„Centrum für Religion und Moderne“ wird eröffnet

Vortrag von Peter L. Berger – Verstetigung der Forschung am Exzellenzcluster in Münster

Peter L. Berger

Religionssoziologe Prof. Dr. Peter L. Berger

Die Universität Münster eröffnet kommenden Montag das neue „Centrum für Religion und Moderne“ (CRM). Die interdisziplinär ausgerichtete Einrichtung soll die Forschungen zum Verhältnis von Religion und Moderne, die im Rahmen des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Hochschule angestoßen wurden, verstetigen und weiter intensivieren, wie CRM-Sprecher Politikwissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Willems ankündigte. Zur feierlichen Eröffnung am 7. Mai um 18.15 Uhr im Schloss spricht der renommierte Religionssoziologe Prof. Peter L. Berger aus Boston. Anschließend lädt die Universität zu einem Empfang im Foyer ein.

Der öffentliche Vortrag von Prof. Berger in englischer Sprache trägt den Titel "After the Demise of Secularization Theory" (Nach dem Niedergang der Säkularisierungstheorie). Die klassische Säkularisierungstheorie geht davon aus, dass Modernisierung zwingend zu einem Niedergang der Religion führt. Diese These, so Bergers Ausgangspunkt, ist nach neuestem Forschungsstand empirisch kaum aufrecht zu erhalten. Der vielfach ausgezeichnete Religionssoziologe widmet seinen Vortrag daher der Frage, welche Aspekte der Säkularisierungstheorie falsch und welche richtig waren und was an ihre Stelle treten kann. Der Wissenschaftler wird Grundrisse einer Theorie von Modernität und Pluralismus entwerfen.

Interdisziplinäre Forschungen

Die rund 30 Mitglieder des neuen CRM wollen künftig aktuelle Themen im Spannungsfeld von Religion, Politik, Recht, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft untersuchen und sich durch Studien, öffentliche Veranstaltungen, Internet- und Medienbeiträge auch in laufende Debatten einbringen. Der Einrichtung gehören Vertreter folgender Fächer der Uni Münster an: Politologie und Soziologie, Rechts- und Geschichtswissenschaft, katholische, evangelische und islamische Theologie sowie Religions-, Islam-, Kommunikations- und Literaturwissenschaft.

Peter L. Berger, 1929 in Wien geboren, gehört zu den international renommiertesten Religionssoziologen der Gegenwart. Er hatte Professuren etwa an der New School for Social Research in New York, an der Rutgers University sowie dem Boston College und zuletzt an der Boston University inne, erhielt weltweit Auszeichnungen und ist Ehrendoktor etlicher Universitäten. In seinem umfangreichen religionssoziologischen Werk verfolgt der Forscher seit mehr als vier Jahrzehnten die Wiederentdeckung der Transzendenz in der modernen Gesellschaft.

Eins von drei Forschungs-Centren

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Vorstand des CRM

Mit dem Exzellenzcluster „Religion und Politik“ ist die Universität Münster zu einem in Größe und Vielfalt bundesweit einzigartigen Standort für interdisziplinäre Religionsforschung geworden. Zur Verstetigung der Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus 20 Disziplinen entstehen drei epochenbezogene Forschungs-Centren: Das CRM bildet gemeinsam mit dem „Centrum für Mittelalter- und Frühneuzeitforschung“ und dem „Centrum für Kultur- und Religionsgeschichte des Altertums“ das organisatorische Rückgrat, um die interdisziplinäre Forschung fortzusetzen und zu bündeln, neue Forschungsverbünde anzustoßen, öffentliche Formate zu entwickeln und Publikationsreihen und Zeitschriften herauszugeben.

Im Exzellenzcluster „Religion und Politik“ forschen rund 200 Wissenschaftler aus 20 geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern und elf Ländern. Sie untersuchen das komplexe Verhältnis zwischen Religion und Politik von der Antike bis zur Gegenwart und von Lateinamerika über Europa bis in die arabische und asiatische Welt. Es ist der bundesweit größte Forschungsverbund dieser Art und von den deutschlandweit 37 Exzellenzclustern der einzige zum Thema Religionen. Bund und Länder fördern das Vorhaben im Rahmen der Exzellenzinitiative bis Oktober 2012 mit 37 Millionen Euro. Der Forschungsverbund hat eine Verlängerung bis 2017 beantragt. (vvm)