Doing Modernity – Doing Religion

Tagung am Exzellenzcluster über neue Theorien der Religionssoziologie

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Plakat der Tagung

Das Religiöse steht zurzeit vermehrt im Mittelpunkt soziologischer Analysen. Um diese Entwicklung geht es in einer Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ am 10. und 11. Dezember. Die Tagung mit dem Titel „Doing Modernity – Doing Religion“ findet im Institut für Soziologie an der Scharnhorststraße 121 statt. Organisiert wird der wissenschaftliche Austausch von PD Dr. Frank Hillebrandt, Prof. Dr. Hanns Wienold, Anna Daniel und Franka Schäfer, die am Exzellenzcluster im Projekt A10 „Thematisierungsformen des Religiösen in den wichtigsten soziologischen Modernitätsnarrativen der Gegenwart“ forschen.

Die neun Vorträge decken ein breites Spektrum der Soziologie ab. So sprechen Prof. Wienold und Franka Schäfer über zwei Klassiker, nämlich über „Pierre Bourdieus Max-Weber-Rezeption“. Prof. Dr. Sérgio Costa von der Freien Universität Berlin referiert unter dem Titel „Jenseits der Säkularisierung“ über die postkoloniale Moderne. „The empire prays back“, heißt es bei María do Mar Castro Varela von der Alice-Salomon-Hochschule Berlin und Dr. Nikita Dhawan, Juniorprofessorin am Frankfurter Exzellenzcluster „Normative Orders“, die das Zusammenspiel von Religion, Sekularisierung und Moderne untersuchen. Prof. Dr. David Krieger von der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (Luzern) fragt nach den Folgen der Religionskritik der Moderne, „wenn die Moderne gar nicht erst stattgefunden hat“.

Religion als Herausforderung

Während die frühen Diagnosen der modernen Gesellschaft fast einhellig eine Säkularisierung der Religion feststellen und damit das Religiöse aus dem Zentrum der Analyse verdrängen, sehen sich gegenwärtige Theorien der Modernität häufig durch das Religiöse herausgefordert. Die Fachtagung nimmt nach Angaben der Organisatoren eine neuere soziologische Theorierichtung in den Blick, die eng am Begriff der Praxis ausgerichtet ist und universellen Gesellschaftsdiagnosen höchst skeptisch gegenübersteht. In diesem Sinne untersuchen die Teilnehmer der Tagung gesellschaftliche Praktiken und Praxisformen ohne den Anspruch, die Analyseergebnisse in eine allgemein ansetzende Gesellschaftstheorie einzubetten.

Eine wichtige Rolle spielt dabei die so genannte Akteur-Netzwerk-Theorie zur Entstehung und Reproduktion von Praktiken und Praxisformen. Die Veranstalter versprechen sich davon fruchtbare Anknüpfungspunkte für die Religionssoziologie. Außerdem geht es ihnen darum, die Grundsätze des klassischen Modernitätsdiskurses zu verändern oder gar neu zu fassen. (bhe)

Programm

Freitag, 10. Dezember
9:00
Begrüßung


Einführung in das Tagungsthema

9:30
Soziologische Praxistheorie und Religionsbegriff
Frank Hillebrandt, Konstanz/Münster

Der Religionsbegriff in der Praxistheorie Bourdieus und seine Rezeption in der Ethnologie

10:45 Pierre Bourdieus Max-Weber-Rezeption
Hanns Wienold und Franka Schäfer, Münster
12:00
Das religiöse Feld in Laos
Boike Rehbein, Berlin
15:00
Segmentäre Wahrheiten: Fission/Fusion und religiöse Wahrheitspraxis
Thomas Kirsch, Konstanz

Akteur-Netzwerk-Theorie

16:15
Was sind die Folgen für die Religionskritik der Moderne, wenn die Moderne gar nicht stattgefunden hat?
David Krieger, Luzern
17:30
Religion und Dinge
Herbert Kalthoff und Torsten Cress, Mainz

Samstag, 11. Dezember

Postkoloniale Soziologie in ihrer Bedeutung für einen soziologischen Religionsbegriff

9:00
Jenseits der Säkularisierung. Die postkoloniale Moderne
Sérgio Costa, Berlin
10:15
The Empire prays back: Religion, Secularism and Modernity
María do Mar Castro Varela, Berlin, und Nikita Dhawan, Frankfurt am Main
11:45
Religion als das Andere
Anna Daniel, Münster
13:00 Abschlussdiskussion