Die Technik der Getreidelagerung und seine Aufbereitung

Alfons Eggert

Die im gesamten Reichsgebiet gegen Ende der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts errichteten Heeresverpflegungsanlagen weisen zum Teil bis heute ein umfangreiches System für den Transport des Getreides auf. Spuren dieser Logistik lassen sich in Münster vielfach an dem Gelände und an der in den Speichergebäuden noch vorhandenen originalen Technik ablesen.
Als Geländemarken sind z.B. die ausgedehnten Gleisanlagen zu nennen, die von dem Schienennetz der damaligen Deutschen Reichsbahn abzweigten und beiderseits der Speichergebäude entlangliefen.
Das Heeresverpflegungshauptamt in Münster bestand aus sieben Bodenspeichern und zwei Silospeichern, die auch Zellen- oder Schachtspeicher genannt werden. In einem Bodenspeicher wird das Schüttgut nicht in einzelnen Silozellen, sondern lose auf dem Boden gelagert. Daneben gab es eine eigene Heeresbäckerei.
Alle Speichergebäude und die Bäckerei konnten von Kraftfahrzeugen und einer Lokomotive mit Waggons angefahren werden. Eine Bodenwaage mit Wiegehaus blieb neben den Kraftfahrzeughallen auf der westlichen Seite der Speichergebäude erhalten. Das angelieferte Getreide wurde entweder mithilfe dieser Bodenwaagen gewogen oder es durchlief eine Waage innerhalb der Getreidespeicher. An jeweils einer Giebelseite befand sich in jedem Speichergebäude ein Maschinenturm, der auf verschiedenen Ebenen das Getreide bearbeitete. Es wurde gewogen, gereinigt, getrocknet und bei einem Schädlingsbefall gegebenenfalls begast, bevor es in die Silokammern eingelassen oder innerhalb eines Holzverschlages lose auf dem Boden eines Bodenspeichers verteilt wurde.
Die rechnerische Lagerkapazität für das Getreide in den Münsteraner Speichergebäuden betrug insgesamt 38.610 Tonnen. Das Fassungsvermögen pro Gebäude lag somit durchschnittlich bei 4.290 Tonnen. Eine bestimmte Lagerfläche blieb jedoch immer frei, um das Korn um- und einlagern zu können.
Anhand zahlreicher Abbildungen verdeutlicht der Autor detailliert den Weg, den das Getreide von seiner Anlieferung bis zu seiner Einlagerung innerhalb eines Speichergebäudes durchlief. So kann auf sehr anschauliche Art und Weise die komplexe Technik nachvollzogen werden.

Startseite