Staatskirchenrecht auch für Muslime geeignet?

Tagung am Exzellenzcluster zum Staat-Kirche-Verhältnis in Großbritannien und Deutschland

News Transformation Of Church And State Relations In Great Britain And Germany

Plakat der Tagung

Das Verhältnis von Staat und Kirche ist in den europäischen Ländern unterschiedlich geregelt. Es reicht von der strikten Trennung bis zu Formen der Kooperation. Letztlich aber sind alle staatskirchenrechtlichen Modelle christlich geprägt und von kirchlichen Organisationen beeinflusst, wie der Münsteraner Jurist Prof. Dr. Christian Walter erläutert. Ob sie sich auch für nicht-christliche Religionsgemeinschaften wie den Islam eignen, will der Jurist in dieser Woche auf einer Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ mit Experten aus ganz Europa diskutieren.

Den Schwerpunkt der Konferenz bilden Großbritannien und Deutschland. Die Tagung trägt den Titel „Transformation of Church and State Relations in Great Britain and Germany“. Sie beleuchtet die staatskirchenrechtlichen Modelle der beiden Länder aus historischer Perspektive, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede besser verständlich zu machen. Außerdem beschäftigen sich die Wissenschaftler mit dem rechtlichen Umgang mit Muslimen heute. Im Fokus stehen das Grundrecht auf Religionsfreiheit und das Verbot der Diskriminierung. Beide spielen nach Angaben der Veranstalter in der Debatte zur Integration von Muslimen eine entscheidende Rolle.

Das Verhältnis der institutionellen staatskirchenrechtlichen Strukturen zum Grundrecht der Religionsfreiheit erscheint nach den Worten von Prof. Walter gerade für Großbritannien von Interesse, weil die religiöse Toleranz dort eine weit in die Geschichte zurück reichende Tradition hat, zugleich aber die staatskirchliche Struktur der anglikanischen Kirche einer konsequent neutralen Haltung des Staates entgegenstehen müssten. Die Tagung ist Teil des Forschungsprojekt C13 „Integration von Muslimen als Transformationsfaktor für die Staat-Kirche-Beziehungen in England?“, das Prof. Walter am Exzellenzcluster leitet. Die Konferenz findet im Karl-Bender-Saal des Juridicums an der Universitätsstraße 14-16 statt. (vvm)

Programm

Donnerstag, 1. Juli

I. Historical Development (Lehrstuhl: Stefan Korioth, München)
9:00–09:30 The Development of Church and State Relations in England, Wales and Scotland Augur Pearce, Cardiff
9:30–10:00
Establishment or De-establishment? The
Scandinavian Experience
Lars Friedner, Uppsala
10:00–10:30
Diskussion

II. Interactions between Religious and Secular Law
(Lehrstuhl: Fabian Wittreck, Münster)
11:00–11:30
Legal Protection in Ecclesiastical Courts Mark Hill, Cardiff
11:30–11:45
The German Perspective Michael Germann, Halle-Wittenberg
11:45–12:30
Diskussion

14:00–14:30
Religious Disputes (especially concerning Employment Status) in State Courts in Great Britain Lucy Vickers, Oxford
14:30–14:45
The German Perspective Hinnerk Wißmann, Bayreuth
14:45–15:30
Diskussion

15:30–16:00
Procedural Fairness in Religious Disputes – Requirements under the European Convention on Human Rights Ian Leigh, Durham
16:00–16:15
Comment Katharina Pabel, Köln
16:15–16:45
Diskussion

III. Autonomy
(Lehrstuhl: Hans Michael Heinig, Göttingen)
17:15–17:45
Zones of Exclusiveness: Sharia and Halacha vs. the Secular Legal Order? The British Perspective Javaid Rehman, London Brunel
17:45–18:00
The German Perspective Christoph Möllers, Berlin Humboldt
18:00–18:30
Diskussion

Freitag, 2. Juli


9:00–09:30 Autonomy and Established Church – a Contradiction?
Peter Edge, Oxford Brookes
9:30–10:00
Diskussion

IV. Questions of Status and Organisation
(Lehrstuhl: Heinrich de Wall, Erlangen)
10:00–10:30 Participation of Religious Communities in Public Life (Schools, Universities, Media) Peter Cumper, Leicester
10:30–10:45
The German Perspective
Antje von Ungern-Sternberg, Münster
10:45–11:30
Diskussion

12:00–12:30
The Legal Status of Muslim Communities in GB
Julian Rivers, Bristol
12:30–12:45
The German Perspective
Gernot Sydow, Freiburg/Limburg
12:45–13:30
Diskussion