Synagogen in der Antike

Internationale Tagung über jüdische Versammlungsorte und Methoden ihrer Erforschung

Poster
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© Gamla Synagogue, ca. 1st c. BCE – 1st c. CE, Dr. Anders Runesson; Vince Musi/The White House, wikipedia

Mit jüdischen Synagogen der hellenistisch-römischen Zeit und Methoden ihrer Erforschung befasst sich eine interdisziplinäre Tagung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster. Archäologen, Theologen, Judaisten und Althistoriker erörtern jüngste Grabungsfunde sowie neue Theorien und Forschungsansätze zu diesen religiösen Versammlungsorten. „In den letzten 25 Jahren ist die Zahl der in Israel ausgegrabenen Synagogen stark gestiegen, gerade auch der frühen Synagogen aus römischer Zeit“, erläutert der evangelische Theologe und Judaist Prof. Dr. Lutz Doering, der die Tagung zusammen mit den evangelischen Theologen Prof. Dr. Hermut Löhr und Dr. Andrew Krause vom Exzellenzcluster organisiert. Aus den neuen Funde ergäben sich Fragen hinsichtlich der Definition wie der Funktion von Synagogen. „Die Zunahme der Daten macht es erforderlich, die neuen Funde kritisch daraufhin zu betrachten, ob sie in die Typologie früher Synagogen mit aufgenommen werden sollten und ob die Definition auf dieser Grundlage verfeinert werden kann.“ Eine weitere Frage betreffe die Transformationen der Institution Synagoge, etwa über die Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70 n.Chr. hinaus. Dabei soll die Tagung auch frühere Rekonstruktionen der Synagogenentwicklung neu bewerten.

Die Veranstaltung findet unter dem Titel „Synagogues in the Hellenistic-Roman Period” (Synagogen in hellenistisch-römischer Zeit) vom 13. bis 15. Juni in Münster statt. Referenten aus Europa, Israel und Nord-Amerika nehmen dabei einige der neuen Funde sowie insbesondere neue Theorien und Methoden in den Blick. „So wie Archäologen kontinuierlich neue Daten in Form materieller Funde und ihrer Zusammenhänge geliefert haben, sind Historiker und Philologen dazu übergegangen, neue und komplexere theoretische und methodische Instrumente zu nutzen, mithilfe derer sie historische Daten und literarische Quellen betrachten“, erläutert Prof. Doering. So werden alte Texte mit ergiebigen neuen sozial- und literaturwissenschaftlichen Methoden untersucht und neu bewertet, was zu einem verfeinerten Verständnis ihrer Bedeutung führe. Auch den rechtlichen und politischen Kontext sowie Funktionen der Synagogen wollen die Wissenschaftler bei der Tagung in den Blick nehmen.

Interdisziplinarität

„Die Forschung schließt ein breites Spektrum von Fächern wie Archäologie, Alte Geschichte, Bibel- und Religionsforschung ein und widmet sich materiellen ebenso wie textlichen Befunden bis hin zur Sozialgeschichte sowie der Analyse rechtlicher und politischer Strukturen“, so Prof. Doering. Dies mache regelmäßigen Austausch mit den verschiedenen Wissenschaftlern nötig, um das Wissen auf diesem Feld aktuell zu halten und die Fortschritte und Einsichten der sich ergänzenden Disziplinen zu verstehen.

In einem öffentlichen Abendvortrag am Dienstag, 13. Juni spricht der Archäologe Prof. Dr. Zeev Weiss vom Archäologischen Institut der Hebrew University of Jerusalem zum Thema „The Synagogue in an Age of Transition, from the Second Temple Period to Roman Times: Recent Developments in Research” (Die Synagoge in einer Zeit des Übergangs, von der Zeit des zweiten Tempels zur römischen Zeit. Aktuelle Entwicklungen in der Forschung). Der englischsprachige Vortrag ist um 20.00 Uhr im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters, Hörsaal JO 1, Johannisstraße 1 in Münster zu hören.

Prof. Dr. Lutz Doering leitet am Exzellenzcluster das Projekt C2-24 „Integration und Diversifikation im palästinischen Judentum der hellenistisch-frührömischen Zeit (300 v. Chr.–135 n. Chr.)“, in dem Dr. Andrew Krause als wissenschaftlicher Mitarbeiter forscht. Prof. Dr. Hermut Löhr hat die Tagung im Rahmen des Projektes A2-10 „Der jüdische Nomos zwischen Normativität und Identität am Beispiel Alexandrias im 1.-3. Jh. n. Chr.“ mitorganisiert. Er ist seit dem Sommersemester Professor für Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn. (ill/maz)

Workshop „Synagogues in the Hellenistic-Roman Period“, 13. bis 15. Juni 2017
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters
Raum JO 101
Johannistraße 4
48143 Münster

Session „New Interpretations of Synagogue Art and Architecture“ (14. Mai 2017)
Hörsaalgebäude
Hörsaal H2
Schlossplatz 46
48143 Münster

Öffentlicher Abendvortrag „The Synagogue in an Age of Transition, from the Second Temple Period to Roman Times: Recent Developments in Research“
13. Juni 2017, 20 Uhr

Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters
Hörsaal JO1
Johannistraße 4
48143 Münster

Programme

Tuesday, 13.06.2017
New Finds
09:30–10:15 The Debate over the Dating of the ‘Galilean’- type Synagogues: Khirbet Wadi Hamam as a Case-study
Uzi Leibner, Jerusalem
10:15–11:00 A 1st–2nd Century ‘Private’ Synagogue on the Top of Tel Rekhesh, Lower Galilee
Motti Aviam, Kinneret College
11:00–11:15 Coffee break
11:15–12:00 A Roman Era Synagogue at Khirbet Majdouliyah
Mechael Osband, Haifa
12:30–14:30 Lunch
Cultural Interactions and Influences in Diaspora Synagogues
14:30–15:15 The Rhetoric of Synagogue Space: Theoretical Considerations in the Study of Jewish Institutions in Literary Sources
Andrew Krause, Münster
15:15–16:00 Philo and the προσευχή: What Were They Doing in Second Temple Synagogues?
Jutta Leonhardt-Balzer, Aberdeen
16:00–16:15 Coffee Break
16:15–17:00 In Search of the Peticha: The Torah, the Prophets, and the Scriptures in the Synagogue and Beyond
Hermut Löhr, Bonn
18:00–19:30 Dinner
Keynote Lecture
20:00–21:00 The Synagogue in an Age of Transition, from the Second Temple Period to Roman Times: Recent Developments in Research
Zeev Weiss, Jerusalem
Wednesday, 14.06.2017
New Interpretations of Synagogue Art and Architecture
09:15–10:00 The Synagogue at Migdal: Between Localised Practice and Reference to the Temple
Lutz Doering, Münster
10:00–10:45 Thinking of the Temple: Allusions to the Temple in the Decoration of Synagogues and Tombs of the Early Roman Period
Orit Peleg-Barkat, Jerusalem
10:50–11:35 ‘Dress Codes’ in the Murals of the Dura Europos Synagogue
Katrin Kogman-Appel, Münster
12:00–13:45 Lunch (Seminarraum IJD)
New Methods, New Theories
13:45–14:30 Rabbis, Non-rabbis and Synagogues: Theory and Reality
Ruth Langer, Boston
14:30–15:15 Prayer and the Second Temple Synagogue: Insights from the Dead Sea Scrolls
Daniel Falk, Penn State
15:30–15:45 Coffee Break
15:45–16:30 Meals in/and the Synagogue
Clemens Leonhard, Münster
16:30–17:15 Contextualizing the Magdala Stone: An Exercise in Liturgical Imagination
Judith Newman, Toronto
17:15–18:00 The Synagogue in Delos Revisited
Monika Trümper, Berlin
18:30–21:00 Social Programme and Dinner
Thursday, 15.06.2017
Legal and Political Contexts of the Early Synagogues
09:30–10:15 Jewish Organization in Roman Egypt
Kim Czajkowski, Edinburgh
10:15–11:00 Συναγωγή and προσευχή in Jewish and Non-Jewish Inscriptions
Markus Öhler, Wien
11:00–11:15 Coffee break
11:15–12:00 Synagogues as Associations: What Would it Mean?
Benedikt Eckhardt, Bremen
12:30–13:15 Concluding Discussion: Future Perspectives of the Study of Early Synagogues
13:15–14:30 Lunch