Pressemitteilung upm

Image ist wichtiger als Defizit

Politikwissenschaftler: Olympische Spiele in London verursachen Infrastruktur-Probleme / Aber: Popularität wiegt mehr als Kostenspirale

Münster (upm), 26. Juli 2012

London hat aus Expertensicht zwar ein vernünftigeres Konzept der Haushaltsdisziplin als Peking und Athen, dennoch werden auch die Olympischen Spiele in der Stadt an der Themse nach dem Event spürbare negative Folgen haben. Der Politikwissenschaftler Dr. Henk Erik Meier von der Universität Münster sieht vor allem Probleme auf die Einwohner der Millionenstadt und alle Steuerzahler Großbritanniens zukommen. „Trotz intensiver planerischer Bemühungen wird London nach den Spielen wahrscheinlich ähnliche Probleme haben wie andere Ausrichterstädte: Die vielen neu errichteten Sportstätten werden nicht ausreichend genutzt werden, um die Kosten zu decken, die alleine die Instandhaltung verursacht", erklärt er und fügt hinzu: „Immerhin war das Budget im Vorfeld transparent, und es gab intensive Debatten über die Kosten, die ja vor allem die Steuerzahler treffen. Klar ist: Es geht immer auch um Image, Symbolik und Popularität."

Nach Worten des Juniorprofessors für Sozialwissenschaften am Institut für Sportwissenschaften werden in den Regionen Londons, wo für die Olympiade gebaut und modernisiert wurde, die Grundstückpreise zum Teil auf das Doppelte steigen. „Die Umstrukturierungssprozesse bewirken, dass bestimmte Stadtteile beliebter werden und sich die Wohnqualität deutlich verbessert. Aber eben auch, dass sozial schwache Bewohner darunter leiden und wegziehen müssen."

Ob es in Zukunft Olympische Spiele mit einer guten Haushaltsdisziplin und nachhaltigen Konzepten für Mensch und Land geben wird, sieht der Experte kritisch und verweist auf die an Katar vergebene Fußball-WM 2022. „Es hat den Anschein, dass die FIFA – und auf die Olympischen Spiele bezogen auch das IOC – in finanzieller Hinsicht mitnehmen, was sie kriegen können und der Nachhaltigkeitsgedanke eine untergeordnete Rolle spielt. Das ist insoweit verständlich, als viele Mitgliedsverbände  diese Events als zentrales Mittel zur Finanzierung des Sports verstehen. Westliche Gesellschaften werden sich aber fragen müssen, ob sie bereit sind, sich das zu leisten".

Juniorprofessor Dr. Henk Erik Meier