Gleichwertige Religionen

Neu am Exzellenzcluster: Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel

Perry Schmidt Leukel

Neu am Exzellenzcluster: Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel

Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel lehrt und forscht seit dem Sommersemester als Professor für Religionswissenschaft und interkulturelle Theologie an der Universität Münster. Der 54-Jährige leitet das Seminar für Religionswissenschaft und interkulturelle Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der WWU. Im Exzellenzcluster leitet er das Forschungsprojekt A15, "Pluralismusfähigkeit der Religionen/Interreligiöse Theologie".

Schmidt-Leukel gilt als Vertreter der pluralistischen Religionstheologie. Diese bestreitet, dass das Christentum die allen anderen überlegene Religion ist. Sie geht vielmehr davon aus, dass zumindest einige Religionen trotz ihrer Verschiedenheit im theologischen Sinn gleichwertig sind, vor allem im Hinblick auf ihre Erkenntnis göttlicher Wirklichkeit und ihrer heilsvermittelnden Kraft.

Nach Studium, Promotion und Habilitation in München erhielt Schmidt-Leukel im Jahr 2000 einen Ruf an die Universität Glasgow. Dort hatte er im nicht-konfessionell gebundenen Department für Theologie neun Jahre lang einen Lehrstuhl für Systematische Theologie und Religionswissenschaft inne. Seit 2001 ist er Mitglied der Anglikanischen Kirche (Scottish Episcopal Church).

Nun freut er sich über seinen Ruf an die Universität Münster. "Auf dieser neu eingerichteten Professur kann ich all jene wissenschaftlichen Arbeiten fortführen, die ich in Glasgow begonnen habe." Die Mitarbeit im Exzellenzcluster "Religion und Politik" sieht er hierbei als eine große wissenschaftliche Hilfe an.

Ein zentrales Anliegen seiner Arbeit ist die Frage nach der Vernünftigkeit christlichen Glaubens. In diesem Zusammenhang steht für ihn auch die Theologie der Religionen. Dabei geht es zum einen darum, wie Christen andere Religionen verstehen, zum anderen aber auch um das Selbstverständnis von Christen aus Sicht einer multireligiösen Perspektive, also gewissermaßen um eine "Große Ökumene".

Außerdem beschäftigt sich Schmidt-Leukel mit dem christlich-buddhistischen Dialog. Neben Unterschieden gebe es hier auch viel Verbindendes. Die verbreitete Deutung des Buddhismus als eine Form des Atheismus lehnt der Wissenschaftler ab. Zwar glaubten Buddhisten nicht an einen Schöpfergott, aber durchaus an eine letzte transzendente Wirklichkeit. Inzwischen gebe es eine wachsende Zahl von Menschen, die sich gleichzeitig beiden Religionen, Christentum und Buddhismus, zugehörig fühlen.

In seinen jüngsten Forschungsarbeiten beschäftigt sich Prof. Schmidt-Leukel mit dem Phänomen einer multireligiösen Identität, die sich aus verschiedenen religiösen Traditionen speist. Außerdem geht er der Frage nach, wie sich das Christentum verändert, wenn es Einsichten aus anderen Religionen integriert, und wie Buddhisten aus ihrer Sicht heraus andere Religionen verstehen.

In der Lehre geht es ihm vor allem darum, den Studierenden zentrale Grundkenntnisse anderer Religionen zu vermitteln. Darüber hinaus konzentrieren sich seine Lehrveranstaltungen auf die Pluralismusfähigkeit der Religionen und die Chancen einer interreligiösen Theologie.

An der Stadt Münster schätzt der neuberufene Hochschullehrer die hohe Studentendichte, das gehobene Niveau und das besondere Flair eines "Bildungsbürgertums im positiven Sinne". In seiner Freizeit kocht Schmidt-Leukel gerne. Da nimmt es nicht wunder, dass eines seiner Bücher den Titel "Die Religionen und das Essen" trägt. (upm)


Homepage von Prof. Dr. Perry Schmidt-Leukel an der Evangelisch-Theologischen Fakultät