Pressemitteilung upm

Zukunft für den Naumburger Dom

Zwei Nachwuchswissenschaftler der WWU Münster an Graduiertenkolleg beteiligt

Münster (upm), 02. September 2009

Der Westchor des Naumburger Domes
Der Westchor des Naumburger Domes Foto: Vereinigte Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, Fotograf: Matthias Rutkowski

Der Naumburger Dom gehört zu den wichtigsten Sakralbauwerken Deutschlands. Seinen Ruhm verdankt er insbesondere dem gegen 1250 errichteten Westchor, dessen bildhauerische Ausstattung in der Geschichte der europäischen Skulptur einen bedeutenden Rang einnimmt. Hinzu kommt, dass der Naumburger Westchor als einheitlich konzipiertes wie auch einheitlich ausgeführtes großes Ensemble von Architektur und architekturbezogener Skulptur ein Denkmal von kunst- und kulturgeschichtlicher Bedeutung ist, das auch international ausstrahlt. Mit knapp 1,5 Millionen Euro unterstützt die "VolkswagenStiftung" ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Westchor des Naumburger Doms. Das Besondere daran: Das Vorhaben wird in Form eines Graduiertenkollegs realisiert - rund ein Dutzend junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können so von der Förderung profitieren. Beteiligt sind auch zwei junge Wissenschaftler vom Institut für Kunstgeschichte der WWU Münster.

Zahlreiche zentrale Forschungsfragen sind bis heute nicht beantwortet. Daher bedarf es nach Einschätzung von Experten einer systematischen Befundsicherung, die dem heutigen kunsttechnologischen und bauforscherischen Standard entspricht. Vonnöten sind dafür sowohl eine eingehende Erschließung der Farbfassung der Skulpturen als auch bauarchäologische Untersuchungen. Eine neue Sichtung der historischen Quellen geht mit diesen Arbeiten Hand in Hand. Auch aus konservatorischer Sicht ist nach den zuletzt, in den frühen 1960er Jahren erfolgten Maßnahmen eine gründliche Bestimmung des Status quo für die weitere Erhaltung der Skulpturen und ihrer Farbfassung unerlässlich. Erforderlich ist darüber hinaus ein modernes Kulturmarketing. Möglichst vieles davon soll im Zuge des "Naumburg Kollegs" angegangen werden.

Gemeinsam mit ihrem Doktorvater Prof. Dr. Joachim Poeschke untersuchen Sabine Treude und Peter Bömer seit Juli sowohl die Funktion und die Interpretation des Skulpturenensembles als auch dessen Verortung in den Kontext der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte. Sie lassen sich in drei Komplexe zusammenfassen: Das künstlerische Profil des »Naumburger Meisters« und seiner Werkstatt, die Stifterstatuen, der Lettner und seine Reliefs. Als vierter, in der bisherigen Forschung nur peripher berührter Fragenkomplex käme derjenige hinzu, der von der Untersuchung der Farbfassung der Skulpturen ausgeht.

Eines der Dissertationsvorhaben hat die Stifterstatuen und deren Voraussetzungen in der mittelalterlichen Skulptur zum Gegenstand, ein zweites konzentriert sich auf den Westlettner. Aus der überregionalen Bedeutung der Naumburger Skulptur ergibt sich, dass die in Naumburg festzustellenden Befunde nicht nur, wie bisher oft geschehen, in einem regionalen geschichtlichen und kunstgeschichtlichen Zusammenhang, sondern in einem größeren, europäischen kunst- und kulturgeschichtlichen Kontext gesehen und beurteilt werden müssen. In diesem Sinne will das Projekt nicht zuletzt auch einen Beitrag zur Erforschung des im 13. Jahrhundert von Frankreich nach Deutschland sich vollziehenden Kunst- und Kulturtransfers leisten.

Naumburgkolleg