Rituale bei ostdeutschen Jugendlichen

Psychologin Sarah Demmrich erhält Ernst-E.-Boesch-Nachwuchspreis

Prof. Dr. Jürgen Straub überreicht Dr. Sarah Demmrich den Preis
© Privat

Die Psychologin Dr. Sarah Demmrich vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ ist für ihre Dissertation über Rituale und religiöse Überzeugungen ostdeutscher Jugendlicher mit dem Ernst-E.-Boesch-Nachwuchspreis ausgezeichnet worden, den die Gesellschaft für Kulturpsychologie vergibt. Unter dem Titel „Religiosität und Rituale. Empirische Untersuchungen an ostdeutschen Jugendlichen“ ist die Dissertation 2016 in bei der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig erschienen.

In ihrer Dissertation hat Dr. Sarah Demmrich (verheiratete Kaboğan) Rituale von Jugendlichen im konfessionslosen Kontext Ostdeutschland untersucht. Sie fragt auf Basis einer Interviewstudie und einer Fragebogenuntersuchung, an der mehr als 400 Jugendlichen teilnahmen, nach psychologischen Funktionen dieser Rituale sowie nach religiösen Erfahrungen dabei. „Zentrale Ergebnisse sind, dass Adoleszente während der Ritualausführung religiöse Erfahrungen machen können, indem sie einen Bezug zu einer übermenschlichen Macht wahrnehmen“, erläutert die Wissenschaftlerin. Dabei unterscheiden sich religiöse von nicht-religiösen Ritualen in selbstreflektierenden, identitätsbildenden und emotionsregulativen Prozessen, wobei letztere durch die emotionale Prägung übermenschlicher Mächte beeinflusst werden.

Förderung wissenschaftlicher Kulturpsychologie

Die Gesellschaft für Kulturpsychologie vergibt den Ernst-E.-Boesch-Preis, der an den Kulturpsychologen Prof. Dr. Ernst E. Boesch erinnert, für Verdienste um die Förderung und Verbreitung der wissenschaftlichen Kulturpsychologie. Neben dem mit 500 Euro dotierten Nachwuchspreis für herausragende Einzelarbeiten für Sarah Demmrich ging der Hauptpreis an den Psychologen Prof. Dr. Lutz Eckensberger, der wesentlich zur Profilierung der Kulturpsychologie beigetragen habe, wie die Gesellschaft für Kulturpsychologie mitteilte. Mit dem Ernst-E.-Boesch-Preis wird „das Gesamtwerk einer Persönlichkeit in der Erforschung der menschlichen Erlebens-, Erkenntnis- und Handlungsformen in ihrer Kultur- und Geschichtsgebundenheit“ gewürdigt. Dieser Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Die Verleihung fand anlässlich der 13. Tagung der Gesellschaft für Kulturpsychologie im September in Hannover statt.

Die Gesellschaft für Kulturpsychologie mit Sitz in Salzburg wurde 1986 dort gegründet. Sie ist eine Vereinigung von in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre sowie in praktischen Anwendungsgebieten tätigen Psychologinnen und Psychologen. Sie ist international und interdisziplinär ausgerichtet. Die Gesellschaft erstrebt die Förderung der theoretischen, empirischen und angewandten Kulturpsychologie sowie die Verbreitung ihrer Erkenntnisse. Sarah Demmrich ist am Exzellenzcluster Mitarbeiterin im Forschungsprojekt des Religionssoziologen Prof. Dr. Detlef Pollack. (ill/vvm)