Abschied von der Religion?

Neuerscheinung „Umstrittene Säkularisierung“ stellt zentrale These auf den Prüfstand

Buchcover

Aktuelle Forschungsergebnisse über das Verhältnis von Religion und Politik vom Mittelalter bis heute präsentiert die Neuerscheinung „Umstrittene Säkularisierung“. Der Band aus dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Uni Münster, der bei Berlin University Press erschienen ist, setzt die klassische Säkularisierungstheorie der historischen Überprüfung aus.

„Die Säkularisierungstheorie geht davon aus, dass Modernisierung zu einem Bedeutungsverlust von Religion und Kirche in der Gegenwart führt. Diese These ist seit 15 Jahren zum Gegenstand kontroverser Deutungen geworden“, so die Herausgeber, der Sozialethiker Prof. Dr. Karl Gabriel und die Religionssoziologen Dr. habil. Christel Gärtner und Prof. Dr. Detlef Pollack. Die Kritik entzünde sich am eurozentrischen Charakter und an der deterministischen Tendenz der Säkularisierungstheorie. Sie beziehe sich außerdem auf die Annahme, dass sich moderne Gesellschaften grundlegend von vormodernen unterscheiden und sich durch einen höheren Grad an Differenzierung gesellschaftlicher Funktionen auszeichnen. Vor allem die letztgenannte historisch angelegte These fordere zu einer Überprüfung heraus, die nur Soziologen und Historiker gemeinsam leisten könnten.

Prof. Dr. Karl Gabriel