Zukuenftige Religionsforschung 2 1
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Ausbau der Religionsforschung

Mit dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ ist die Universität Münster zu einem in Größe und Vielfalt der Disziplinen, Methoden, Kulturen und Epochen national und international herausragenden Standort für interdisziplinäre Religionsforschung geworden: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten kultur- und epochenübergreifend, historisch und gegenwartsbezogen, bekenntnisneutral und bekenntnisgebunden. Das soll auf Dauer so bleiben. Um die Größe und Vielfalt der interdisziplinären Forschungsaktivitäten und den internationalen Austausch abzusichern, hat die Universität nachhaltige Strukturen geschaffen: In den vergangenen Jahren sind eine Reihe neuer Forschungs-Centren und -Einrichtungen, Professuren und Drittmittelverbünde aus dem Exzellenzcluster hervorgegangen. Das hat das Profil der Universität in der interdisziplinären Religionsforschung geschärft.

Hans-Blumenberg-Gastprofessur

Die „Hans-Blumenberg-Gastprofessur für Religion und Politik“ – benannt nach dem einflussreichen Münsteraner Philosophen – ist am Exzellenzcluster geschaffen worden, um innovative Impulse aus der internationalen Forschung nach Münster zu bringen, und die interdisziplinäre Diskussion am Exzellenzcluster zu vertiefen. Auf die Gastprofessur werden renommierte Forscherinnen und Forscher aus wechselnden Disziplinen berufen, etwa aus der Geschichtswissenschaft, Soziologie, Ethnologie und Rechtswissenschaft.

Forschungs-Centren

Ein organisatorisches Rückgrat der interdisziplinären Zusammenarbeit am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ stellen drei epochenbezogene Forschungs-Centren dar, die der Einwerbung neuer Forschungsverbünde und als Forum für öffentliche Veranstaltungen, Publikationsreihen und Zeitschriftenredaktionen dienen. Von der Beteiligung an den Centren und am Exzellenzcluster profitieren besonders die Kleinen Fächer, von denen die Universität Münster viele beheimatet – von der Archäologie und Ägyptologie bis zur Westfälischen Landesgeschichte.

Centrum für Religion und Moderne (CRM): Das Centrum für Religion und Moderne (CRM) ist im Rahmen des Exzellenzclusters entstanden, um dem neuen Schwerpunkt der Religionsforschung in den Rechts- und Sozialwissenschaften der Universität Münster Rechnung zu tragen. Es bündelt und organisiert die rechts- und sozialwissenschaftlichen Forschungen über Religionen in der Moderne.

Centrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung (CMF): Das Centrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung (CMF) ist aus der jahrzehntelangen epochenübergreifenden Verbundforschung an der Universität Münster hervorgegangen. Es bietet ein Forum, um die erfolgreiche Kooperation zwischen Mittelalter- und Frühneuzeitspezialisten fortzusetzen und die Epochen vom frühen Mittelalter bis zur Sattelzeit um 1800 auch weiterhin in ihren strukturellen Kontinuitäten zu thematisieren. Zugleich erweitert das CMF die Perspektive in transkultureller Hinsicht und nimmt auch die christlich-islamischen Kontaktzonen sowie den Beitrag unterschiedlicher jüdischer Gemeinschaften zur europäischen und mediterranen Geschichte in den Blick.

Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraums (GKM): Im Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraums (GKM) sind sämtliche Altertumswissenschaften der Universität Münster vernetzt. Das Centrum dient der Intensivierung der interdisziplinären Zusammenarbeit, der Entwicklung neuer Forschungsprojekte und als Forum für öffentliche Veranstaltungen.

Einwerbung von Forschungsverbünden

Die Centren-Struktur in der Religionsforschung der Universität Münster hat es den beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ermöglicht, in den vergangenen Jahren neben hochdotierten Professuren und Wissenschaftspreisen großformatige Verbundprojekte einzuwerben.

Forschungskolleg RePliV: Das NRW Forschungskolleg „Regionale Regulierung Religiöser Pluralität im Vergleich“ (RePliV)“ der Universitäten Münster und Bochum untersucht von 2021 bis Mitte 2024 regionale Religionsvielfalt im Vergleich verschiedener Staaten. Gefördert wird es mit 2,3 Millionen Euro durch das NRW-Wissenschaftsministerium. Das Centrum für Religion und Moderne (CRM) der Universität Münster hatte bereits 2016 in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum den Vorgänger, das interdisziplinäre Forschungskolleg „Religiöse Pluralität und ihre Regulierung in der Region (RePliR)“, eingeworben.

DFG-Sonderforschungsbereich „Kulturen des Entscheidens“: Der Sonderforschungsbereich (SFB) zum Thema „Kulturen des Entscheidens“ untersuchte von  2016 bis 2019 die soziale Praxis und die kulturellen Grundlagen des Entscheidens in historisch vergleichender und interdisziplinärer Perspektive vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Er wurde vom Centrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung (CMF) eingeworben und mit rund 7,8 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG gefördert.

DFG-Kollegforschergruppe „Normenbegründung in Medizinethik und Biopolitik“: Die Kolleg-Forschergruppe "Theoretische Grundfragen der Normenbegründung in Medizinethik und Biopolitik" an der Universität Münster hat einen vertieften Diskurs über die Grundlagen plausibler Normenbegründung in der Bioethik geführt. Dieses von der DFG geförderte "Centre for Advanced Study" bestand von 2010 bis 2018.

Neue Professuren und Institute

Der Schwerpunkt der Religionsforschung an der Universität Münster konnte in den vergangenen Jahren durch die Einrichtung und Einwerbung mehrerer religionsbezogener Lehrstühle in den Geistes- und Sozialwissenschaften erheblich ausgebaut werden. Neue Professuren entstanden etwa in der Soziologie und Politikwissenschaft; auch die rechtswissenschaftliche Grundlagenforschung wurde stark erweitert. Mit der Einwerbung einer Alexander von Humboldt-Professur für Jüdische Studien 2015 konnte auch dieses Fach wesentlich erweitert werden. Inzwischen ist ein eigenes Institut für Jüdische Studien entstanden; die Professuren haben die Schwerpunkte jüdische Kunst- und Kulturgeschichte und Buchkultur des Mittelalters sowie sephardisches Judentum, und rabbinisches Judentum und jüdische Geistesgeschichte.

Durch die Gründung des Exzellenzclusters konnte zudem das Institut für Arabistik und Islamwissenschaft stark erweitert werden. So entstanden neue Professuren für Islamische Geschichte und Islamisches Recht. Mit dem Preisgeld des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises der DFG für den Arabisten Thomas Bauer im Jahr 2013 konnten unter anderem zwei Juniorprofessuren mit den Schwerpunkten „Arabische Literatur und Rhetorik“ sowie „Arabische Literatur und Kultur der Moderne“ eingerichtet werden.

Zudem hat die Universität Münster als einer von drei Standorten in Deutschland das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) gegründet. Ziel des Zentrums ist es, die wissenschaftlich-rationale Reflexion des muslimischen Glaubens voranzutreiben und zur Qualifizierung des akademischen Nachwuchses auf dem Gebiet der bekenntnisorientierten Beschäftigung mit dem Islam beizutragen. Es bildet außerdem Lehrer für den Islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen aus. Zusätzlich zu den Professuren für Islamische Religionspädagogik und „Kalam, islamische Philosophie und Mystik“ sollen Professuren folgen zu den Schwerpunkten „Islamisches Recht und islamische Ethik“, „Koran und Koranexegese“ sowie „Prophetische Tradition (Sunna)“. Gefördert wird das Zentrum durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Centrum für religionsbezogene Studien (CRS): Das 2003 errichtete Centrum für religionsbezogene Studien (CRS) der Universität Münster war ein wichtiger Kristallisationskern für den Exzellenzcluster. Es erfüllt drei Funktionen: Erstens dient es der organisatorischen Verankerung religionsbezogener Lehre und Forschung jenseits der Christlich-Theologischen Fakultäten; hier sind Studiengänge für Orthodox-Christliche Theologie, Islamische Religion und Religionspädagogik, Jüdische Studien und Religionswissenschaft angesiedelt. Zweitens stellt es eine Plattform für die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen religionsbezogenen Fächern und Fachbereichen dar. Drittens dient es als Kontaktstelle zwischen der Religionsforschung und Kirchen und Religionsgemeinschaften.