen häufig mit anderen psychischen Problemen gemeinsam auftreten. Eine besondere Herausforderung für die Behandlung stellt dabei die Kombination mit Suchtproblemen dar. Er stellte neue Behandlungsmöglichkeiten für Menschen vor, die unter diesen beiden Problemen leiden. Ein besonders wichtiger Aspekt seines Vortrags war die Feststellung, dass in diesem Bereich noch deutliche Wissenslücken in der Forschung vorliegen und weitere Studien zur Behandlung dieser Problematik erforderlich sind.

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Herr Prof. Dr. Frank Neuner von der Universität Bielefeld lenkte dann den Blick auf zwei wichtige Themen. Zum einen berichtete er über seine Forschung in Regionen der Welt, in denen traumatische Erlebnisse besonders häufig sind. Durch Krieg und Vertreibung sind Posttraumatische Belastungsstörungen in einigen Ländern Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens besonders häufig. Die von Prof. Neuner entwickelte Narrative Expositionstherapie hat in diesen Fällen eine gute Wirksamkeit gezeigt. Der Vortrag machte außerdem deutlich, dass traumatische Erlebnisse nicht nur zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung führen, sondern auch bei Depressionen und anderen psychischen Problemen eine Rolle spielen können.

Zum Abschluss der Veranstaltung sprach Prof. Dr. Thomas Ehring als Gastgeber der Veranstaltung über Herausforderungen in der therapeutischen und wissenschaftlichen Arbeit zum Thema Posttraumatische Belastungsstörung. Dabei stellte er auch die Arbeitsweise der Traumaambulanz genauer vor, die Prof. Ehring gemeinsam mit der Psychologin und Psychotherapeutin Antje Krüger leitet. Die Psycholog*innen wollen genauer verstehen, welche therapeutischen Strategien für welche Gruppe von Patient*innen besonders geeignet sind. Außerdem soll die Frage, welche Wirkfaktoren in der Therapie eine Rolle spielen, untersucht werden. Daneben übernimmt die Traumaambulanz Aufgaben in der Ausbildung und Weiterbildung von Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen. Das wichtigste Ziel bleibt jedoch die fachgerechte Behandlung von Patient*innen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung, die sich mit einem Behandlungswunsch direkt an die Psychotherapie-Ambulanz WWU wenden können.

Die Vorträge der Expert*innen wurden von den Gästen sowohl mit einer angeregten Diskussion als auch mit viel Applaus bedacht. Zum Ausklang folgte ein Empfang zum informellen Kennenlernen und Austausch.

Für Psychotherapeut*innen gab es am Samstag die Möglichkeit, ihre Kenntnisse in der Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung in Workshops zu vertiefen. Ein Highlight war dabei für viele die Möglichkeit, von der Oxforder Expertin Professor Ehlers in der Kognitiven Therapie unterwiesen zu werden. Aber auch die Workshops zur Narrativen Expositionstherapie (Dr. Catani), der Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörung nach sexuellem Missbrauch (Dipl.-Psych. Krüger) und zur Verwendung imaginativer Verfahren (Prof. Ehring) fanden großen Anklang.