Die Werte der Anderen

Prof. Dr. Hans Joas sprach in der Ringvorlesung über die Achsenzeit-Debatte

Review Ringvorlesung Joas

Prof. Dr. Hans Joas sprach in der Ringvorlesung des Exzellenzclusters.

Gute Chancen für ein partnerschaftliches Gespräch zwischen den Religionen sieht der Soziologe Prof. Dr. Hans Joas. „Wir sind imstande, die Werte anderer Kulturen zu verstehen“, ist er sicher. Sein Vortrag beendete am Dienstagabend die Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ im Sommersemester.

Die technischen und geistigen Fortschritte zwischen 800 und 200 vor Christus bezeichnete Joas, einem Konzept von Karl Jaspers folgend, als Achsenzeit. Viele große Weltreligionen sowie die griechische Philosophie hätten darin ihre Wurzeln. Die Literatur versteht diese gleichzeitigen Veränderungen als Antwort auf vorangegangene Epochen. Ein systematisches Nachdenken über die menschliche Existenz habe die bloß mythischen Weltbilder abgelöst.

Philosophie als Vermittlerin

In seinem Vortrag zeichnete Joas diese ideengeschichtlichen Linien nach und leitete daraus Empfehlungen für die Gegenwart ab. Er hält das Bild von einer vermeintlichen „Überlegenheit des Westens“ für extrem problematisch. Der Leiter des Max-Weber-Kollegs in Erfurt rät zu Bescheidenheit und dem Willen zur Erneuerung in der jeweils eigenen Kultur.

Was an fremden Traditionen unvernünftig erscheint, erkläre sich häufig aus seiner kollektiven oder individuellen Entstehungsgeschichte heraus. Auf jeden Fall gelte es, den anderen Standpunkt ernst zu nehmen. Nur dann könne eine bessere Verständigung an die Stelle von Dogmen oder Radikalismen treten.

„Mich interessiert, wie Menschen mit völlig unterschiedlichen Weltbildern vernünftig miteinander über Werte reden können, zum Beispiel über Menschenrechte“, so Joas. Die Philosophie könne hier als Vermittlerin auftreten.

Die Vorlesung "The Transformation of Religion and of Multiple Modernities in Contemporary Globalization" von Shmuel N. Eisenstadt (Hebrew University, Jerusalem), die für den 21. Juli vorgesehen war, muss leider ausfallen. (bhe)