Pressemitteilung upm

Bakterien betreiben "Minifabriken"

Neu an der WWU Münster: Prof. Dr. Christoph Wittmann

Münster (upm), 09. Januar 2008

Wittmann
Wandelt Bakterien in Minifabriken um: Prof. Dr. Christoph Wittmann Foto: Sauer

Jährlich werden weltweit rund zwei Millionen Tonnen Aminosäuren in der Pharma-, Lebens- und Futtermittelindustrie benötigt. Die Säuren dienen als Geschmacksverstärker in Fertiggerichten oder als Zusatzstoffe in Futtermitteln. Fachmann für industrielle Systembiotechnologie ist Prof. Dr. Christoph Wittmann, neuer Hochschullehrer am Institut für Biochemie des Fachbereichs Chemie und Pharmazie der Universität Münster.  

Hauptproduzenten der Aminosäuren sind im Erdreich lebende Mikroorganismen. In den winzig kleinen, aber sehr komplexen Bio-Reaktoren laufen bis zu mehrere tausend Stoffumwandlungen ab. Prof. Wittmann untersucht etwa das Bodenbakterium Corynebacterium glutamicum, um dessen Lysin-Stoffwechsel für die industrielle Produktion zu optimieren. Sein Ziel: Produktionsprozesse aus nachwachsenden Rohstoffen zu entwickeln und zu optimieren - vor allem vor dem Hintergrund einer Verknappung petrochemischer Rohstoffe und des CO2-bedingten Wärmeanstiegs.  

Für seine innovative Arbeit wurde der Forscher bereits 2003 mit dem Young Scientist Award der European Federation of Biotechnology ausgezeichnet. Seine Habilitation legte er mit einer Arbeit über quantitative Charakterisierung biologischer Systeme ab. "So erhält man detaillierte und faszinierende Einblicke in das komplexe Innenleben der Mikroorganismen", erklärt Prof. Wittmann. "Wenn wir wissen, welche Enzyme welche Prozesse bewirken, ist es uns möglich, gezielt in die Schaltzentrale der Bakterien einzugreifen. So können wir Gene, die bestimmte Enzyme steuern, gezielt verstärken oder abschalten." Der Vorteil: Bakterien lassen sich so in hocheffiziente "Minifabriken" umwandeln. An der WWU will er eine Brücke schlagen zwischen Biologie und Chemie - vor allem durch gemeinsame Forschungsinitiativen, etwa in der Molekularbiologie.  

Der 40-jährige Vater von drei Kindern, der vor seinem Wechsel an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken tätig war, schätzt Münster als Stadt "mit genau der richtigen Größe, einer grünen Lunge und sich wohlfühlenden Menschen". Privat spielt der gebürtige Erlanger mit Freunden oder seinen Kindern gerne Fußball, pflegt seine Orchideen und seine Aquarien. Entspannung findet er auch beim Bergwandern in Südtirol und in der Schweiz, etwa beim Erklimmen des 3769 Meter hohen Monte Chevedale.  

 

Institut für Biochemie, AG Prof. Wittmann