Wolf von Lojewski fordert Medienausbildung für Wissenschaftler

Fernsehjournalist betont: Forscher müssen der Öffentlichkeit „Rechenschaft ablegen“

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Dr. Eva-Maria Streier, Wolf von Lojewski, Christel Fomm und Prof. Dr. Hubert Wolf (v.l.) sprachen über die Entstehung des ZDF-Zweiteilers „Index. Die schwarze Liste des Vatikan“.

Wissenschaftler sind nach Ansicht des Fernsehjournalisten Wolf von Lojewski verpflichtet, auf die Öffentlichkeit zuzugehen. „Sie sollten ausgebildet werden, die Medien zu verstehen, und Rechenschaft über ihre Arbeit ablegen. Das ist der Auftrag derer, die das Privileg haben, zu forschen“, sagte er am Donnerstagabend bei einer Podiumsdiskussion der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Der Journalist sprach mit dem Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf und der Regisseurin Christel Fomm über das Verhältnis von Journalismus und Wissenschaft.

Dr. Eva-Maria Streier, Pressesprecherin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Moderatorin der Veranstaltung, schloss sich dem Appell von Lojewskis an die Wissenschaftler an. Die DFG, so Streier, unterstütze dieses Anliegen seit langem; so verleihe sie etwa gemeinsam mit dem Stifterverband den mit 50.000 Euro dotierten Communicator-Preis an Wissenschaftler, die sich besonders um die Vermittlung ihrer Forschungsergebnisse an die Öffentlichkeit bemühen. Hubert Wolf, der diesen Preis im Jahr 2004 erhielt, ist nach Angaben von Lojewskis ein dankbarer Gesprächspartner für Journalisten: „Er hat die höchste Stufe eines Wissenschaftlers erreicht: Er redet wie ein Mensch.“

Anfangs heftiger Streit zwischen Wissenschaftler und Drehbuchautoren

Grundlage der Diskussion in Münster waren Ausschnitte aus dem ZDF-Zweiteiler „Index. Die schwarze Liste des Vatikan“, den von Lojewski, Fomm und Wolf gemeinsam gedreht hatten. Deutlich wurde auch, welche Schwierigkeiten Wissenschaftler und Journalisten überwinden müssen, um zusammenzuarbeiten. „Es fing ganz schrecklich an“, erinnerte sich von Lojewski. Hubert Wolf habe sich mit den Drehbuchautoren heftig gestritten. Der Wissenschaftler bestätigte das: „In den ersten Entwürfen haben überall die Scheiterhaufen der Inquisition gebrannt. Das wird der historischen Wirklichkeit nicht gerecht, da habe ich protestiert.“ Christel Fomm bestand dagegen auf dramatischen Bildern, etwa dräuenden Himmeln mit schnellziehenden Wolken, wie sie in Münster sagte. „Das ist Klischee. Aber ich liebe das! Je einfacher und populärer wir das Thema umsetzen, desto früher am Abend läuft der Film und desto mehr Menschen erreicht er“, erklärte die Regisseurin – woraufhin Hubert Wolf erwiderte: „Aber irgendwann wird es falsch.“ Trotz aller Interessengegensätze habe man nach mehreren Jahren Vorarbeit gute Kompromisse gefunden, so Christel Fomm. Wolf von Lojewski zufolge verliefen die eigentlichen Dreharbeiten harmonisch. Der Journalist und der Wissenschaftler planen bereits den nächsten gemeinsamen Film. Das Thema wollten sie noch nicht verraten.

Die Gesprächsrunde war Teil der internationalen wissenschaftlichen Tagung „Inquisitionen und Buchzensur im Zeitalter der Aufklärung“ in Münster. Sie wurde organisiert vom DFG-Langfristvorhaben „Römische Inquisition und Indexkongregation“ am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte und vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der WWU, der zur Vermittlung von Forschungsergebnissen ein Zentrum für Wissenschaftskommunikation gegründet hat. (arn)