Pressemitteilung upm

Der heilige Gral im Film

Wissenschaftlicher Nachwuchs der Universität stellte sich vor

Münster (upm), 11. Mai 2006

Aktuelle Bücher und Filme halten die Faszination für das Mittelalter nicht nur aufrecht, sondern bedienen sich auch dieser. Mit jahrhundertealten Überlieferungen befasste sich auch der Vortrag von Swantje Huse am "Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses" der Universität Münster. Unter dem Titel "Parzival und der Gral im Film" stellte sie ihr Forschungsprojekt in der Aula des Schlosses zu Münster vor.

Auch in neueren Filmen geht es, wenngleich manchmal nur am Rande, um den heiligen Gral: Der Kelch aus dem Jesus bei seinem letzten Abendmahl trank und der das Blut Jesu bei der Kreuzigung auffing. Eng verbunden mit der Geschichte des Grals sind die Erzählungen um König Artus und des Ritters Parzival, der sich von einem einfältigen, bäurischen Jungen zum vollendeten, religiös inspirierten Ritter entwickelt. Bevor es so weit ist, muss er allerdings Abenteuer erleben, die ihn reifen lassen.

Anhand von Filmbeispielen zeigte die Romanistikstudentin und wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Romanistik der Universität Münster einige Aspekte, die dem Gral zugeschrieben werden: In dem Film "Indiana Jones und der Letzte Kreuzzug" verleiht er Unsterblichkeit, wenn man aus ihm geheiligtes Wasser trinkt. "So wird er hier, je nachdem, ob man den christlichen oder den keltischen Ursprungsmythen folgt, als Hostienbehälter beziehungsweise ewiger Nahrungsspender dargestellt", so Huse.

In "Ritter der Kokosnuss" wird die Unerreichbarkeit des Grals herausgestellt: Nur Auserwählte können ihn zu Gesicht bekommen. Und in "König der Fischer" wird die Heilwirkung thematisiert. "Der Film darf als Kulturvermittler nicht unterschätzt werden", betont Swantje Huse. Unterhaltungsfilme transportieren den beliebten mittelalterlichen Gralsstoff nicht nur in die Moderne, sondern auch in ein neues Medium. Sie schreiben somit die Geschichte fort und tragen sich damit selbst ein in die Gralslegende.

In der Literaturwissenschaft hat die Methode der Filmanalyse längst Einzug gehalten: Eignet sie sich doch für die Untersuchung der Umsetzung komplexer Stoffe. Wenn man Filme als Texte auffasst, können sie auch ebenso interpretiert werden wie Bücher. Filme sind allerdings mehrdeutig: die Geschichte wird wie ein Buch erzählt, doch hat der Film mehr Möglichkeiten der Umsetzung zu Verfügung.

"Wir wollen nicht nur im Elfenbeinturm arbeiten, sondern uns auch der Öffentlichkeit präsentieren", beschreibt Dr. Johannes Myssok vom Institut für Kunstgeschichte der Universität Münster das Ziel des "Tags des wissenschaftlichen Nachwuchses". 25 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Fachbereichen Geschichte/Philosophie und Philologie stellten in der Aula des Schlosses unter dem Motto "Wort und Bild" ihre Forschungsschwerpunkte vor.