Pressemitteilung upm

Datenbank zu Shakespeare

Prof. Heinz Joachim Neuhaus wurde emeritiert

Münster (upm), 22. September 2010

Nach 37 Jahren Lehrtätigkeit am Englischen Seminar der WWU wurde Prof. Dr. Heinz Joachim Neuhaus zum Ende des Sommersemesters emeritiert. Prof. Neuhaus wurde im Sommer 1973 zunächst als wissenschaftlicher Rat und Professor an die Universität Münster berufen, im Juni 1976 zum ordentlichen Professor für Englische Philologie ernannt und schließlich 1977 auch Direktor des Englischen Seminars. Bei seiner Berufung an die WWU war Neuhaus einer der jüngsten Professoren in Nordrhein Westfalen und auch einer der ersten Lehrstuhlinhaber für das Fach Linguistik.

Prof. Neuhaus trug maßgeblich zur Etablierung der Linguistik in Münster bei. An der WWU hatte er diverse Ämter inne, unter anderem als Fachbereichsdekan, als Vorsitzender der EDV-Senatskommission, als Mitglied im wissenschaftlichen Beirat des Universitätsrechenzentrums und als Geschäftsführender Direktor des Englischen Seminars. Darüber hinaus leitete er jahrelang kommissarisch das Institut für Englische Sprache und Englische Literatur und ihre Didaktik.

Seit jeher wurde die Lehr- und Forschungstätigkeit von Prof. Neuhaus durch sein Interesse an den Einsatzmöglichkeiten von Computern in den Geisteswissenschaften und im Besonderen an der Computerlinguistik als Disziplin geprägt. So betreute er seit seiner Berufung ein elektronisches Großprojekt in der Shakespeareforschung, das auch jahrelang und mehrfach von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurde.

Dieses innovative, heute unter dem Namen "Shakespeare Database" laufende Projekt hat seit langem internationale Aufmerksamkeit erregt: auf beiden Seiten des Atlantik hat Prof. Neuhaus vor Fachgremien und auf Konferenzen darüber berichtet sowie in wissenschaftlichen Organen, aber auch mit Blick auf eine breitere interessierte Öffentlichkeit informiert und publiziert. So fanden zum Beispiel Präsentationen vor der internationalen Bücherwelt auf der Frankfurter Buchmesse statt, und auch das Computermagazin CHIP widmete sich seinerzeit dem Thema "Multimedia und Theater" mit Neuhaus' Datenbank als zentralem Beispiel und veröffentlichte ein ausführliches Interview mit Prof. Neuhaus als Spezialist für elektronische Datenbanken im Bereich von Sprache und Literatur.

Während seiner Tätigkeit an der Universität Münster nahm Professor Neuhaus mehrere Gastdozenturen an renommierten auswärtigen Universitäten wahr - etwa in Helsinki, an der Stanford University oder an der University of California at Irvine, USA. Vor allem wegen seines Know-how im Datenbankdesign wurde Prof. Neuhaus regelmäßig ins Ausland eingeladen. Seine wiederholten Forschungsaufenthalte an der Stanford University dokumentieren eine fruchtbare Forscherkooperation, und die intensiven Beziehungen zur University of California at Irvine resultierten unter anderem in einer Bitnet-Verbindung zwischen der dortigen Wortdatenbank und seiner Shakespeare-Datenbank im Englischen Seminar.

Schon früh erkannte Prof. Neuhaus den Reiz und die Effizienz interdisziplinären Arbeitens. Besonders am Anfang seiner Lehrtätigkeit in Münster suchte er den wissenschaftlichen und didaktischen Austausch mit anderen Fächern. Hier sind beispielsweise gemeinsame Doktorandenkolloquien mit Sprachwissenschaftlern des Germanistischen Instituts oder der Austausch von Lehrveranstaltungen in der Allgemeinen Sprachwissenschaft und der im Englischen Seminar angesiedelten Englischen Sprachwissenschaft zu nennen.

Als nachhaltig und andauernd erwiesen sich vor allem seine Kooperationen mit Computerfachleuten der Naturwissenschaften und mit Lehrenden der Betriebswirtschaft. Besonders erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch seine Leitung des Zentrums für angewandte Informatik (ZAI) in den 1990er Jahren und der dazu gehörende von ihm entwickelte interdisziplinäre Studiengang. Der Versuch von Prof. Neuhaus, die Grenzen zwischen Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften zu durchbrechen, zeigt sich auch an seinen Mitgliedschaften in akademischen Gesellschaften - etwa der "Association for Computational Linguistics", der "Association for Computing Machinery", der "Association for Symbolic Logic", der "Gesellschaft für Linguistische Datenverarbeitung", der "Indogermanischen Gesellschaft", der "International Phonetic Association", der "Linguistic Society of America".