Christlich-muslimischer Dialog im Nahen Osten

Libanesischer Theologe George Sabra über Religionstransfer im Libanon

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Prof. Dr. George Sabra

Über den zeitgenössischen christlich-muslimischen Dialog im Nahen Osten hat der evangelische Theologe Prof. Dr. George Sabra aus Beirut im Libanon zum Abschluss der Ringvorlesung „Transfer zwischen Religionen“ gesprochen. In seinem Vortrag gab der Präsident der „Near East School of Theology“ in Beirut zunächst einen Überblick, in welchen unterschiedlichen Dialog-Typen sich Christen und Muslime im Libanon austauschen, etwa im politischen Dialog, im Zusammenleben der Religionen und im Austausch zwischen Religionsvertetern. Er ging dann besonders auf den theologischen Dialog ein. Prof. Sabra erörterte, inwiefern der Dialog der Religionen im Nahen Osten das Verständnis der eigenen Tradition geprägt und die Methode, die eigene Religion öffentlich darzustellen, beeinflusst hat.

Der englischsprachige Vortrag trug den Titel „Christian-Muslim Dialogue in the Middle East: Tradition and the Exigencies of Context“ („Christlich-muslimischer Dialog im Nahen Osten: Tradition und die Erfordernisse von Kontext“).

Der Wissenschaftler legte drei Beispiele für diesen Transfer religiöser Traditionen im Nahen Osten dar: erstens eine Arabisch-Christliche Theologie des Islams, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt worden sei und den Islam als Teil der Heilsgeschichte zu verstehen versuche. Zweitens erläuterte Prof. Sabra das muslimische Schreiben „Common Word“, das 138 Wissenschaftler und religiöse Führer 2007 anlässlich des ersten Jahrestags eines Offenen Briefes von 38 muslimischen Gelehrten an Papst Benedikt XVI. unterschrieben. Drittens stellte der Theologe ein „dialogisches Buch“ mit dem Titel „Die göttliche Gastfreundschaft“ vor, das der katholische Priester Fadi Daou und die Muslima Nayla Tabbara im Jahr 2011 verfassten. Die Autoren befragen darin die jeweilige religiöse Tradition auf die Idee der Gastfreundschaft Gottes hin und ziehen entsprechende theologische Schlussfolgerungen. Der Theologe hob hervor, wie stark der politische Kontext und das direkte Zusammenleben der Religionen die Entwicklung dieser Religionsdialoge beeinflusse.

Ringvorlesung „Transfer zwischen Religionen“

Plakat Ringvorlesung Transfer Zwischen Religionen
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© wikipedia

Prof. Dr. George Sabra ist Präsident der „Near East School of Theology“ und dort Professor für systematische Theologie. Die Vortragsreihe „Transfer zwischen Religionen. Wenn religiöse Traditionen einander beeinflussen“ untersuchte, wie es zwischen Religionen in verschiedenen Kulturräumen und Epochen zu vielfältigen Formen des Austauschs religiöser und kultureller Traditionen kam. Am Exzellenzcluster werden Transfer-Phänomene seit 2012 im Forschungsfeld „Integration“ untersucht. (han/vvm)