Zum 1200-jährigen Jubiläum im Jahre 1993 hat die Stadt Münster das Stadtarchiv beauftragt, eine Gesamtdarstellung der Stadtgeschichte zu organisieren. Diese ist in drei Bänden als Gemeinschafts-werk von 50 Autorinnen und Autoren im Jubiläumsjahr erschienen (Geschichte der Stadt Münster, hg. v. Franz-Josef Jakobi, Münster 1993). Sie sollte zugleich „Bilanz und Impuls“ darstellen: eine Bilanz des aktuellen Wissens- und Erkenntnisstandes zu allen Epochen und Aspekten der 1200-jährigen Geschichte Münsters, Impuls durch den Ausweis ungelöster stadtgeschichtlicher Probleme sowie durch die Formulierung neuer Fragen.
In den folgenden Jahren sind die Anregungen, die von der Erarbeitung der Beiträge durch jeweils für das Thema ausgewiesene Fachleute ausgegangen sind, von der stadtgeschichtlichen Forschung vielfältig aufgegriffen und in einer Reihe von einzelnen Arbeitsvorhaben sowie von Projekten mit unterschiedlichen Kooperationspartnern weitergeführt worden; deren Ergebnisse liegen in großer Zahl in Form von Zeitschriftenaufsätzen, Sammelbänden und Monographien publiziert vor. Die „Geschichte der Stadt Münster“ von 1993 stellt also in vielen Bereichen nicht mehr den aktuellen Diskussionsstand dar. Darüber hinaus ist bereits mit dem Erscheinen des mehr als 2.300 Seiten starken, handbuchartigen Werks und seither immer wieder der Wunsch nach einer neuen, kompakteren ‚Kleinen Stadtgeschichte‘ geäußert worden. Dem soll nun durch eine einbändige Gesamtdarstellung ‚aus einer Hand‘ Rechnung getragen werden.
Während der dreibändigen Stadtgeschichte eine ‚Gitterstruktur‘ von jeweils aufeinander bezogenen chronologischen und problemorientierten Artikeln zugrunde liegt, ist für das aktuell geplante Werk eine durchgängige, dem historischen Entwicklungsgang der Stadt folgende Darstellung vorgesehen. Das Hauptgliederungsprinzip und damit die Einteilung in chronologische Kapitel ergibt sich demnach aus der Abfolge der sich in diesem Entwicklungsgang mehrfach neu ausbildenden unterschiedlichen Stadttypen. Die entsprechenden Veränderungen im Stadtbild und in der Stadttopographie, in Politik und Verwaltung, in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur werden so in den Gang der Darstellung integriert, wie es ihrem stadtinternen Stellenwert und ihrer allgemeinen historischen Bedeutung entspricht. Von dieser Strukturierung ausgenommen sind vier Kapitel, die historische Sondersituationen zum Inhalt haben, in denen durch politische Umbrüche der stadtgeschichtliche Entwicklungsgang unterbrochen wurde, nämlich das Kapitel über die Täuferzeit (1533–1535), das Kapitel über die Zeit der Friedensverhandlungen am Ende des Dreißigjährigen Krieges und des Westfälischen Friedens (1643–1649), das Kapitel über die Umbruchzeit nach 1800, in der Münster preußisch wurde (1802 -1815), und jenes über den Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und den politischen Neubeginn im Land Nordrhein-Westfalen (1945/46).
Der textlichen Darstellung sollen Abbildungen mit ‚Leitzeugnis-Charakter‘ und je eigenem Aussagewert für die behandelten Themen beigegeben werden.