Innokentij
Kreknin
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Chantal
Marquardt
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Einleitung: Subjekthaftigkeit, Digitalität, Fiktion und Alltagswirklichkeit

1. Die Frage nach dem Subjekt

Es gibt nicht viele Forschungsfelder der Geisteswissenschaften, in denen in den vergangenen zehn Jahren so viele produktive und interdisziplinär eng verknüpfte Studien vorgelegt wurden wie im Bereich der Subjektforschung. Zugleich herrscht aktuell eine seltene Einigkeit in den geisteswissenschaftlichen Disziplinen darüber, welche zentralen Eckpfeiler der Theorie jeweils geteilt werden und darum eine produktive Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen ermöglichen. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt Michel Foucault als einem der wichtigsten Stichwortgeber des Themas, der das Subjekt in den letzten Jahren seines Schaffens zum zentralen Gegenstand seiner Forschung erhob. 1 Und es mag als ein Glücksfall gelten, dass er dabei einerseits vielversprechende Perspektiven der Forschung entwarf, andererseits aber so viele Lücken im Theoriegebäude ließ, dass eine Ergänzung und Erweiterung seiner Ideen nicht nur produktiv, sondern geradezu notwendig erschien und nach wie vor erscheint. Der Bezug auf Foucaults Ansätze in der Forschung verdrängte ältere Theoriemodelle und -diskussionen nicht vollständig, machte sie aber gewissermaßen historisch, so dass die Genese der Subjekttheorie von Descartes über Kant, Fichte, Hegel, Marx, Nietzsche, Adorno und Habermas etc. nun eher als Folie dient, von der sich neuere Ansätze deutlich abheben.2 Auch Judith Butler findet regelmäßig in jüngeren Arbeiten zum Subjekt als eine feste Bezugsgröße der Theorie Erwähnung; ihre Arbeiten ergänzen und variieren Foucaults Ideen und schließen sie noch enger an den Rahmen poststrukturalistischer Denkweisen an.3

Ontologische Denkweisen, die von Descartes’ »ce moi, c’est-à-dire, l’âme par laquelle je suis ce que je suis«4 ausgehend das Subjekt als eine Substanz konzipierten, scheinen ­damit endgültig überwunden. Und auch wenn eine nur oberflächliche Zusammenfassung aller Aspekte der aktuellen Subjekttheorie und -forschung den Rahmen einer Einleitung sprengen würde, lassen sich doch einige gemeinsame Linien der jüngsten Ansätze zusammentragen. Die heutige Beschäftigung mit dem Subjekt präsentiert sich weniger als eine konzise Theorie als vielmehr als die Möglichkeit einer Frage nach dem Subjekt unter ähnlichen Bedingungen. So betrachtet ist die Größe ›Subjekt‹ in einem Spannungs­gefüge aus Selbst- und Fremdbestimmung situiert. Es entsteht sowohl aus eigener Kraft als auch notwendigerweise durch seine Verortung im Gefüge sozialer und kultureller Muster und Vollzüge, in denen die Arten und Weisen seiner regelhaften – und das heißt in erster Linie: gelingenden, funktional anschlussfähigen – Genese und Form ausgehandelt und definiert werden. Das Subjekt ist sowohl kulturell als auch historisch variabel und einer Dynamik unterworfen; es formt sich kontinuierlich in einer »Hermeneutik des Subjekts«5 bzw. »Hermeneutik der Selbsttechniken«6 – und wird in unablässig fortlaufenden Subjektivierungsprozessen geformt. Es ist das dynamische und selbstreflexive Produkt diskursiver (und nicht-diskursiver) Praktiken und Technologien. Nach den Formen, Strukturen, Hierarchien und Typologisierungen dieser Prozesse zu fragen, ist die Hauptaufgabe der Subjektforschung.7

Von dieser Perspektive aus lassen sich Forschungsheuristiken formulieren, die mal stärker, mal schwächer, die Ränder der Analysen definieren. Eine der bekanntesten stammt vom Kultursoziologen Andreas Reckwitz, der theoretische und inhaltliche Cluster skizziert hat, an die sich eine – bei ihm entsprechend soziologisch ausgerichtete – Frage nach dem Subjekt anschließen lässt.8 Demzufolge ist 1) das Primat der Kulturalisierung zu beachten: Subjekte können sich nur in kulturell eingebetteten Repräsentationssystemen manifestieren. Weiterhin ist 2) Historisierung stets am Horizont zu halten: Die Ergebnisse der Subjektforschung sind nicht ohne Weiteres zu verallgemeinern, sondern verdanken sich spezifischen, mit der Zeit wandelnden Konstellationen. Die 3) Technisierung lenkt in einer praxeologischen Volte den Blick auf die konkreten, performativ wirkenden Technologien und Praktiken, in denen sich Subjekte bilden und gebildet werden, während vor allem in Anlehnung an die Arbeiten Judith Butlers9 zu berücksichtigen ist, dass 4) Körper und Psyche gleichermaßen ins Blickfeld geraten müssen, wenn Formen und Vollzüge von Subjekthaftigkeit untersucht werden.10 In einer folgenreichen Wende, in welcher vor allem die Forschung der Narrations- und Sozialpsychologie der 1990er Jahre11 sowohl inkludiert als auch in ihrem Geltungsanspruch etwas herabgestuft wird, sieht Reckwitz 5) Identität als sekundären Begriff. Er argumentiert, dass die Herstellung einer identischen Passung über die Zeit hinaus nur eine – und keineswegs notwendig die dominante – Subjekttechnik ist, die bei einer größeren Perspektive zu berücksichtigen ist. 6) Dynamik von Hegemonie und Anschluss lenkt den Blick auf die machtgenealogischen Prozesse der Wissensordnungen, in denen sich Subjekte zu bilden vermögen. Auch wenn ›Macht‹ nach Foucault nicht mehr als eine hierarchische Dichotomie von Herrschenden (Subjekten) und Beherrschten (Objekten) zu denken ist, so muss dennoch jede Subjektivation auf Machtbeziehungen zurückgeführt werden, die sich zumindest potentiell zu Herrschaftsdispositiven verfestigen können.12 Auf Machtbeziehungen zu achten ist auch angesichts des letzten Punktes der Reckwitz’schen Heuristik unerlässlich, in welchem die 7) Destabilisierung und das Hybride der Subjektivierungsprozesse ins Blickfeld rücken. Subjektkulturen der Moderne sind keine konfliktfreien Ordnungssysteme, die eine reibungslose Fügung erlauben; vielmehr existiert eine Vielzahl miteinander konkurrierender Formen und Praktiken, die nicht unbedingt miteinander kompatibel sind, auch wenn sie sich in einem Menschen oder einer Gruppe vereint finden. Und es ist erneut Judith Butler, die aus einer dekonstruktivistisch informierten Perspektive immer wieder argumentiert, dass Prozesse der Subjektivierung stets und notwendig zu einem (performativ ausgehaltenen) Scheitern führen, zu Verschiebungen der Identität und zur Subversion konventionalisierter Formen.13

Die Heuristik von Reckwitz mag an manchen Stellen noch zu erweitern sein – so ließe sich aus Perspektive dieses Sammelbandes nach der Relevanz von Medien- und Kommunikationstechnologien fragen – sie bietet aber einen guten Einstieg in das interdisziplinäre Feld der Subjektanalysen und ist darüber hinaus mit einer weiteren Typisierung kombinierbar, in welcher sich die Perspektive auf das Subjekt jeweils spezialisiert. In der Einleitung ihres Sammelbandes Selbst-Bildungen listen Thomas Alkemeyer, Gunilla Bude und Dagmar Freist ein Szenario von einer Makro- zu einer Mikroperspektive:14 Als Subjektordnungen bezeichnen sie große und transdiskursive »historisch-gesellschaftliche (Macht-)Konstellationen typisierter Personen«,15 in denen beispielsweise die Kategorien der Ethnie, Klasse oder des Geschlechts aufgehoben sind. In die Subjektordnungen eingebettet sind die Subjektkulturen, bei denen es sich um jeweils nur lokal und temporal verfestigte Strukturen von Codes, Praktiken und Wissensordnungen handelt, die jeweils den Einschluss und Ausschluss akzeptierter Subjektformen regeln – und den Aushandlungsort von normativen Konflikten darstellen, die sich je nach Feld deutlich unterscheiden können.16 Sie bestimmen damit die akzeptierten (und ex negativo auch ausgeschlossenen) Subjektpositionen, die als Differenzierungs- und Identifikationspunkte innerhalb der Subjektkulturen dienen und typisierte Positionsangebote offerieren. Diesen werden jeweils Sätze akzeptabler Subjektformen zugewiesen, die funktional aufeinander verweisen und auf sich jeweils gegenseitig angewiesen sind, wie bspw. ›HochschullehrerIn und StudentIn‹ etc.17 Die letzte von ihnen benannte Position ist diejenige der Subjektformen. Diese ließe sich jedoch besser als ›Subjekttypen‹ definieren, da in ihrer Konzeption hierunter die kulturell akzeptierten Typisierungen mit ihren jeweils mehr oder weniger verbindlichen Sets an Eigenschaften wie eben ›HochschullehrerIn‹, ›UnternehmerIn‹, ›AutorIn‹ etc. fallen.18 Nach unserem Dafürhalten ließe sich der Begriff der ›Subjektform‹ besser für die tatsächlich individuellen Ausprägungen anwenden, die auch die Schnittstelle bilden, an der vor-diskursive Praktiken sich in diskursive Praktiken transformieren, um sich anschließend Subjekttypen zuordnen zu lassen. Alle vier (bzw. fünf) Perspektiven dieses Modells sind dabei notwendig aufeinander bezogen; die Codes und Machtstrukturen sind keineswegs vertikal zwischen ihnen ausgerichtet, sondern in jede Richtung hin offen. Sie lassen sich jedoch nach der internen Dynamik und dem Grad der regelhaften Typisierung unterscheiden: So kann man davon ausgehen, dass die Subjektform die unbeständigste und für Neuerungen offenste Kategorie darstellt, während Subjektordnungen die trägsten Formationen und Regel-Sets enthalten, die auch historisch betrachtet relativ stabil verbleiben.19

Ausgehend von den zwei Ansatzpunkten dieses Schemas lassen sich die Herangehensweisen der Forschung jeweils schematisch als zwischen einer Makro- und einer Mikro­perspektive verortet systematisieren. Eine von Subjektordnungen ausgehende Frage impliziert die Analyse der Art und Weise, wie sich diese zu Dispositiven verfestigt haben und welche Verfahren und Strukturen der Einordnung und ›Anrufung‹20 von Subjekten sie jeweils bieten, die bis in den Mikrobereich der tatsächlich vorfindbaren Subjektformen hinein wirken.21 Geht man jedoch von der Subjektform als Initiationspunkt der Untersuchung aus, so können individuelle Ausprägungen daraufhin befragt werden, welche konkreten Arten von Subjekttechniken identifizierbar sind, welche Formen des Subjekts sie implizieren und wie sich diese einerseits durch die höheren Stufen bis hin zum Einfluss der zu Dispositiven verfestigten Subjektordnungen plausibilisieren lassen oder umgekehrt, selbst auf die Formationen dieser höherstufigen Kategorien zurückwirken.22

Eher die Makroperspektive wählte Andreas Reckwitz in seiner erstmalig 2006 erschienenen wegweisenden Studie zu den Subjektkulturen der Moderne und Postmoderne: Das hybride Subjekt23 und das dort materialreich aufgearbeitete Forschungsprogramm wird seitdem vielfach als Referenz der neueren Forschung herangezogen, ebenso wie die nur ein Jahr später erschienene Monographie Das unternehmerische Selbst von Ulrich Bröckling,24 in welcher er den Blick auf Subjekttypen richtete und damit vor allem die an Subjektfragen interessierten Gouvernementalitätsstudien um wertvolle Impulse bereicherte. Es ist nicht sonderlich riskant zu behaupten, dass der aktuelle Boom der Subjektforschung diesen zwei Publikationen viel zu verdanken hat. Ausgehend von der Soziologie und den dort entworfenen Prinzipien der Fragestellung streute sich das Thema in nahezu alle Bereiche der Geisteswissenschaften und brachte eine Reihe bemerkenswerter Publikationen hervor, von denen hier nur wenige exemplarisch genannt werden sollen. Einen wichtigen Beitrag zu theoretischen und methodischen Fragestellungen erbrachte der 2012 von Reiner Keller, Werner Schneider und Willy Viehöver herausgegebene Sammelband Diskurs – Macht – Subjekt.25 Auch der Sammelband Techniken der Subjektivierung von 2013, herausgegeben von Andreas Gelhard, Thomas Alkemeyer und Norbert Ricken26 leistete wichtige Grundlagenforschung im Feld. Einige dieser Autoren sind zudem am seit 2010 bestehenden DFG-Graduiertenkolleg »Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive« der Universität Oldenburg beteiligt, aus dessen Mitte eine thematisch entsprechend fokussierte Schriftenreihe beim Transcript-Verlag hervorgegangen ist,27 von der hier nur zwei ­Publikationen erwähnt werden sollen: Der von Thomas Alkemeyer, Gunilla Bude und Dagmar Freist herausgegebene Sammelband Selbst-Bildungen von 201328 diente der Schärfung einer praxeologisch ausgerichteten Subjektforschung, während der von Sabine Kyora 2014 edierte Sammelband Subjektform Autor29 einen Brückenschlag von soziologischen Ansätzen zu philologischen Anschlüssen vollführte.

Entfernt man sich etwas von den primär soziologisch ausgerichteten Publikationen, wird die Forschungslage schnell unübersichtlich. Aus philologischer Perspektive sind es insbesondere Arbeiten zur Autorschaftsinszenierung und zur Autofiktion, die in den letzten Jahren verstärkt die Frage nach dem Subjekt stellen.30 Fragt man zudem, wie der vorliegende Sammelband, nach den Zusammenhängen von Subjekthaftigkeit und digitalen Medien, liefern fast alle Disziplinen ihre entsprechenden Antworten, mal in einer interdisziplinären Polyphonie,31 mal wieder aus soziologischer Perspektive,32 mal aus dem Blick der Autobiographie- und Life-Narrative-Forschung heraus,33 der Medienwissenschaft34 oder gar mit den Fragestellungen der Game-Studies.35 Eine derartige Harmonie der Forschungsheuristiken, wie sie die soziologische Forschung teils bietet, lässt sich dabei nur schwerlich entwickeln, zu disparat sind noch die das Subjekt im Digitalen berührenden Fragestellungen, zu unkompatibel die Positionen und zu vielfältig die Interessen. Um zu dem Punkt zu gelangen, von dem aus die Fragen des vorliegenden Sammelbandes gestellt wurden, erweist es sich darum als hilfreich, einen Schritt zurück zu treten und der Frage nach dem Subjekt die gleichberechtigte Frage nach dem Digitalen anzuschließen.

2. Die Frage nach dem Digitalen

Bevor man die Frage nach dem Digitalen und dessen Auswirkungen auf das Subjekt stellt, muss man sich zunächst darauf einigen, dass Medien(technologien) überhaupt eine Rolle bei der Subjektkonstitution spielen. Dies fällt nicht schwer – und Foucault selbst gibt eine Steilvorlage, indem er immer wieder auf die hypomnêmata zu sprechen kommt, die in Formen der antiken Selbstsorge daran beteiligt gewesen sind, ein ethisches Selbstverhältnis zu entwickeln. Dabei handelt es sich um eine gattungstheoretisch schwer zu definierende Art der Verschriftlichung, die »Rechnungsbücher, öffentliche Register, aber auch individuelle Hefte«36 umfassen konnte. Ihre Hauptfunktion bestand darin, in Form von Notizen ein materielles Gedächtnis aus Zitaten, Aphorismen, Überlegungen und Reflexionen zu bilden, auf die beständig zurückgegriffen werden konnte. Hierbei an die übliche Praxis des intimen Tagebuchs zu denken, wäre jedoch grundfalsch:

[Die hypomnêmata] stellen keine »Selbsterzählung« dar; ihr Ziel ist nicht, die Arkana des Gewinnes ans Licht zu heben […]. Es geht nicht darum, das Unentzifferbare aufzuscheuchen, das Verborgene aufzudecken, das Ungesagte zu sagen, sondern im Gegenteil das Bereits-Gesagte zu versammeln: das zu versammeln, was man hören oder lesen konnte, und dies in einer Absicht, die nichts anderes als die Konstitution seiner selbst ist.37

Es ist naheliegend, bei der Beschreibung dieser Selbsttechnik an die strukturell verwandten Praktiken zu denken, die sich auf Social Networking Sites und auf Weblogs zahlreich finden,38 – bis hin zu neuen Formen von Auto/Curation Sites wie Pinterest oder Instagram bei denen im engeren Sinne gar kein eigener Text produziert wird und auch die Öffentlichmachung der eigenen Person nicht zwingend vorgeschrieben ist und die dennoch als ›Orte‹ implizit autobiographischer Akte angesehen werden können.39

Die subjekttechnische Brücke zwischen Antike und Gegenwart verdeutlicht auch, dass es nicht notwendigerweise one-to-many-Medien vorbehalten ist, im Zuge von Subjektbildungen zur Anwendung zu kommen. Malerei, (literarische) Autobiographie, Massenpresse, Fotografie, Ton- und Videoaufnahme brauchen nicht extra bezüglich ihrer Wichtigkeit für die Herstellung von Subjekten qualifiziert zu werden, denn es wird kaum jemand bestreiten, dass diese Medientechnologien im Zuge der (öffentlichen) Inszenierung von Personen eine entscheidende Rolle spielen. Das hypomnêmata-Beispiel zeigt jedoch, dass auch diejenigen Medientechnologien hier zu berücksichtigen sind, die nicht notwendig im Verbund der one-to-many- und many-to-many-Medien aufgehen. Sobald ein weiter Textbegriff angenommen wird, lassen sich alle möglichen Weisen der »Selbstverschriftlichung«40 an die Dispositive der Subjektordnungen und die von ihnen ausgehenden Subjekttechniken anschließen. Eben diesen Aspekt suchten Jörg Dünne und Christian Moser zu berücksichtigen, als sie den Begriff der Automedialität einführten:

Es gibt kein Selbst ohne einen reflexiven Selbstbezug, es gibt keinen Selbstbezug ohne den Rekurs auf die Äußerlichkeit eines technischen Mediums, das dem Individuum einen Spielraum der Selbstpraxis eröffnet. In diesem Sinne postuliert das Konzept der Automedialität ein konstitutives Zusammenspiel von medialem Dispositiv, subjektiver Reflexion und praktischer Selbstbearbeitung.41

Sie argumentieren ihren Ansatz erneut unter Rückgriff auf Foucaults Überlegungen zur Subjekthaftigkeit und versuchen zudem, die Fallstricke eines kompletten Mediendeterminismus zu umgehen.42

Die sich hier anschließende Frage muss lauten, welche Neuerungen denn nun durch die weite Verbreitung digitaler Technologien und der Transformation traditioneller Medien ins digitale Prozessieren für das Subjekt entstehen. Wer nun von digitalen Medien spricht, sollte dies nicht leichtfertig tun. Nicht alle digital arbeitenden Geräte (wie z.B. ein Taschenrechner) haben Einfluss auf unsere Subjekthaftigkeit. Zudem überstehen manche Technologien – beispielsweise die Projektionsapparatur im Kino – den Transit von einer analogen zu einer digitalen Arbeitsweise durchaus so, dass wir als Nutznießer dieser Technik im Kinosaal sitzend, von der Neuerung kaum etwas mitbekommen. Welche digitalen Technologien für Subjektivierungsprozesse relevant werden, sollte also vorsichtig ausgesiebt werden. Ein educated guess dürfte sein, die ›neuen Medien‹ darunter zu rechnen. Aber auch hier besteht die Gefahr der Ungenauigkeit, denn ebenso leichtfertig werden diese immer noch teils mit ›dem‹ per Browser zu navigierenden Internet gleichgesetzt – eine spätestens mit dem Aufkommen des ubiquitous computing nicht mehr hinnehmbare Einschränkung. Es scheint also angeraten, das Problem systematisch anzugehen und genauer zu schauen, welche Änderungen die ›traditionellen‹ Medien bei ihrem digitalen Update erfahren haben und mit welchen Konsequenzen.

Eine rein semiotische Herangehensweise bringt einen hier nur bedingt weiter, denn die digitale Wende bedeutet hier lediglich die Einschränkung auf einen binären Code aus 0 und 1. Diese Minimaldifferenzierung erlaubt jedoch jede nur denkbare Art symbolischer Codierung – und die hier angelegten Vorteile gegenüber ›analog‹ operierenden Medien kommen vor allem dann zum Vorschein, wenn man den Effekt innerhalb derjenigen Verbreitungsmedien betrachtet, die auf einer (im weitesten Sinne) ikonischen Weitergabe von Information basieren, also Ton, Bild und ihre Kombination. In Die helle Kammer sucht Roland Barthes die Besonderheit der starken Wirkung von Fotografie darin zu begründen, dass diese einen »Photographischen Referenten«43 besitze, die die ehemals reale Präsenz des Abgebildeten unzweifelhaft beglaubigt. Und diese ist

nicht die möglicherweise reale Sache, auf die ein Bild oder ein Zeichen verweist, sondern die notwendig reale Sache, die vor dem Objektiv plaziert [sic] war und ohne die es keine Photographie gäbe. […]. Anders als [… Malerei und Diskurs] läßt sich in der PHOTOGRAPHIE nicht leugnen, daß die Sache dagewesen ist. Hier gibt es eine Verbindung aus zweierlei: aus Realität und Vergangenheit.44

Der Weg von der Belichtung des Negativs, dessen Entwicklung, der Belichtung und Entwicklung des Positivs (und möglicherweise dessen Reproduktion via Drucktechnik) kann als nicht-arbiträre Re-Codierung derjenigen Information betrachtet werden, die vom ehemals real angestrahlten Motiv auf den initialen Informationsträger weitergegeben wurde. Natürlich ist das Bild nicht das Motiv – es trägt jedoch unzweifelhaft seine Struktur weiter, und wenn auch nur ein Schritt der Re-Codierung falsch ausgeführt wird, scheitert der Akt dieser Übersetzung. Analoge Medientechniken sind, das sollte dieses Beispiel verdeutlichen, nur bedingt re-codierbar.

Anders jedoch digitale Technologien, denn die Minimaldifferenz von 0 und 1 erlaubt prinzipiell eine unbegrenzte Codierung und Re-Codierung von Daten – und zwar (dies ist das Entscheidende) ohne dabei die technische Apparatur wechseln zu müssen.45 Sein volles Potential entfaltet diese Anlage im Computer, der schon bald nach seinem Aufkommen als »metamedium«46 bezeichnet wurde, das alle anderen Verbreitungsmedien zu integrieren vermochte.47 Ergänzt man die sich hier schon abzeichnenden Potentiale mit einer umfassenden Vernetzung von datenproduzierenden, datenverarbeitenden und datenprojizierenden Anlagen, erhält man mit Hilfe der Digitalität die Möglichkeit einer nahezu unbegrenzten Hypertextualität. Und dies bedeutet: eine nahezu universale Verbreitung und Transformation von Daten, dies alles nahezu synchron und (potentiell) in alle möglichen symbolischen Sprachen übersetzbar.48 Natürlich ist die Art der Referentialität, die mit digitalen Medientechniken produziert wird, potentiell eine andere als diejenige, von der Roland Barthes in Bezug auf die analoge Fotografie spricht. Aber es ist nichtsdestotrotz eine Referentialität, mit deren Hilfe Subjekte sich im sozialen Band positionieren, Selbstbezüge ebenso wie Fremdbezüge49 herstellen und ›angerufen‹, i.e. adressiert werden.

Zu den Möglichkeiten der Hypertextualität im Metamedium gesellen sich die sekundären Effekte der Digitalisierung. Hierzu gehören die nahezu perfekte Synchronizität von Datenproduktion, -verarbeitung, -transfer und -empfang sowie die Erhöhung dessen, was als »Information richness«50 bezeichnet wird: Das Anwachsen der Menge an Informationen, die über ein Objekt bzw. Subjekt innerhalb einer bestimmten Zeitspanne vermittelt werden können. Vor allem diese sekundären Effekte sorgen für ein höheres Niveau der Konsistenz von medial vermittelten Größen, als dies vor der umfassenden Digitalisierung und Vernetzung möglich gewesen ist. Die anwendungsfreundlichen Techniken des Web 2.0 suggerieren zudem einen höheren Grad an Autonomie, wenn es zu Entscheidungen kommt, wie beobachtbar man im medialen Gefüge sein möchte und welche Aspekte der eigenen Person und des eigenen Lebens man überhaupt beobachtbar machen will. Was an sich als eine Situation beschrieben werden könnte, in der aufgrund des höheren Informationsaufkommens Unsicherheiten getilgt werden,51 erweist sich als trügerisch, wie im nächsten Kapitel ausgeführt wird, da die entgrenzenden Mechaniken digitaler Datenverarbeitung und -verbreitung ganz und gar nicht dazu führen, dass Subjekttypen, -positionen, -kulturen und -ordnungen tendenziell stabiler werden – eher das Gegenteil ist der Fall und die Hybridität, die Reckwitz der Moderne attestierte, wird eher radikalisiert als getilgt.52

Zunächst aber bleibt festzuhalten, dass umfassende Digitalisierung und Vernetzung auf die praxeologische Seite der Subjekttechniken eine enorme Auswirkung haben – und dies noch weitreichender, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Persönliche Webseiten und Weblogs des Web 2.0 und Web 3.053 sind noch recht statische Domänen der Sichtbarmachung von Subjekten, insofern als sie noch eine gewisse Autonomie innerhalb des Mediendispositivs garantieren, zumindest solange sie von Menschen genutzt werden, um sich selbst als Person – und nicht andere gegen ihren Willen – der Beobachtung auszusetzen. Inzwischen ist in den meisten Weblogs auch die aufwandlose Verlinkung von Audio- und Video-Inhalten möglich, womit teilweise die Grenzen zu Videohosting- und -streamingseiten wie YouTube (seit 2005) verwischt werden, die nicht nur neue Regime der massenmedialen Beobachtbarkeit im Rahmen filmischer Dispositive installierten, sondern sich auch zu Plattformen wie Twitch und YouNow (beide seit 2011) entwickelten, die auf Live-Streaming – also eine synchrone Beobachtbarkeit von Akteuren – spezialisiert sind und damit teils wiederum die Grenzen zu Videochat-Plattformen übertreten. Eine (in der Regel) reduziertere Form der Beobachtbarkeit bieten andere synchron arbeitende Dienste wie Twitter (seit 2006) und Micro-Blogging- und Curator-Webseiten wie Tumblr (seit 2007), Instagram und Pinterest (beide seit 2010), die aber teils auch schon Kennzeichen von Social Networking Sites aufweisen, deren bekannteste Facebook (seit 2004) im Jahr 2016 ca. 1,4 Milliarden aktive NutzerInnen pro Monat hatte.54

Eine präzise Beschreibung aller Implikationen, die bei der Frage nach den auf Facebook produzierten Subjekten zu berücksichtigen wären, verdiente eine umfassende (und sich beständig aktualisierende) Monographie. Als Kernpunkt kann hier festgehalten werden, dass Social Networking Sites neue Formen explizit vernetzter Subjekte produzieren können und nach und nach sich selbst zu ›Metaseiten‹ entwickeln, die verschiedenste Funktionen wie Micro-Blogging, Auto/Curation, audio-visuelle Sichtbarmachung, Kommunikation und Selbstorganisation übernehmen. Der auch normative Einfluss, der sich bis in Subjektordnungen hinein zu erstrecken vermag, wird auch durch die hohe Konventionalisierung und Normalisierung dieser Medienpraxis begünstigt. Bereits 2008 stellten darum Zhao, Grasmuck und Martin fest, bei Facebook handele es sich um »a multi-audience identity production site«,55 die auch reale Effekte im Leben ihrer NutzerInnen produziert.56 Weiterhin sind virtuelle Welten wie Second Life (seit 2003) oder MMORPGs wie World of Warcraft (seit 2004) als Subjekttechniken ernst zu nehmen. Sie erlauben ihren Spielern nicht nur einen gewissen Grad temporärer Immersion, sondern können durchaus zu Bestandteilen ihres täglichen Lebensvollzugs avancieren.57

Während alle oben genannten Technologien, ebenso wie Dating-Apps und -Webseiten zumindest zu gewissen Graden auf der Idee der Kommunikation zwischen menschlichen Subjekten in einer digitalen Sphäre basieren, löst sich diese Prämisse auf, wenn man den Bereich der digital umgesetzten Selbstoptimierung (Quantified-Self- bzw. Self-Tracking-Bewegung) betrachtet. Das Tragen von Wearables, also von technischen Geräten, die Standort- und Biodaten sammeln und verknüpfen, ist eine spezifische Form des Life-Logging,58 die unmittelbar der Regulierung des eigenen Körpers und Geistes dient.59 Teilweise sind die technischen Infrastrukturen mit Webdiensten verknüpft, die wie ­Social Networking Sites Profile der NutzerInnen, Messenger und Vernetzungsmöglichkeiten anbieten, teils können sie jedoch auch rein individuell genutzt werden. In diesen Fällen ist es von besonderem Interesse, welche agency den einzelnen Geräten und ihrer Software eingeschrieben ist und wie diese von den NutzerInnen als Subjekttechniken internalisiert werden bzw. werden sollen. In solchen Szenarien der Subjektivation ist das Gegenüber, welches das Individuum anruft, nicht mehr ein strukturell identisches Subjekt sondern ein Algorithmus – also ein ausschließlich im Digitalen so mögliches Programm, das sich an die Selbsttechniken des Subjekts koppeln lässt. Diese strukturelle Ersetzung des Subjektivations-Alter-Ego durch einen Code wird in den letzten Jahren zunehmend dominanter. Unter der Flagge der Kundenfreundlichkeit und Service-Optimierung werden einem bei Amazon Produkte angezeigt, für die man sich laut Programm-Logik interessieren sollte oder die Preise für online gesuchte Produkte passen sich dynamisch der jeweiligen Person an – abhängig von ihrem Wohn- und Standort, der von ihr genutzten Hardware oder anderen Daten, die ihr opakes Profil, die Form ihres (im wahrsten Sinne des Wortes) digitalen Subjekts bilden.60 Solche Szenarien, in denen ›Big Data‹ als aktive Partei an Subjektivationsprozessen beteiligt ist, gehören zu den dringendsten und wichtigsten Forschungsfeldern der Gegenwart und rufen soziologische, rechtliche und ethische Fragen auf.61 Und auch wenn die Literaturwissenschaft zu diesen Themenkomplexen einen eher nur randständigen Beitrag beizutragen vermag, markieren diese Veränderungen der Subjektformen, -typen, -positionen, -kulturen und -ordnungen doch auch signifikante Grenzverschiebungen der gesamten Perspektive des Subjekts, da in den Fragen der Differenz von virtuellen und ›tatsächlichen‹ Praktiken der Subjektivität stets auch die Frage der Differenz von Fiktion und Alltagswirklichkeit aufgerufen ist. Und zu diesen Feldern können die Philologien einen wertvollen Beitrag leisten.

3. Die Frage nach der Grenze: Fiktion und Alltagswirklichkeit

Auch vom ›digitalisierten Subjekt‹ sollte nicht so leichtfertig gesprochen werden, wie es der Titel dieses Sammelbandes suggeriert. Selbst wenn man sich darauf geeinigt hat, was ein Subjekt ist und sich auch ein klares Bild davon verschafft hat, welche Neuerungen digitale Medien mit sich bringen, ist die Verknüpfung dieser beiden Begriffe noch lange nicht selbstverständlich. Handelt es sich immer noch um ›konventionelle‹ Subjekte, die sich nun lediglich in ihren Subjektivationspraktiken digitaler Technologien – und all der damit zusammenhängenden Effekte – bedienen? Bilden Subjekttechniken die mit Hilfe digitaler Technologien umgesetzt werden, neue ›komplette‹ Subjekttypen oder sind sie eher als Aktualisierung der alten Subjektform-Kataloge anzusehen? Und wenn tatsächlich in der Sphäre des Digitalen neue Subjekttypen, -kulturen usw. entstehen – was bedeutet dies für die Theorie des Subjekts? Mit anderen Worten: Werden wir gerade Zeugen des Übergangs zum Posthumanismus, den Katherine Hayles bereits 1998 folgend beschrieb:

First, the posthuman view privileges informational pattern over material instantiation, so that embodiment in a biological substrate is seen as an accident of history rather than an inevitability of life. Second, the posthuman view considers consciousness, regarded as the seat of human identity […], as an epiphenomenon […]. Third, the posthuman view thinks of the body as the original prosthesis we all learn to manipulate, so that extending or replacing the body with other prostheses becomes a continuation of a process that began before we were born. Fourth […], the posthuman view configures human being so that it can be seamlessly articulated with intelligent machines. In the posthuman, there are no essential differences or absolute demarcations between bodily existence and computer simulation, cybernetic mechanism and biological organism, robot teleology and human goals.62

Eine solche Perspektive verstößt gegen die Regel, die Gesa Lindemann für moderne Gesellschaften aufstellte, dass lediglich Menschen als Subjekte anerkannt werden können.63 Aber ist dies angesichts aktueller Entwicklungen tatsächlich so abwegig? Auch wenn wir die Beantwortung aller oben gelisteten Fragen hier leider schuldig bleiben müssen, so können wir doch ein paar Punkte hervorheben, um den Prozess ihrer Beantwortung zu erleichtern. Die Subjektivierung durch Algorithmen ist bereits heute durchaus real. Wir mögen Programme zwar nicht als Alter Ego anerkennen und ihnen auch keinen Subjektstatus zuweisen; wir sind jedoch bereit, sie als symbolisches Gegenüber unserer »Erwartungs-Erwartungen«64 im Rahmen einer Subjektivationssituation anzusehen und diesen Prozess zu spiegeln – genau dies ist die Pointe der elaborierten Studien zur Quantified-Self-Bewegung. Was hier im Hintergrund abläuft ist eine Verschiebung der Pole von Autonomie und Heteronomie in der Szene der Subjektivation. Diese Verschiebung ist insofern ›real‹, als wir in ihrem Vollzug die agency des virtuellen Gegenübers als regelhaftes Prinzip unserer Subjektform inkorporieren – und sie ist insofern neu, als ihre Effekte in einem globalen Ausmaß wirken können, da wir als Objekte einer digitalen Sphäre kaum noch Einfluss darauf haben, wie die digitalen ›Schatten‹ unserer Selbst (also unsere durchaus reale Existenz im Netz der digitalen Datenverarbeitungsprozesse) ausgestaltet sind und welche funktionalen Anschlüsse dies nach sich ziehen kann.65 Einfacher formuliert: In einem face-to-face ausgeführten Subjektivationsprozess können wir den Verlauf evaluieren und zumindest potentiell mit unserem (menschlichen) Gegenüber darüber verständigen; das heißt, Einfluss darauf nehmen, wie wir subjektiviert werden. (Wenn auch ohne Garantie auf Erfolg.) Gegenüber einem subjektivierenden Dispositiv wie Facebook haben wir keine Möglichkeit, an der Verhandlung der Subjektivierungsregeln beteiligt zu sein. Die einzige Möglichkeit bestünde darin, das Dispositiv zu verlassen – und dies hieße zugleich, eine inzwischen konventionalisierte Subjektposition und die daran gekoppelten Praktiken aufzugeben.

Nicht nur in Konfrontation mit der agency digitaler Dispositive verliert das Gegenüber der Subjektivation eine klare Kontur – die Verschiebung betrifft auch den Unterschied zwischen Personen, Akteuren und Figuren, die im Digitalen immer weiter schwindet. Die Einheit ›Person‹ lässt sich nach Niklas Luhmann folgendermaßen definieren:

Die jeweils kontextspezifisch auswählbaren Beschreibungen eines Menschen bilden das Medium, vor dessen Hintergrund die Form Person je aktuell entsteht. Der Begriff Person eignet sich demzufolge, die verschiedenen einem Individuum zugewiesenen Identitätszuschreibungen kommunikativ zu einem Rollenensemble zu bündeln […].66

›Person‹ ist damit die Größe, zu der sich alle Facetten der Inszenierungen eines Menschen verbinden lassen; sie dient als Garant funktionaler Anschlussfähigkeit, als eine Instanz, die die Kontingenz von Erwartungs-Erwartungen reduzieren soll. Es war vor allem die Autofiktionalitätsforschung, die darauf hingewiesen hat, dass dies nicht so einfach funktioniert: In einer ersten Heuristik lassen sich die Rollen ›Person‹ und ›Figur‹ ­danach unterscheiden, welche Art von Anschlüssen mit ihnen jeweils getätigt werden können. Die Form Person basiert immer auf einem Subjekt und wird dann relevant, wenn ›Alltagswirklichkeit‹ die entscheidende Referenz von Kommunikation und Handlung darstellt – sie geht einkaufen, besucht einen Elternabend und kann sich mit den Nachbarn streiten; sie ist die Grundlage dafür, in anderen Diskursen (z.B. Recht) Identität und Referentialität herzustellen. Die Rolle ›Figur‹ hingegen kann den Anschein erwecken, auf der Form eines Subjekts zu basieren, sie ist jedoch im Fiktionalen aufgehoben, mag dies ein Roman, eine Theaterbühne oder ein Computerspiel sein – eine Figur kann als Akteur die Szenerie der Alltagswirklichkeit betreten, aber kann nicht verklagt werden und zahlt keine Steuern usw.

Die Differenz der beiden Rollen basiert in dieser Heuristik auf einem Unterschied der Denotation: ›eigentliche Denotation‹ auf der Seite der Person und ›uneigentliche Denotation‹ auf der Seite der Figur.67 Das Problem dieses Modells besteht darin, dass sie suggeriert, hier liege ein substantieller Unterschied vor – und dies kann mit gutem Recht angezweifelt werden. Niklas Luhmann arbeitete heraus, dass dasjenige, was herkömmlich als ›Realität‹ angesehen wird, auf einer Unterstellung basiert, die primär von Massenmedien hergestellt wird und sich allen Teilnehmern eines Systems – eben als Realität – aufzwingt. Er verwendet dafür den schönen Begriff der »operativen Fiktion«.68 Und es ist ein wichtiger Verdienst der Autofiktionsforschung, darauf hingewiesen zu haben, dass dieser Effekt des Aufdrängens als Realität quer zur Unterscheidung von Person und Figur verlaufen kann. Wir werden Zeugen von Subjektivationspraktiken, ohne klar bestimmen zu können, ob ihr Referent nun literarisch (›fiktional‹) oder alltagswirklich (›real‹) ist:

Konkret bedeutet das, dass sich im Licht der autobiographischen Selbstverschriftlichung das Leben ändert. Gleichzeitig ist zu sehen, dass der autofiktionale Akt selbst schon Teil des zu beschreibenden Lebens ist. Schrift und Leben sind, so besehen, wechselseitig ineinander verschränkt und genau diese Verschränkung stellt eine permanente Überschreitung der Grenze zwischen Leben und Buch dar.69

Das besondere an Autofiktionen ist, dass diese Differenz im Rahmen des Paradigmas einer medialen Beobachtbarkeit keine Rolle spielt: Autofiktionale Poetiken sind anschlussfähig, sie flottieren zwischen als distinkt gedachten Diskursbereichen, ohne die Referentialität der in ihnen hergestellten Subjekte einer Änderung zu unterziehen – und sie erzeugen Subjekte, die es zumindest im medialen Gefüge nicht erlauben, zwischen der Rolle der Person und der Figur zu unterscheiden, da sie sich im Raum des Medialen einer Zentralperspektive entziehen.70

Die strukturelle Verwandtschaft zwischen autofiktionalen Poetiken und digital hergestellten Formen des Subjekts liegt auf der Hand, denn Letztere präsentieren sich stets als Subjekt-Figuren, die potentiell die Form von Personen annehmen können – dies aber nicht unbedingt müssen, was dem ›Gelingen‹ ihrer Existenz, also der Anschlussfähigkeit ihrer Form an Kommunikationsgefüge, Subjektivationssituationen und mediale Dispositive i.e. ihrer Rolle als Akteur, nicht im Wege stehen muss. Genau diese hybriden Strukturen auf die in ihnen wirksamen Poetiken hin zu befragen und sie mit Mustern abzugleichen, die aus Literatur und Kunst schon vertraut sind, ist das große Potential der Literaturwissenschaft. Die Aushandlung der Grenze, die immer wieder zwischen Alltagswirklichkeit und Fiktion, Authentizität und Inszenierung gezogen und überschritten wird, läuft dabei im Hintergrund stets mit – und die Erkenntnisse darüber, wie sich diese Dynamik bei der Nutzung digitaler Medientechnologien präsentiert, können unmittelbar als Beitrag zur Subjektforschung der Gegenwart verwendet werden. Dabei gilt es jedoch achtzugeben, dass die besonderen Bedingungen des Untersuchungsgegenstandes berücksichtigt werden: Es ist eine strukturelle Eigenschaft sowohl digital produzierter und prozessierter Subjekte als auch autofiktionaler Poetiken, dass sie sich tendenziell einer Zentralperspektive verweigern. Wer die Absicht hat, in positivistischer Weise gegen alle Widerstände des analysierten Materials eine solche Zentralperspektive hervorzulocken, wird nichts Neues als Erkenntnis mitnehmen können. Ist man jedoch mit einiger Vorsicht und dem Wissen ausgestattet, dass die Untersuchungsgegenstände keine fiktiven Größen, sondern eben durchaus ›reale‹, i.e. funktionierende und existierende Entitäten sind – also mit einer der hybriden digitalen Sphäre angemessenen Ethik im Gepäck – steht einem produktiven Beitrag der Philologien zu diesem Forschungsfeld nichts im Wege. Und dies ist sehr erfreulich, denn die Erforschung digital umgesetzter Subjekte hat gerade erst begonnen.

4. Die Beiträge dieses Bandes

Die vorliegende Publikation wurde durch die von den Herausgebern organisierte Sektion »Das digitalisierte Subjekt – Neue Medien als technique de soi« des 2014 in Münster stattgefundenen 9. Kongresses des Frankoromanistenverbands angeregt. Die im Rahmen der Sektion gehaltenen Vorträge finden sich, größtenteils erweitert durch die in diesem Kontext geführten Diskussionen und in stark veränderter Form, hier zusammengetragen. Auch wenn der Entstehungskontext eine frankoromanistische Forschungsperspektive vermuten lässt, verteilen sich die Beiträge auf verschiedene Disziplinen wie Germanistische Philologie, Philosophie sowie Medien- und Kunstwissenschaft und sollen so in ihrer Interdisziplinarität der weiten Forschungsperspektive des Untersuchungsgegenstands Rechnung tragen. Auch die Veröffentlichung unter dem Dach einer digitalen Open-­Access-Zeitschrift soll die Nähe zum Thema verdeutlichen und zudem die weite und barrierefreie Verfügbarkeit der Ausführungen garantieren.

RAPHAEL BEER öffnet mit seinem Artikel Naive Aufklärung und resignative Entmündigung. Das Subjekt zwischen Erkenntnis- und Gesellschaftstheorie eine historisierende Perspektive auf die Genese des Subjektbegriffs, wobei er Alternativen zu den gängigen Subjekttheorien von Michel Foucault, Judith Butler und Andreas Reckwitz aufzeigt. Durch die Skizzierung der unterschiedlichen wissenschaftlichen Annäherungen an den Begriff des Subjekts bei unter anderem Descartes, Kant und Marx hinterfragt er die Hoheit des Subjekts und stellt zugleich die wechselhafte Beziehung zwischen dieser Größe und ihrer Umwelt dar.

Eine theater- und performanzphilosophische Perspektive auf das bis dato wenig erforschte Feld der Videospiele eröffnet MANUEL SCHEIDEGGER mit seinem Beitrag Virtuelle Handlungen, reale Konsequenzen. Über Theatralität und die ästhetische Differenz des Digitalen, wobei die Bedeutsamkeit von virtuellen Handlungen für die Subjektkonstitution im Fokus steht. Zentral ist die Frage nach der Zeichenhaftigkeit medialer Handlungen und deren Konsequenzen für das medial agierende Subjekt, die von Selbstreflexion bis hin zu Selbstverlust reichen können.

RAMÓN REICHERT beleuchtet in seinem Beitrag Self-Tracker. Praktiken der Selbstvermessung in digitalen Vernetzungskulturen die gegenwärtigen Techniken der Selbstbeobachtung in u.a. Self-Tracker-Kulturen kritisch. Zunächst historisierend, werden die Möglichkeiten aber auch die Konsequenzen der technischen Selbstüberwachung wie etwa durch Fitness-Tracker und Apps auf das veränderte Bewusstsein von Körperlichkeit, Subjektivität und nicht zuletzt Sozialität hinterfragt.

Der Chronotopos als Lebensweg in autobiografischen Texten steht im Zentrum von KERSTIN WILHELMS’ Artikel Vernetzte Identitäten. Autobiographische Selbstpositionierungen im sozialen Netzwerk bei Fontane und ›Facebook‹. Die Autorin stößt hierbei auf Analogien zwischen der Salonkultur des 19. Jahrhunderts und dem prototypischen sozialen Netzwerk des 21. Jahrhunderts Facebook, da beide jeweils Identitäten hervorbringen, die sich über bestimmte Abfolgen des Lebensweges (Chronotopoi) im sozialen Gefüge positionieren.

DIETRICH SCHOLLER vollführt in seinem Beitrag Wege und Formen der Mediensatire am Beispiel des Portals ›Le Gorafi‹ zunächst eine theoretische Annäherung an das ›Feld‹ der Satire, um im Anschluss daran zu zeigen, das medial umgesetzte Satire, ebenso wie ihre literarische oder politische Form, den Zweck verfolgt, bestehende Verhältnisse umzukehren. Durch einen gemeinsamen Verstehenskontext medialer Praktiken wird Mediensatire verständlich und rezipierbar. Anhand der satirische Nachrichtenseite Le Gorafi werden die Möglichkeiten erörtert, inwiefern Mediensatire die Möglichkeit für alternative Selbstpraktiken bieten kann.

Der Beitrag »Dem Leben wie einem Roman zu Leibe rücken«. Wolfgang Herrndorfs Blog und Buch ›Arbeit und Struktur‹ zwischen digitalem Gebrauchstext und literarischem Werk von ELISABETH MICHELBACH widmet sich der unterschiedlichen Rezeption des Blogs – als Gebrauchstext im Sinne der Selbstdokumentation von Herrndorfs Krebserkrankung – und der postum veröffentlichten Printpublikation, die auf den Blogtexten basierend als Literatur rezipiert wird. Michelbach vergleicht beide Publikationsformen und verweist auf die in Blog und Buch jeweils unterschiedlich wahrgenommene Poetik Herrndorfs, die sich auch an Michel Foucaults Modell der hypomnêmata strukturell anschließen lässt.

Eine ähnliche Herangehensweise findet sich auch bei JANNEKE SCHOENE in ihrem Text Christoph Schlingensiefs analoge und digitale Selbst-Entwürfe: ›Das Tagebuch einer Krebserkrankung‹ und der ›Schlingenblog‹, der sich mit der Selbst-Dokumentation des Regisseurs und Künstlers in seiner letzten Lebensphase widmet. Der experimentelle Umgang mit Privatheit, Authentizität und Inszenierung begründet die diaristische Praxis von Christoph Schlingensief, die im Mittelpunkt des Beitrags steht. Die Autorin geht, bedingt durch die unterschiedlichen medialen Formate, von unterschiedlichen ›Subjektivationen‹ Schlingensiefs aus und zeigt dies exemplarisch an Blog und Tagebuch.

Der Beitrag »L’autofictif« – ein übler Titel? Zur ›posture d’auteur‹ Éric Chevillards im Blog ›L’autofictif‹ von FREDERIK KIPARSKI widmet sich der Selbstdarstellung des französischen Autors und Bloggers Éric Chevillard. In seinem Blog greift der Autor auf das Diskursmodell der Autofiktion zurück, bricht jedoch mit den Erwartungen und unterwandert diese. Wie sich gerade in der spannungsreichen Auseinandersetzung mit anderen, konkurrierenden Autoren die posture Chevillards konstituiert, ist Gegenstand des Textes.

CHANTAL MARQUARDT widmet ihren Text Tunesischer Cyberaktivismus in Blog und E-Book. Sami Ben Gharbia und Lina Ben Mhenni zwischen Selbstbeschreibung und politischer Partizipation der Frage nach der Subjektkonstitution zweier tunesischer Aktivisten des Arabischen Frühlings. Blog, E-Book und andere Medienformate sind hier nicht nur Teil des politischen Aktivismus, sondern zeugen in besonderem Maße von der Individualität und Subjektivität der Aktivisten, was sich auf der diskursiven Ebene unter Rückgriff auf bestimmte Leitmotive nachvollziehen lässt.

Mit der Betrachtung des italienischen Autors und Journalisten Roberto Saviano eröffnet CHRISTIANE CONRAD VON HEYDENDORFF eine weitere Perspektive auf die Möglichkeiten der Selbstdarstellung im Netz. In dem Beitrag Roberto Saviano: Eine Autor-Figur zwischen Literatur und neuen Medien untersucht sie die Verschränkung der Selbstdarstellung Saviaonos, der in seinem dokumentarischen Erstlingsroman Gomorra ein sich als Zeuge verbürgendes, starkes ›Ich‹ konstituiert. Welche Konsequenzen dies für den Autor Saviano hat und inwiefern sich literarisches Schaffen und Selbstdarstellung im Netz überlagern, steht im Zentrum dieses Beitrags.

ANNE SCHÜLKE beschäftigt sich in ihrem Beitrag Metaphern für (digitalisierte) Subjekte: Wanderer und Marschierer bei Janet Cardiff und Paul Nizon mit der Relevanz der Metaphern ›Wandern‹ und ›Marschieren‹ für die Subjetkonstitution bei der Künstlerin Cardiff und dem Schriftsteller Nizon. Jene Subjekte manifestieren sich in unterschiedlichen, auch audiovisuellen Medien und zeichnen sich durch eine temporäre Beschränkung aus – sie sind einerseits durch die Poetiken der Kunstwerke konfiguriert und zugleich zeitlich und situativ begrenzt. Zugleich werden sie jedoch durch die Metapher der Bewegung mit einer eigentümlichen Dynamik ausgezeichnet, in deren besonderer Form die Spannung zwischen ›analogen‹ und ›digitalen‹ Subjekten zum Ausdruck kommt.

STEPHAN TRINKAUS reagiert in seinem kurzen Beitrag Kommentar zu Anne Schülke: Metaphern für (digitalisierte) Subjekte unmittelbar auf diesen Text und konzentriert sich dabei auf die von Schülke aufgeworfenen Konzepte der Digitalisierung, der Raumsemantik des von ihr entworfenen ›früher‹ und das darin zum Vorschein kommende Subjekt.

Den Abschluss bildet INNOKENTIJ KREKNIN mit dem Aufsatz Referentialität der Medien und Medien der Referentialität. Zur Analyse des Subjekts in digitalen Medienkulturen, in welchem er nach den konkreten strukturellen Zusammenhängen von Subjekt- und Medientechniken fragt und dabei den Aspekt der Referentialität ins Zentrum stellt. Er argumentiert dabei, dass auch hybride mediale Technologien durchaus ›reale‹ Subjektformen hervorbringen und entwirft im Anschluss die Matrize einer Analyse von Subjekten unter den Bedingungen spezifisch digitaler Subjektkulturen.

Unser herzlicher Dank gebührt allen AutorInnen, die ihre Ideen, ihre Forschungs­ergebnisse und ihre Leidenschaft für das Thema in einer Weise eingebracht haben, die uns immer wieder bestätigte, dass die Analyse von Subjektformen eines der drängendsten und ergiebigsten Forschungsfelder der Gegenwart darstellt – und dass auch die Literaturwissenschaft ihren wertvollen Beitrag dazu erbringen kann. Wir danken zudem denjenigen, die als GutachterInnen an der Entstehung und Optimierung der Texte beteiligt gewesen sind, namentlich Prof. Dr. Justus Fetscher, Prof. Dr. Dr. h.c. Erika Fischer-Lichte, Prof. Dr. Claudia Gronemann, PD Dr. Wolfgang Lange, Prof. Dr. Christian Moser, Eva Reichelt, Prof. Dr. Claudia Stockinger, Dr. Stephan Trinkaus und PD Dr. Jutta Weiser. Und zuletzt und im besonderen Maße danken wir der gesamten großen Redaktion von Textpraxis, die sich dankenswerterweise auf das Abenteuer der Publikation dieses Sammelbandes einließ und uns jederzeit mit allen Kräften unterstützte – ganz besonders elegant ziehen wir unseren Hut vor Kerstin Wilhelms und Martin Stobbe, ohne die diese Publikation schlicht nicht möglich gewesen wäre.

Dortmund und Mannheim im Oktober 2016

Innokentij Kreknin und Chantal Marquardt

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  • 1. Einen knappen Überblick – auch der Genese seines Forschungsprogramms von einer Analyse des Diskurses über die Analyse der Macht bis zur Analyse des Subjekts – bieten die kürzeren Beiträge in Michel Foucault: Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst. Frankfurt/M. 2007, hier vor allem S. 191–219.
  • 2. Vgl. als historischen Überblick den Beitrag von Raphael Beer in diesem Band; sowie auch Raphael Beer: »Das Subjekt im Wandel der Zeit«. In: Tanja Carstensen u.a. (Hg.): Digitale Subjekte. Praktiken der Subjektivierung im Medienumbruch der Gegenwart. Bielefeld 2014, S. 215–272; Peter V. Zima: Theorie des Subjekts. Tübingen u. Basel 2000, S. 91–293.
  • 3. Vgl. exemplarisch Judith Butler: Psyche der Macht. Das Subjekt der Unterwerfung. Frankfurt/M. 2001.
  • 4. René Descartes: »Discours de la méthode«. In: Œuvres de Descartes, Bd. 1. Paris 1864, S. 1–69, hier S. 31.
  • 5. Vgl. den Titel von Foucaults Vorlesung am Collège de France 1981/82: Michel Foucault: Hermeneutik des Subjekts. Frankfurt/M. 2009.
  • 6. Michel Foucault: »Technologien des Selbst«. In: Ders.: Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst. Frankfurt/M. 2007, S. 287–317, hier S. 288.
  • 7. Vgl. als Überblick und kompakte Einführung in das Thema Andreas Reckwitz: Subjekt. Bielefeld 2008.
  • 8. Die folgende Auflistung folgt den Ausführungen in Andreas Reckwitz: »Subjekt / Identität. Die Produktion und Subversion des Individuums«. In: Ders. u. Stephan Moebius (Hg.): Poststrukturalistische Sozialwissenschaften. Frankfurt/M. 2008, S. 75–92, hier S. 78–80. Eine alternative Heuristik, die aber wesentlich mit der hier gelisteten übereinstimmt, findet sich auch in Reckwitz: Subjekt (Anm. 7), S. 135–147.
  • 9. Vgl. u.a. Butler: Psyche der Macht (Anm. 3), S. 81–100.
  • 10. Vgl. dazu auch überblicksartig Numa Murard: »Individuum, Subjekt und somebody. Subjektivierung als Körpererfahrung«. In: Andreas Gelhard, Thomas Alkemeyer u. Norbert Ricken (Hg.): Techniken der Subjektivierung. München 2013, S. 203–212. Der Aspekt der kognitiven Geschlossenheit bereitet der Subjektforschung mit die größten Schwierigkeiten, da er eine gewisse Paradoxie nach sich zieht, die ein ›sauberes‹ Forschungsdesign nur schwer realisieren lässt, wenn man von der kognitiven Geschlossenheit psychischer Systeme ausgeht. Praxeologische Ansätze versuchen genau diese Probleme zu umgehen.
  • 11. Ein großer Verdienst dieser Ansätze, der auch in der heutigen Subjektforschung nachwirkt, besteht darin, Identität ebenfalls als prozessuale Größe, als eine fortlaufend getätigte und nie zum Abschluss kommende ›Identitätsarbeit‹ anzusehen. Vgl. dazu vor allem Heiner Keupp u.a.: Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne. Reinbek b. Hamburg 1999 ­sowie Wolfgang Kraus: Das erzählte Selbst: die narrative Konstruktion von Identität in der Spätmoderne. Herbolzheim ²2000.
  • 12. Vgl. dazu auch Andreas Gelhard: »Dispositive der Subjektivierung. Eine terminologische Notiz«. In: Ders., Thomas Alkemeyer u. Nobert Ricken (Hg.): Techniken der Subjektivierung. München 2013, S. 93–105.
  • 13. Vgl. dazu auch Martin Saar: »Analytik der Subjektivierung. Umrisse eines Theorieprogramms«. In: Andreas Gelhard, Thomas Alkemeyer u. Nobert Ricken (Hg.): Techniken der Subjektivierung. München 2013, S. 17–27, hier S. 25. Bei Butler zieht sich das Moment des notwendigen Scheiterns jeder Subjektivationsarbeit durch zahlreiche Schriften und kann – unter anderem – im Doppelcharakter des Subjekts als Unterwerfendes und Unterworfenes zugleich lokalisiert werden: »Das Paradox der Unterwerfung impliziert ein Paradox der Referentialität: daß wir uns nämlich auf etwas beziehen müssen, was noch gar nicht existiert.« Butler: Psyche der Macht (Anm. 3), S. 10. Dies führe zu »einem nicht anzueignenden Rest« im Subjekt, »einer Melancholie, die die Grenzen der Subjektivation markiert«, ebd., S. 33.
  • 14. Vgl. Thomas Alkemeyer, Gunilla Bude u. Dagmar Freist: »Einleitung«. In: Dies. (Hg.): Selbst-Bildungen. Soziale und kulturelle Praktiken der Subjektivierung. Bielefeld 2013, S. 9–30, hier S. 18–20.
  • 15. Ebd., S. 20.
  • 16. Vgl. ebd.
  • 17. Vgl. ebd., S. 19f.
  • 18. Vgl. ebd., S. 19.
  • 19. Gleichwohl wäre es falsch davon auszugehen, dass Subjektordnungen monokausal wirken und auf der höchsten Abstraktionsebene als alleinige und konfliktfreie Machtordnung wirksam sind. Vielmehr muss man davon ausgehen, dass auch in ihnen Konflikte ausgetragen werden und sedimentierte Reste alter Ordnungen immer noch nachwirken, selbst wenn sie aus dem offiziellen Katalog der Regeln längst gestrichen sind. Die faktischen Probleme der Gleichstellung von Mann und Frau trotz längst etablierter rechtlicher Normen sind ein entsprechendes Beispiel.
  • 20. Das Konzept der ›Anrufung‹ geht maßgeblich auf die Arbeiten von Louis Althusser zurück und wurde vielfach aufgenommen und insofern aktualisiert, dass es an das Konzept der ›Anerkennung‹ gekoppelt wurde. Vgl. dazu u.a. Ulrich Bröckling: »Anruf und Adresse«. In: Andreas Gelhard, Thomas Alkemeyer u. Norbert Ricken (Hg.): Techniken der Subjektivierung. München 2013, S. 49–59; Jan Müller: »›Anerkennen‹ und ›Anrufen‹. Figuren der Subjektivierung«. In: Andreas Gelhard, Thomas Alkemeyer u. Norbert Ricken (Hg.): Techniken der Subjektivierung. München 2013, S. 61–78 und Norbert Ricken: »Anerkennung als Adressierbarkeit. Über die Bedeutung von Anerkennung für Subjektivationsprozesse« In: Thomas Alkemeyer, Gunilla Budde u. Dagmar Freist (Hg.): Selbst-Bildungen. Soziale und kulturelle Praktiken der Subjektivierung. Bielefeld 2013, S. 69–99.
  • 21. Vgl. u.a. den Ansatz in Andrea D. Bührmann: »Das unternehmerische Selbst: Subjektivierungsform oder Subjektivierungsweise?«. In: Reiner Keller, Werner Schneider u. Willy Viehöver (Hg.): Diskurs – Macht – Subjekt. Theorie und Empirie von Subjektivierung in der Diskursforschung. Wiesbaden 2012, S. 145–164.
  • 22. Vgl. dazu in diesem Sammelband die Beiträge von Elisabeth Michelbach, Janneke Schoene, Frederik Kiparski, Chantal Marquardt und Christiane Conrad von Heydendorff.
  • 23. Hier zitiert nach der weiter verbreiteten Studienausgabe: Andreas Reckwitz: Das hybride Subjekt. Eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne zur Postmoderne. Weilerswist 2010.
  • 24. Ulrich Bröckling: Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform. Frankfurt/M. 2007.
  • 25. Reiner Keller, Werner Schneider u. Willy Viehöver (Hg.): Diskurs – Macht – Subjekt. Theorie und Empirie von Subjektivierung in der Diskursforschung. Wiesbaden 2012.
  • 26. Andreas Gelhard, Thomas Alkemeyer u. Nobert Ricken (Hg.): Techniken der Subjektivierung. München 2013.
  • 27. Im Oktober 2016 waren darin immerhin schon neun einschlägig ausgerichtete Publikationen gelistet, vgl. http://www.transcript-verlag.de/reihen/sozialwissenschaften/soziologie/p... (zuletzt eingesehen am 30. Oktober 2016).
  • 28. Thomas Alkemeyer, Gunilla Bude u. Dagmar Freist (Hg.): Selbst-Bildungen. Soziale und kulturelle Praktiken der Subjektivierung. Bielefeld 2013.
  • 29. Sabine Kyora (Hg.): Subjektform Autor. Autorschaftsinszenierungen als Praktiken der Subjektivierung. Bielefeld 2014.
  • 30. Vgl. u.a. Jörg Dünne u. Christian Moser (Hg.): Automedialität. Subjektkonstitutionen in Schrift, Bild und neuen Medien. München 2008; Martina Wagner-Egelhaaf (Hg.): Auto(r)fiktion. Literarische Verfahren der Selbstkonstitution. Bielefeld 2013; Jutta Weiser u. Christine Ott (Hg.): Autofiktion und Medienrealität. Kulturelle Formungen des postmodernen Subjekts. Heidelberg 2013; Innokentij Kreknin: Poetiken des Selbst. Identität, Autorschaft und Autofiktion. Am Beispiel von Rainald Goetz, Joachim Lottmann und Alban Nikolai Herbst. Berlin u.a. 2014; Anne Schülke: ›Autofiktion‹ im Werk Paul Nizons. Bielefeld 2014; Birgitta Krumrey: Der Autor in seinem Text. Autofiktion in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur als (post-)postmodernes Phänomen. Göttingen 2015.
  • 31. Siehe u.a. Tanja Carstensen u.a. (Hg.): Digitale Subjekte. Praktiken der Subjektivierung im Medienumbruch der Gegenwart. Bielefeld 2014; Anna Poletti u. Julie Rak (Hg.): Identity Technologies. Constructing the Self Online. Madison/WI 2014 und Christina Schachtner: Das narrative Subjekt. Erzählen im Zeitalter des Internets. Bielefeld 2016.
  • 32. Siehe u.a. Tanja Paulitz u. Tanja Carstensen (Hg.): Subjektivierung 2.0. Machtverhältnisse digitaler Öffentlichkeiten. Österreichische Zeitschrift für Soziologie 39.1 (2014), Sonderheft.
  • 33. Siehe u.a. Laurie McNeill u. John David Zuern (Hg.): Online Lives 2.0. / Biography 38.2 (2015).
  • 34. Siehe u.a. Ramón Reichert: Amateure im Netz. Selbstmanagement und Wissenstechniken im Web 2.0. Bielefeld 2008.
  • 35. Siehe u.a. Martin Hennig u. Innokentij Kreknin (Hg.): Das ludische Selbst. Sonderausgabe Paidia (2016). http://www.paidia.de/?page_id=8048 (zuletzt eingesehen am 30. Oktober 2016).
  • 36. Michel Foucault: »Zur Genealogie der Ethik: Ein Überblick über die laufende Arbeit«. In: Ders.: Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst. Frankfurt/M. 2007, S. 191–219, hier S. 211. Vgl. auch Michel Foucault: »Über sich selbst schreiben«. In: Ders.: Ästhetik der Existenz. Schriften zur Lebenskunst. Frankfurt/M. 2007, S. 137–154, hier S. 140 et passim.
  • 37. Foucault: »Zur Genealogie der Ethik« (Anm. 36), S. 212.
  • 38. So lesen in diesem Sammelband Janneke Schoene und Elisabeth Michelbach die digitalen Texte ihrer Untersuchungsobjekte als neuzeitliche Weiterführungen der hypomnêmata.
  • 39. Vgl. dazu Laurie McNeill u. John David Zuern: »Online Lives 2.0: Introduction« In: Biography 38.2 (2015), S. V-XLVI, hier S. XIV–XIX.
  • 40. Jörg Dünne u. Christian Moser: »Allgemeine Einleitung. Automedialität«. In: Dies. (Hg.): Automedialität. Subjektkonstitutionen in Schrift, Bild und neuen Medien. München 2008, S. 7–16, hier S. 10.
  • 41. Ebd., S. 13.
  • 42. Das Konzept der Automedialität ist auch im englischsprachigen Forschungsfeld produktiv aufgenommen worden, so beispielweise im Bereich der Life-Narrative-Studies, vgl. Sidonie Smith u. Julia Watson: Reading Autobiography. A Guide for Interpreting Life Narratives. Minneapolis/MN u. London ²2010, S. 168; Emma Maguire: »Self-Branding, Hotness, and Girlhood in the Video Blogs of Jenna Marbles«. In: Biography 38.1 (2015), S. 72–86.
  • 43. Roland Barthes: Die helle Kammer. Bemerkung zur Photographie. Frankfurt/M. 1985, S. 86.
  • 44. Ebd., S. 86f. Herv. i. Orig.
  • 45. Vgl. Friedrich Kittler: Grammophon Film Typewriter. Berlin 1986, S. 7f.
  • 46. Alan Kay u. Adina Goldberg: »Personal dynamic media«. In: Computer 10.3 (1977), S. 31–41, hier S. 31.
  • 47. Lediglich die Wiedergabe dieser Daten muss darauf beschränkt werden, welche Arten von Informationen über das Interface jeweils kommunizierbar sind.
  • 48. Vgl. dazu Stefano Tardini u. Lorenzo Cantoni: »Hypermedia, internet and the web«. In: Lorenzo Cantoni u. James A. Danowski (Hg.): Communication and Technology. Berlin u. Boston 2015, S. 119–140.
  • 49. Vgl. hierzu Ricken: »Anerkennung als Adressierbarkeit« (Anm. 20), S. 78–80 u. 97f.
  • 50. Richard L. Daft u. Robert H. Lengel: »Organizational Information Requirements, Media Richness and Structural Design«. In: Management Science 32.5 (1986), S. 554–571, hier S. 560.
  • 51. Vgl. den entsprechenden strukturellen Ansatz ebd.
  • 52. Vgl. die Definition in Reckwitz: Das hybride Subjekt (Anm. 23), S. 19: »›Hybridität‹ bezeichnet dabei die – nicht exzeptionelle, sondern verbreitete, ja regelmäßige – Kopplung und Kombination unterschiedlicher Codes verschiedener kultureller Herkunft in einer Ordnung des Subjekts.« Herv. i. Orig. – Es wäre zu ergänzen: nicht nur kultureller sondern auch medialer Herkunft.
  • 53. Vgl. dazu Ulrike Gretzel: »Web 2.0 and 3.0«. In: Lorenzo Cantoni u. James A. Danowski (Hg.): Communication and Technology. Berlin u. Boston 2015, S. 181–190.
  • 54. World Bank: World Development Report 2016: Digital Dividends. Washington 2016, S. 150.
  • 55. Shanyang Zhao, Sherri Grasmuck u. Jason Martin: »Identity Construction on Facebook: Digital Empowerment in Anchored Relationships«. In: Computers in Human Behavior 24.5 (2008), S. 1816–1836, hier S. 1832.
  • 56. Vgl. zu Facebook auch Theresa Sauter: »›What’s on your mind?‹ Writing on Facebook as a tool for self-formation«. In: new media & society 16.5 (2014), S. 1–17; Constance Elise Porter: »Virtual communities and social networks«. In: Lorenzo Cantoni u. James A. Danowski (Hg.): Communication and Technology. Berlin u. Boston 2015, S. 161–179.
  • 57. Vgl. Sherry Turkle: Life on the Screen. Identity in the Age of the Internet. New York 1995, S. 9; sowie aus anthropologischer Perspektive zu Second Life Tom Boellstorff: Coming of Age in Second Life. An Anthropologist Explores the Virtual Human. Princeton/NJ 2008. Zum Immersionssubjekt im Video­spiel vgl. auch Bojan Peric: »Das dreifache Immersionssubjekt. Subjektspaltung und -konstruktion im Computerspiel«. In: Martin Hennig u. Innokentij Kreknin (Hg.): Das ludische Selbst. Sonderausgabe Paidia (2016). http://www.paidia.de/?p=7591 (zuletzt eingesehen am 30. Oktober 2016).
  • 58. Vgl. dazu Cathal Gurrin, Alan F. Smeaton u. Aiden R. Doherty: »LifeLogging: Personal Big Data«. In: Foundations and Trends in Information Retrieval 8.1 (2014), S. 1–107.
  • 59. Vgl. dazu den Beitrag von Ramón Reichert in diesem Sammelband sowie Ramón Reichert: »›Make it count!‹. Biomedialität im Kontext von Self-Tracking und Social Media«. In: Eva Beyvers u.a. (Hg.): Räume und Kulturen des Privaten. Wiesbaden 2016, S. 165–187.
  • 60. Vgl. zu dieser Problematik aus ethischer Perspektive Beate Roessler: »Should personal data be a tradable good? On the moral limits of markets in privacy«. In: Dies u. Dorota Mokrosinska (Hg.): Social Dimensions of Privacy. Cambridge/MS 2015, S. 141–161.
  • 61. Vgl. hierzu u.a. Ramón Reichert (Hg.): Big Data. Analysen zum digitalen Wandel von Wissen, Macht und Ökonomie. Bielefeld 2014; Neil M. Richards u. Jonathan H. King: »Big Data Ethics«. In: Wake Forest Law Review 49 (2014), S. 393–432; sowie zahlreiche Beiträge in Beate Roessler u. Dorota Mokrosinska (Hg.): Social Dimensions of Privacy. Cambridge/MS 2015.
  • 62. Katherine Hayles: How We Became Posthuman: Virtual Bodies in Cybernetics, Literature, and Informatics. Chicago u. London 1998, S. 2f.
  • 63. Vgl. Gesa Lindemann: »Subjektivierung in Relation. Ein Versuch über die relationistische Explikation von Sinn«. In: Thomas Alkemeyer, Gunilla Budde u. Dagmar Freist (Hg.): Selbst-Bildungen. Soziale und kulturelle Praktiken der Subjektivierung. Bielefeld 2013, S. 101–122, hier S. 111f.
  • 64. Vgl. zum Begriff ebd., S. 109.
  • 65. Die digitalen Formen der Subjekte die auf uns als Personen referieren, können potentiell ohne unser Wissen Kontextgrenzen passieren, die besser nicht passiert werden sollten; persönliche Informationen – oder juristisch: ›personenbezogene Daten‹ – werden dann zwischen Bereichen ausgetauscht, die eigentlich in sich abgeschlossen sein sollten. Vgl. zum Konzept der kontextuellen Integrität aus Privatheitsperspektive ausführlich Helen Nissenbaum: Privacy in Context. Technology, Policy, and the Integrity of Social Life. Stanford 2010.
  • 66. Sabine Kampmann: »Funktionsrolle Autor – Andrea Fraser«. In: Niels Werber (Hg.): Systemtheoretische Literaturwissenschaft. Begriffe – Methoden – Anwendungen. Berlin u.a. 2011, S. 145–158, hier S. 152f., Herv. i. Orig.
  • 67. Vgl. dazu Frank Zipfel: Fiktion, Fiktivität, Fiktionalität. Analysen zur Fiktion in der Literatur und zum Fiktionsbegriff in der Literaturwissenschaft. Berlin 2001, S. 31f.
  • 68. Niklas Luhmann: Soziologische Aufklärung 3. Soziales System, Gesellschaft, Organisation. Opladen ⁴2005, S. 367.
  • 69. Martina Wagner-Egelhaaf: »Autofiktion & Gespenster«. In: Kultur & Gespenster 7: Autofiktion (2008), S. 135–149, hier S. 137.
  • 70. Vgl. dazu auch Kreknin: Poetiken des Selbst (Anm. 30), S. 421–435.

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