"Kein fester islamischer Block"

Junge Cluster-Forscher schreiben über Staat und Religion im Nahen und Mittleren Osten

News Schreibwerkstatt Nahost

Das Cover des Sammelbandes

Die Staaten des Nahen und Mittleren Ostens sind laut Experten nicht als fest gefügter islamischer Block anzusehen. "Diese Vorstellung greift zu kurz", sagt die Politologin Daniela Schlicht von der Graduiertenschule des Exzellenzclusters "Religion und Politik" der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). "Das Dreiecksverhältnis von Identität, Staat und Religion ist in diesen Staaten so komplex, dass sich eine große Zahl von Kontroversen innerhalb der Region entwickelt hat." Die Nachwuchswissenschaftlerin hat mit sechs weiteren Doktorandinnen und Doktoranden des Clusters Beiträge in einem neuen Sammelband "Kollektive Identitäten im Nahen und Mittleren Osten – Studien zum Verhältnis von Staat und Religion" veröffentlicht.

In 24 Beiträgen arbeitet die von Daniela Schlicht, Rüdiger Robert und Shazia Saleem herausgegebene Edition die Vielfältigkeit nationalstaatlicher Identitätskonstruktionen im Spannungsfeld von Religion, Nation, Kultur und Politik im Nahen und Mittleren Osten heraus. Der Band ist aus einer Schreibwerkstatt im gemeinsamen Lehrforschungsprojekt der Graduiertenschule und der "Werkstatt Nahost" am Institut für Politikwissenschaft der WWU hervorgegangen.

Die Autorinnen und Autoren nähern sich dem Thema aus vier Perspektiven: Sie setzen sich mit universalistischen und transnationalen Identitätskonstruktionen wie dem Pan-Islamismus, dem Pan-Arabismus und dem Zionismus auseinander. Zudem analysieren sie, welche Rolle einzelne Prozesse und Elemente wie Territorialkonflikte, neue Massenmedien, der Personenkult und die militärische Sozialisation spielen. Die Studien behandeln außerdem die Gesamtkonstruktion einzelstaatlicher Identitäten, beispielsweise von Saudi-Arabien, dem Iran über Israel und die Türkei bis Algerien. Schließlich fragen die jungen Forscherinnen und Forscher nach der Reichweite nationaler Identitätskonstruktionen am Beispiel der Situation von Minderheiten wie den Bahai, Kopten und Aleviten. (han)


Hinweis: Rüdiger Robert, Daniela Schlicht, Shazia Saleem (Hg.): Kollektive Identitäten im Nahen und Mittleren Osten. Studien zum Verhältnis von Staat und Religion. Münster/New York/München/Berlin: Waxmann, ISBN 978-3-8309-2394-7. Gebunden, 504 Seiten.