Pressemitteilung upm

Konflikte zwischen den Geschlechtern

Evolutionsbiologin Dr. Claudia Fricke leitet neue Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe an der Universität Münster

Münster (upm), 03. August 2012

Dr. Claudia Fricke
Dr. Claudia Fricke Foto: WWU

Das Institut für Evolution und Biodiversität der Universität Münster bekommt Verstärkung: Biologin Dr. Claudia Fricke baut dort mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine neue Nachwuchsgruppe auf. Die 39-jährige Wissenschaftlerin hat bis vor Kurzem an der Universität von East Anglia in Norwich, England, geforscht und ist nun im Rahmen des Emmy-Noether-Programms der DFG nach Münster gewechselt. Die Förderung beinhaltet neben der Finanzierung ihrer eigenen Stelle für zunächst vier Jahre auch die Mittel zur Einstellung zweier Doktoranden.

Claudia Frickes Forschungsobjekte sind Fruchtfliegen. Anhand dieser kleinen Insekten lassen sich viele Fragen besonders gut beantworten, da sie schnell und einfach im Labor vermehrt werden können und ihr Erbgut bereits hervorragend untersucht ist. Die Biologin widmet sich aus evolutionsbiologischer Perspektive einem "spannungsgeladenen" Forschungsthema: sexuellen Konflikten zwischen Männchen und Weibchen. Dabei geht es nicht um Rangeleien zwischen den Geschlechtern, sondern um unterschiedliche Interessen bei der Weitergabe der eigenen Erbinformationen an die Nachkommen.

"Männchen und Weibchen müssen miteinander interagieren, um sich erfolgreich fortzupflanzen. Dabei benutzen sie visuelle, sensorische oder chemische Signale zur Kommunikation. Diese Signale können aber zum Beispiel von den Männchen für ihre eigenen evolutionären Interessen zum Nachteil der Weibchen missbraucht werden", erklärt die Biologin den Konflikt. Sie gibt ein Beispiel: "Fruchtfliegen-Weibchen haben eine verkürzte Lebenszeit, wenn sie sich häufig paaren. Schuld sind bestimmte Proteine im Ejakulat, die bewirken, dass die Weibchen mehr Eier produzieren und sich einer zweiten Paarung mit einem anderen Männchen widersetzen." Diese Proteine steigern den Fortpflanzungserfolg der Männchen, wirken sich aber negativ auf den der weiblichen Fliegen aus – das erzeugt Druck auf die Weibchen, gegenzusteuern. Solche Prozesse können, so die Theorie, zu schnellen evolutionären Veränderungen von Merkmalen führen und zur Artbildung beitragen. Im Rahmen ihres neuen Forschungsprogramms möchte Claudia Fricke diese Zusammenhänge unter anderem mit experimentellen Selektionsversuchen ergründen.

Claudia Fricke, geboren in Goslar im Harz, hat nach einem Studium in Bremen und Göttingen an der Universität in Uppsala, Schweden, promoviert. Anschließend wechselte sie an die Universität von East Anglia. Als Gastwissenschaftlerin forschte sie an der Cornell University, USA, sowie an der University of New South Wales in Australien.

Ziel des Emmy-Noether-Programms ist es laut DFG, herausragende Postdoktoranden nach Deutschland zurückzuholen beziehungsweise ausländische Wissenschaftler für deutsche Forschungseinrichtungen zu gewinnen. Die Nachwuchswissenschaftler sollen die Möglichkeit erhalten, eine eigene Forschergruppe aufzubauen, um sich für eine wissenschaftliche Leitungsaufgabe, besonders als Hochschullehrer, zu qualifizieren.

Institut für Evolution und Biodiversität