Münster (upm), 26. Juni 2009
In bewährter Tradition hält auch in diesem Jahr wieder ein
herausragender Biologe die Bernhard Rensch-Vorlesung an der WWU. Diesmal geht
es - ganz im Zeichen des Darwin-Jahres - um das Thema Evolution. Prof. Dr. Axel
Meyer von der Universität Konstanz zeigt am Dienstag, 30. Juni 2009, unter dem
Titel „Darwins Traumseen: Wo kommen all die Arten von Buntbarschen her?",
wie die Evolution in kurzer Zeit auf engem Raum eine beeindruckende
Artenvielfalt hervorbringen kann. Beginn ist um 11.15 Uhr in der Aula im Schloss,
Schlossplatz 2. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Axel Meyers Steckenpferde sind Buntbarsche in verschiedenen
afrikanischen Seen wie dem Viktoriasee. In diesen Seen gibt es eine Reihe von
Buntbarsch-Artengruppen, die einen zügigen Evolutionsprozess durchlaufen
haben. Die verschiedenen Arten zeigen dabei vielfältige Anpassungen in ihrem
Verhalten und Körperbau. Meyer stellt in seinem Vortrag Beispiele der Feld- und
Laborforschung an den Artenschwärmen der Buntbarsche Afrikas und
Zentralamerikas vor. Evolutionsökologie und Genetik der Buntbarsche zeigen,
dass gerade diese Fische das beste Modell für Studien zur Artentstehung ohne
geografische Trennung sind.
Der Hintergrund: Charles Darwin argumentierte, dass neue
Arten durch stetig verbesserte Anpassungen entstehen. Diese Aussage implizierte
das Leben im gleichen Lebensraum und verlangte keine geografische Trennung von Populationen. Im Gegensatz dazu sehen Darwins intellektuellen
Nachfahren wie Theodozius Dobzhansky und Ernst Mayr eine geografische Trennung als
unbedingt notwendige Vorraussetzung für die Ausbildung unterschiedlicher,
spezialisierter Merkmale. Denn ohne geografische Barrieren könnten
homogenisierende Gene zwischen verschiedenen lokal angepassten Individuen
zweier Populationen ungehindert ausgetauscht werden. Dadurch könnten sich keine
- für die Artbildung nötigen - genetischen Unterschiede über Generationen
hinweg akkumulieren, so die Argumentation.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigten empirische und theoretische Studien jedoch, dass es auch
ohne geografische Trennung zur Entstehung neuer Arten kommen kann. Auch die
genetische Basis für solche Mechanismen und die verhaltensbiologischen Entscheidungen
der Partnerwahl werden zunehmend besser verstanden.
Zur Bernhard Rensch-Vorlesung lädt der Fachbereich Biologie
jährlich seit dem 80. Geburtstag von Prof. Dr. Bernhard Rensch im Jahr 1980
ein. Prof. Rensch, selbst ein herausragender Evolutionsbiologe, war von 1947
bis 1968 Professor für Zoologie an der Universität Münster.
Axel Meyer (Jahrgang 1960) studierte Biologie an den
Universitäten Marburg, Kiel, Miami, Berkeley und Harvard. Er erhielt seinen Ph.D.
im Jahr 1988 in Zoologie von der "University of California" in Berkeley. Seit
1997 ist er Professor für Zoologie und Evolutionsbiologie an der Universität
Konstanz als Nachfolger von Hubert Markl. Zu seinen Auszeichungen zählen der
„Ernst Mayr Award" der Universität Harvard, der Akademiepreis der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und die Mitgliedschaft in
der Leopoldina, der deutschen Akademie der Naturforscher. Er hatte
Gastprofessuren an den Universitäten Stanford, Berkeley und Ottawa
inne. Seine Hauptforschungsfelder innerhalb der Evolutionsbiologie sind
molekulare Phylogenetik, evolutionäre Genomik und Probleme der genetischen
Basis von Adaptationen und neuen Arten. Axel Meyer veröffentlichte mehr als 250
Artikel in namhaften Periodika wie Nature und Science sowie zahlreiche Beiträge
in Tageszeitungen. Er ist Autor der wöchentlichen Kolumne „Quantensprung" im
Handelsblatt. 2008 wurde er mit dem „Communication-Preis" der europäischen „Molecular
Biology Organisation" (EMBO) ausgezeichnet.