Grenzarbeiten am religiösen Feld (bis 2012)

Workshop Grenzarbeiten am religiösen Feld

Zur historisch gewachsenen Differenz zwischen Religion und Politik, Recht und Wissenschaft

Religion und Politik, Recht, Wissenschaft sind, darüber besteht Einigkeit, keine historisch invarianten Kategorien; ebenso wenig haben wir es mit rein analytischen Begriffen zu tun, deren Unterscheidung allenfalls für funktional differenzierte und in diesem Sinne ‚moderne’ Gesellschaften sinnvoll sein kann. Was Religion ‚ist’ und was Politik, Recht oder Wissenschaft ‚sind’, ist vielmehr zu weiten Teilen Ergebnis von kontingenten, unabgeschlossenen Aushandlungsprozessen, in denen die Grenzen zwischen dem religiösen und dem politischen Feld, zwischen Religion und Recht, Wissenschaft, Medizin usf. von unterschiedlichen Akteuren jeweils unterschiedlich gezogen werden. Das aber heißt: Religion und Politik sowie die anderen sozialen Felder sind das, was sie sind, nur in Bezug aufeinander.

Diese wechselseitigen Bezüge werden von den sozialen Akteuren hergestellt, die von unterschiedlichen Positionen aus Grenzen zwischen den jeweiligen ‚Ressorts’ der verschiedenen Felder ziehen. Mit dem Thema ‚Grenzarbeiten’ wird der Fokus also gleichsam auf die umkämpfte ‚Zwischenzone’ – auf das ‚und’ der Clusterthematik – gelegt: auf die Grenzbereiche zwischen Religion und Politik, aber auch zwischen Religion und Recht, Religion und Wissenschaft.

Das Anliegen der Arbeitsgruppe, die epochen- und disziplinübergreifend angelegt ist, ist ein doppeltes: Zum einen sollen die Praktiken symbolischer und sozialer Grenzziehung zwischen Religion und Politik (sowie den anderen gesellschaftlichen Feldern), so wie sie in den Projekten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgruppe zutage treten, gemeinsam diskutiert und auf typische Merkmale und Unterschiede hin untersucht werden. Zum anderen sollen die Dynamiken dieser Grenzziehungspraktiken auf der Grundlage einer Relektüre klassischer Texte zur Feldtheorie und Differenzierungsthese (Weber, Bourdieu, Luhmann) reflektiert werden.

Die Arbeitsgruppe führt eines der  Themenfelder der Arbeitsgruppe „Konflikte im Spannungsfeld von Religion und Politik“ fort, die im Juli ihre gemeinsame Arbeit beendet hat.