Pressemitteilung upm

Interdisziplinäre Erforschung des antiken Niltals

Neu an der Universität Münster: Prof. Dr. Angelika Lohwasser

Münster (upm), 18. Dezember 2009

Prof. Dr. Angelika Lohwasser: Neue Professorin am Institut für Ägyptologie und Koptologie
Prof. Dr. Angelika Lohwasser: Neue Professorin am Institut für Ägyptologie und Koptologie Foto: WWU/ Peter Sauer

Mumien geistern nicht nur durch zahlreiche Gruselfilme, sondern im Mai 2010 auch durch den Münster-Tatort der ARD. Die begleitende wissenschaftliche Ausstellung im Archäologischen Museum der Universität Münster, WWU, kommt von Prof. Dr. Angelika Lohwasser und ihren Studenten.

Lohwasser ist seit diesem Semester neu am Institut für Ägyptologie und Koptologie der WWU. Einer ihrer wichtigsten Forschungsschwerpunkte ist der "kulturelle Körper" im antiken Niltal (Ägypten und Nubien) auf regionaler, hierarchischer und chronologischer Ebene. Dabei ist ihr das vergleichende Arbeiten mit antiken Kulturen und mit Kulturen, die bis in unsere Zeit hineinreichen, ebenso wichtig, wie auch die Einbeziehung nicht-altertumswissenschaftlicher Methoden. Beides führe dazu, neue Erkenntnisse ans Tageslicht zu bringen.

Einen weiteren Schwerpunkt legt Lohwasser auf die archäologische Geländeerkundung (Kartierung, Überblick über Besiedlungsgeschichte) und auf Ausgrabungen im mittleren Niltal. Ihr Ziel ist es, herauszufinden, wie sich in dem Halbwüstengebiet im Nordsudan in der Antike der Verkehr organisierte. Denn politisch herrschte nur in den Zentren ein anerkanntes Könighaus. In der Peripherie des Umlands hatten dagegen teils rivalisierende Stammesgruppen das Sagen. Durch das unwegsame Gelände führte die wichtigste Verbindung zwischen zwei Hauptstädten (Napata und Meroe) dieses antiken Reiches, das in der Forschung das „Reich von Kusch" genannt wird. Im Februar/März 2010 reist Prof. Lohwasser mit zwei Master-Studentinnen der Uni Münster in die Region, um vor Ort zu forschen.

Auch der kulturelle Austausch zwischen Ägypten und Phönizien auf der einen und Kusch auf der anderen Seite ist ein Thema ihrer Arbeit. Ihre Untersuchungen beziehen die Ikonographie und die Bilddeutung ebenso mit ein wie die aufschlussreiche Objektkunde - etwa bestimmte Amulette, Neujahrsflaschen oder dekorierte Bronzeschalen.

Interdisziplinarität ist der 42-Jährigen sehr wichtig. Sie arbeitet eng mit der Afrikanistik, der Ethnologie, der Soziologie und der Geschlechterforschung („gender studies") zusammen. In der Lehre beschäftigt sie sich mit der Archäologie, Kulturgeschichte und den Sprachstufen Ägyptens. Am Institut will sie sich vor allem für intensive Quellenarbeit und ein praxisnahes, berufsorientiertes Arbeiten einsetzen.

An Münster schätzt die gebürtige Wienerin die kurzen Wege und - nach ihren dezentralen Erfahrungen in Berlin - die besonders zentrale Lage der Uni. Kritische Worte findet sie nur für den Öffentlichen Nahverkehr: „Die Busse fahren in Münster selbst in den Stosszeiten nur alle 20 Minuten und man muss zu oft umsteigen." In Münster fühlt sie sich aufgrund des „gewachsenen Stadtbildes" heimisch wie in Wien, vermisst allerdings die Wiener U-Bahn. „Die kam alle drei Minuten." In ihrer kargen Freizeit fährt die Mutter von drei Kindern gerne Ski, hört Opern (am liebsten Giuseppe Verdis „Rigoletto"), liest italienische Krimis (etwa von: Andrea Camilleri) und macht Orientalischen Tanz.